Wenn die Chemie nicht stimmt, hält sich kein Manager lange

26.09.2002

Völlig überraschend musste Ernst Holzmann, Deutschland-Geschäftsführer bei NEC-Mitsubishi, vergangenen Mittwoch seinen Schreibtisch räumen. Zoff mit dem neuen, japanischen Europachef Katsuhiko Koike, der erst im Mai 2002 seinen Job antrat, wird als Hauptgrund für Holzmanns plötzlichen Abgang unter Brachenkennern gehandelt (siehe Artikel auf Seite 10 der vorliegenden Ausgabe). Es ging zwischen den beiden Managern sicher auch um sachliche Unstimmigkeiten. Besteht ein gutes Verhältnis, lassen sich diese in der Regel ausräumen. Aber wenn die Chemie nicht stimmt und sich die Beteiligten nicht riechen können, ist die Trennung vorprogrammiert. So auch in diesem Fall.

Holzmann ist damit nur ein Fall von vielen. Auch der Ex-Computer-2000-Geschäftsführer Roland Apelt kam mit seinem Vorgesetzten, Europachef Graeme Watt, nicht klar. Die beiden konnten sich nicht leiden, war später vielfach von Unternehmenskennern zu hören. Die beiden hier aufgezählten Beispiele sind keine Einzelfälle: Wenn die zwischenmenschliche Basis mit dem Vorgesetzten nicht stimmt, kann sich kein Manager auf Dauer halten. Auch Eckhard Pfeiffer, Ex-Compaq-CEO, kann davon sicher noch ein Lied singen. Sein endgültiger Stolperstein war die damalige graue Eminenz im Hintergrund bei Compaq: Ben Rosen.

Keiner wird natürlich mit der offiziellen Begründung "ich konnte ihn nicht leiden" oder "er war mir von Grund auf unsympathisch" gefeuert. Vordergründig spielen bei diesen Entscheidungen natürlich "knallharte Fakten" die erste Geige: Der Geschasste hat seinen Forecast nicht erfüllt, Partner verärgert, Mitarbeiter schlecht behandelt, seine geplanten Umsätze nicht erreicht oder einfach "Mist gebaut", was sich dann negativ in der Bilanz niederschlug.

In guten Zeiten dürfte es schwierig sein, vorhandene Antipathie erfolgreich zu begründen. Die Geschäfte laufen gut, schwarze Zahlen und Zielerreichung übertünchen oftmals die zwischenmenschlichen Probleme. In Flautejahren, in denen jede Vertriebsabteilung hart kämpfen muss, um - wie im laufenden Geschäftsjahr - über die Runden zu kommen, ist Schluss mit lustig: Die vorher nur unterschwelligen Aggressionen kommen dann auf den Tisch. Wer den Kürzeren dabei zieht, bestimmt die hierarchische Hackordnung.

Soziologen und Verhaltensforscher gehen davon aus, dass Gefühle der Sympathie oder Antipathie in der (eigentlich) von Fakten und Zahlen regierten Arbeitswelt eine weit größere Rolle spielen, als wir uns eingestehen wollen. Letztendlich bestimmen das diffuse Zwischenmenschliche oder so genannte "weiche Faktoren", wer in einem Unternehmen gefördert wird und wer nicht. Und das gibt den Ausschlag dafür, wer die Karriereleiter nach oben steigt oder wer sich ab morgen einen neuen Job suchen kann. Immer in der Hoffnung, dass man mit dem nächsten Chef dann die gleiche Wellenlänge teilt.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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