Western Digital: Auftragslage zieht wieder an, 2,5-Zöller auf dem Vormarsch

06.11.2003
Mit neuen Produkten will Western Digital neue Märkte erobern. ComputerPartner sprach mit Klaas de Vos, Vice President von WD, über die neuesten Produkte und Strategien des Festplattenprofis. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Die Umstrukturierung bei Western Digital ist abgeschlossen. Der Vertrieb bestand früher aus drei eigenständigen Regional-Verwaltungen; jede von ihnen betreute Distributoren und OEMs in ihrem jeweiligen Einzugsbereich. Da aber viele Firmen Standorte in mehreren Regionen besitzen, mussten diese mit mehreren unterschiedlichen Vertrieben von WD zusammenarbeiten. "Wir haben nun die drei Verwaltungen zusammengelegt und wollen damit unseren Vertriebspartnern die Zusammenarbeit erleichtern", erklärt Klaas de Vos, Vice President International Sales von Western Digital. "Aufgrund dieser Umstrukturierung musste Jens Hartmann, Sales Direktor Central und Eastern Europe, das Unternehmen verlassen", bedauert de Vos.

Auftragslage zieht wieder an

Während die PC-Industrie in den vergangenen Jahren über schwindende Umsätze klagte, war dies bei Festplattenherstellern nicht der Fall. "Wir sehen uns nicht nur als Komponentenlieferant der PC-Hersteller", erklärt de Vos. "Einen Großteil der Umsätze generieren wir aus Server- und Back-up-Lösungen." Und hier haben die Unternehmen auch in der Vergangenheit nicht gespart, so de Vos. Heute ordern auch große OEMs wieder Festplatten für Desktop-PCs. Die Auftragslage zieht wieder an, glaubt de Vos.

Aber nicht nur mit PC-Herstellern will de Vos in Zukunft gute Geschäfte machen, auch die UE-Industrie brauche schnelle Festplatten. In den meisten Spielekonsolen werkelt heute schon eine Festplatte, aber in Zukunft werden sie auch in vielen Fernsehern zu finden sein. Insgesamt sieht der WD-Vize die Wirtschaftslage schon wieder positiver, der Markt erhole sich langsam.

Enterprise-Platte für Spieler

"Die Diskussion, ob in einem Spielerechner eine Festplatte mit Serial-ATA-Schnittstelle oder eine mit EIDE-Schnittstelle eingesetzt wird, ist müßig", stellt de Vos fest. "Denn bis auf unsere Raptor ist keine Festplatte bislang fähig, wirklich die 150 MB pro Sekunde, die eine SATA-Schnittstelle liefern, kann auszunutzen."

Den Namen Raptor hat die WD-Platte aus dem Jurassic-Park-Film bekommen. Raptoren waren schnelle, sehr beweglich und gefährliche Raubsaurier. "Aufgrund der extrem hohen Datenübertragungsrate der Platte von rund 100 MB pro Sekunde bot sich dieser Name geradezu an", erklärt de Vos.

Obwohl die Raptor für den Enterprise-Markt in schnellen Servern konzipiert wurde, gilt sie heute als Geheimtipp bei Spielern. Die Spezifikationen der Platte - sieben Tage 24 Stunden Dauerbetrieb und fünf Jahre Garantie - sind Leistungsdaten, die ebenfalls nicht uninteressant sind. Im RAID-Verbund erhöhen sich die Leistungsdaten dementsprechend.

Aber nicht nur Spieler können die Raptor-Festplatten gut gebrauchen, auch in UE-Geräten lassen sie sich hervorragend einsetzen. "Die Platten sind schnell genug, um gleichzeitig zwei Sendungen aus dem Fernsehen gleichzeitig aufzuzeichnen", glaubt de Vos. Das ist nur eine Frage der Software. Nach seinen Informationen werden die ersten Rekorder, die dieses Feature beherrschen, schon auf der Cebit im nächsten Jahr vorgestellt werden.

2,5-Zoll kommt

"Der Markt für Notebooks brummt, dementsprechend steigt auch die Nachfrage nach kleinen Festplatten", stellt de Vos fest. "Western Digital wird deshalb im nächsten Jahr auch in diesen Markt für 2,5-Zoll-Platten einsteigen", führt er weiter aus. "Diese Information ist eigentlich noch top secret, aber schon im nächsten Sommer werden 2,5-Zoll-Platten von WD angeboten." "Alle Festplattenhersteller stehen unter Druck", gibt de Vos zu, "wer jetzt nicht für diesen Markt entwickelt und möglichst schnell ein Produkt anbieten kann, bleibt außen vor." Außerdem seien die Margen bei 2,5-Zoll-Platten höher als bei 3,5-Zoll-Disks.

Über die Distribution hält WD in Amerika einen Marktanteil von 35 Prozent, in Deutschland sind es 20 Prozent und in Asien nur 15 Prozent. "Wir haben noch viel zu tun, packen wir es an", gibt sich de Vos kämpferisch.

Meinung des Redakteurs

Trotz der Wirtschaftsflaute ging es den Festplattenproduzenten in den vergangenen Jahren nie richtig schlecht. Jetzt zieht langsam der PC-Markt wieder an, und gleichzeitig interessiert sich auch die UE-Industrie für Festplatten. Mit diesen neuen Märkten könnten Harddisk-Hersteller vor dem größten Aufschwung ihrer Geschichte stehen. Denn die Stückzahlen bei UE-Geräten übertreffen die der IT-Branche um einiges.

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