Mehr Händler betroffen

Weniger Insolvenzen, aber auch weniger Neugründungen

26.06.2008
Sowohl die Unternehmens- als auch die Privatinsolvenzen haben in Deutschland im ersten Halbjahr 2008 abgenommen, heißt es von Creditreform. Die Insolvenzen im Handel haben jedoch gegen den Trend…

Sowohl die Unternehmens- als auch die Privatinsolvenzen haben in Deutschland im ersten Halbjahr 2008 gut abgenommen, heißt es vom Verband der Vereine Creditreform e.V. Die Insolvenzen im Handel haben jedoch gegen den Trend leicht zugenommen.

Die Unternehmensinsolvenzen sind in dem Zeitraum gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres um 5,1 Prozent auf 14.400 Fälle zurückgegangen, die der Privatinsolvenzen um 7,2 Prozent auf 48.350. Sonstige Insolvenzen wie die durch überschuldete Nachlässe oder von ehemaligen Selbständigen beziehungsweise Gesellschaftern reduzierten sich um 10,6 Prozent auf 13.950 Fälle.

Insgesamt errechnete Creditreform für das erste Halbjahr 2008 rund 76.700 Insolvenzen, was ein Minus von 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.

In Westdeutschland haben die Unternehmensinsolvenzen nur um 2,7 Prozent auf 11.350 Fälle abgenommen, in Ostdeutschland dagegen um 13,4 Prozent auf 3.050 betroffene Unternehmen.

Ähnlich war es auch mit den Privatinsolvenzen. In den neuen Bundesländern verzeichnet die Creditreform-Studie hier ein Minus von 14,9 Prozent auf 11.950 Fälle, in Westdeutschland hingegen nur einen leichten Rückgang von 4,4 Prozent auf 36.400 Fälle.

Den Experten zufolge ist die Erholung bei den Privatinsolvenzen weniger auf eine Verbesserung der Situation der Überschuldeten zurückzuführen als vielmehr auf die Kürzung der Beratungsmittel von Seiten der Gerichte.

Der Schaden durch Unternehmensinsolvenzen soll sich im ersten Halbjahr 2008 auf 15,3 Milliarden Euro belaufen, 900 Millionen weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der mit 10,2 Milliarden Euro größte Teil davon entfällt auf private Gläubiger, der öffentlichen Hand gehen 5,1 Milliarden Euro durch die Lappen.

Die Zahl der Beschäftigten, die durch Unternehmensinsolvenzen ihre Stelle verloren haben, ist von 188.000 auf 164.500 um 12,5 Prozent deutlich gesunken. Spektakuläre Fälle waren 750 betroffene Angestellte des Küchenherstellers Astroh und 500 Arbeitsplatzverluste durch die Insolvenz von Pro-Markt.

Im verarbeitenden Gewerbe haben die Insolvenzen mit 25 Prozent auf 1.170 Fälle am deutlichsten abgenommen, im Handel war dagegen eine leichte Zunahme von 2,7 Prozent auf 3.410 Fälle zu verzeichnen.

Die meisten Fälle betrafen Kleingewerbetreibende, deren Anteil allerdings auf 53,2 Prozent leicht abgenommen hat. Zugelegt haben dagegen die Insolvenzen von GmbHs, nämlich von 30,6 auf 32,8 Prozent. Ein Drittel aller Konkurs anmeldenden Unternehmen waren nicht mehr als vier Jahre alt.

Unternehmen im Kreis München waren mit einem Creditrefoirm-Risiko-Indikator von 0,9 Prozent am wenigsten insolvenzgefährdet, die aus Osterode im Harz und aus Herne mit einem CRI von 3,8 respektive 3,74 am meisten.

Neugründungen sind wie die Insolvenzen leider auch zurückgegangen. Im ersten Halbjahr wurden 413.700 Gewerbeanmeldungen registriert, ein Minus von 6,3 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Die Zahl der Abmeldungen ist um drfei Prozent auf 349.300 Fälle ebenfalls etwas zurückgegangen.

Creditreform registerierte im ersten Halbjahr 2008 rund 67.000 wirtschaftsaktive Neugründungen, durch die zirka 166.000 neue Arbeitsplätze entstanden sind.

Für 55,7 Prozent der jungen Unternehmen sei es allerdings schwieriger geworden, Investitionskapital zu erhalten, womit auch ihr Risiko steige, so Creditreform.

Obwohl Frauen nur 21 Prozent der neu gegründeten Unternehmen geschäftsführend leiten, sind sie im Einzelhandel und bei personenbezogenen Dienstleistungen teils deutlich aktiver als ihre männlichen Kollegen. Und 49,4 Prozent der von Frauen gegründeten Unternehmen beschäftigen mindestens zwei Arbeitnehmer, bei allen Unternehmensneugründungen liegt der Anteil um fünf Prozentpunkte niedriger. (kh)

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