Wer braucht den Tablet-PC?

14.11.2002

Man nehme vorhandene Technologie, schütte sie in einen Topf, füge ordentlich Geheimniskrämerei hinzu, rühre rund zwei Jahre und starte eine große Marketingkampagne. Was kommt heraus? Ein Tablet-PC!

Unter Federführung von Microsoft präsentierte die Industrie vorigen Donnerstag den Tablet-PC der staunenden Öffentlichkeit. Doch was ist daran neu? Ein Notebook, kombiert mit einem Touchscreen und einer Handschrifterkennung, soll der Hoffnungsträger der IT-Branche werden? Bill Gates preist den Tablet-PC an, als hätte er ihn selbst erfunden. Dabei ist die Idee uralt. Erinnern Sie sich: In den letzten 20 Jahren wollten Firmen wie Agilis, Apple, Eo, General Magic, Grid, Go Coporation oder Momenta mit einem stift-basierenden PC die IT-Branche revolutionieren und sind schmerzhaft auf die Nase gefallen. Mit dem Newton, dem Urahnen des PDAs und des Tablet-PCs, legte Apple bereits 1993 einen prominenten Flop hin. Und heute könnte dem Tablet-PC ein ähnliches Schicksal blühen. Zugegeben, er ist eleganter und bunter, aber wenn man ehrlich ist, am Prinzip hat sich die letzen 20 Jahre nicht viel getan.

Fazit: Zwei Fragen müssen sich die Entwickler des Tablet-PCs gefallen lassen: Wer braucht ihn? Und was noch viel wichtiger ist: Wer ist bereit, für ein elektronisches Kritzelbrett so viel Geld auf den Tisch zu legen? Die Entscheidung wird wie immer der Kunde treffen. Solange ein Tablet-PC zwischen 3.000 und 3.500 Euro kostet, dürfte die Zielgruppe recht klein sein und auch klein bleiben. Als Statussymbol könnte sich der Tablet-PC für eine elitäre Minderheit etablieren oder aber eine Marktnische ausfüllen, die es leider heute noch nicht gibt. Einen Ausweg aus der Krise der IT-Branche bietet der Tablet-PC jedenfalls nicht.

Hans-Jürgen Humbert

hhumbert@computerpartner.de

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