Das alles kann der kleine Strichcode

Wie Barcodes ganze Branchen verändern



Alexander Honigmann ist Director Sales Transport & Logistics and Manufacturing DACH Region bei Zebra Technologies. In dieser Rolle verantwortet er den technischen Handel.
Seit seiner Erfindung hat der Barcode die Geschäftswelt gründlich verändert. Auch heute noch treibt er die Entwicklung in Einzelhandel, Logistik und Gesundheitswesen voran - und die Möglichkeiten sind längst nicht ausgeschöpft.
Ein unscheinbarer Teil unseres Lebens - aber ein essenzieller Bestandteil für die betriebliche Transparenz in zahlreichen Branchen: der Barcode.
Ein unscheinbarer Teil unseres Lebens - aber ein essenzieller Bestandteil für die betriebliche Transparenz in zahlreichen Branchen: der Barcode.
Foto: Sashkin - shutterstock.com

Im Alltag werden Barcodes von vielen Menschen kaum wahrgenommen. Den meisten begegnen sie lediglich beim Einkaufen. Dort sehen sie ihn als eine Reihe von Strichen, mit denen Artikel an der Kasse gescannt werden. Aber der Barcode ist viel mehr als das. Er treibt Prozesse in allen Branchen an, vom Einzelhandel über das Gesundheitswesen bis hin zur Logistik. Schätzungsweise werden Barcodes bei mehr als einer Billion möglicher Produkte weltweit eingesetzt. Und diese Zahl wird noch weiter zunehmen, indem stetig neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden. So ist der Barcode mittlerweile zu einem der wichtigsten Werkzeuge des modernen Lebens geworden.

FMCB - Fast Moving Consumer Barcodes

Seit seiner Entwicklung im Jahr 1952 hat der Barcode den Einzelhandel erobert und damit verändert, wie wir einkaufen. In Geschäften erleichtert er Mitarbeitern, Artikel für Kunden schneller zu verarbeiten. Für zusätzliche Effizienz sorgt, dass Mitarbeiter Barcode Scanner mittlerweile auch mobil im gesamten Geschäft nutzen können.

Auch der Barcode selbst hat sich weiterentwickelt. Neben 1D-Barcodes, die aus der bekannten Abfolge von unterschiedlich breiten schwarzen und weißen Balken bestehen, gibt es auch 2D-Codes. Diese bestehen aus verschieden breiten Strichen oder Punkten, die auf einer quadratischen oder rechteckigen Fläche in zwei Dimensionen angeordnet und codiert sind. Dadurch lassen sich mehr Informationen speichern als in einem 1D-Barcode. Diese Technologie wird in Kombination mit einer Scanner-Waage von Zebra Technologies, die jede Art von Barcode lesen kann, bereits in zwei Filialen der amerikanischen Supermarktkette Schnucks eingesetzt.

Der unsichtbare Barcode

Eine weitere Neuheit im Barcode-Bereich stellt der vom US-Unternehmen Digimarc entwickelte unsichtbare Barcode dar. Der Digimarc-Barcode basiert auf dem Prinzip von Wasserzeichen und wird nur bei bestimmten Scannern sichtbar. So kann der Code beispielsweise unzählige Male auf einer Produktverpackung angebracht werden. Das erlaubt es, das Produkt in jeder Lage und aus jedem Winkel zu scannen. Diese Technologie ist deutlich fälschungssicherer und verkürzt den Scanvorgang deutlich. In Zukunft könnten sichtbare Barcodes vollständig aus den Regalen verschwinden und durch scanbare Verpackungen ersetzt werden.

Barcodes sind beim Einkauf im Einzelhandel inzwischen nicht mehr wegzudenken. Sie bieten aber viele Möglichkeiten, die weit über die Preiserfassung an den heute üblichen Scanner-Kassen hinausgehen.
Barcodes sind beim Einkauf im Einzelhandel inzwischen nicht mehr wegzudenken. Sie bieten aber viele Möglichkeiten, die weit über die Preiserfassung an den heute üblichen Scanner-Kassen hinausgehen.
Foto: George Rudy - shutterstock.com

Personal-Shopping - beziehungsweise Self-Scanning-Lösungen - bieten zudem weitere Möglichkeiten, den Einkauf effizienter und angenehmer zu gestalten. Mithilfe von professionellen Mobilgeräten oder auch ihren eigenen Smartphones können Kunden mittels einer Barcode Scanner App die gewünschten Artikel während des Einkaufs scannen und direkt in ihre Einkaufstüte packen.

Lesetipp: Self-Scanning im Einzelhandel - wie Verbraucher künftig einkaufen

Die Personal-Shopping-Lösungen erlauben Einzelhändlern zudem eine genaue Lokalisierung der Geräte in Echtzeit, um ihren Kunden eine bessere Orientierung im Geschäft zu ermöglichen und basierend auf Kaufpräferenzen personalisierte Produktvorschläge und Werbeaktionen anzubieten. Kunden haben außerdem die Möglichkeit, ihre Einkaufslisten direkt auf das Gerät herunterzuladen und schnellen Zugriff auf Produkt- und Allergie-Informationen zu erhalten.

Von der Filiale zum Lager

Der Barcode hat auch einen großen Einfluss darauf, wie Lebensmittel und andere Waren weltweit transportiert werden. Die Reise beginnt dabei im Lager. Durch den Einsatz von barcodefähigen Technologien wie tragbaren Scannern kann das Lagerpersonal Artikel effizienter kommissionieren, verpacken, lokalisieren, befördern, lagern und versenden. Dafür ist nicht nur die Hardware entscheidend, sondern auch die richtige Software, um die Lagerverwaltung agil zu gestalten und sicherzustellen, dass die gesammelten Daten ordnungsgemäß verarbeitet werden.

Lesetipp: Digitale Preisschilder: das neue Gesicht des Einzelhandels

Auch Mitarbeiter im Außendienst müssen in der Lage sein, den besten Service zu bieten. Dazu benötigen sie Tools, die ihnen einen Überblick über Aufträge, Kunden, Waren und Vermögenswerte geben. Mobile Anwendungen für die Ausstellung von Abhol- und Liefernachweisen sowie fürs Flottenmanagement tragen entscheidend dazu bei, diese hohen Standards zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Ähnlich wie im Lager ermöglichen auch im Außendienst der Einsatz von Barcodes und robuster Mobilcomputer die Kommunikation mit Kollegen und der Zentrale sowie eine entsprechende Nachverfolgbarkeit von Lieferungen und Abholungen.

Barcodes auch im Gesundheitswesen gefragt

Auch in Krankenhäusern und im Pharmabereich verbessern Barcodes die Prozesse. Viele Organisationen verlassen jedoch auch heute noch auf handschriftliche Dokumente. Die sind jedoch fehleranfällig und für Patienten mit Risiken behaftet, beispielsweise bei unleserlicher Handschrift oder Zahlen- und Buchstabendrehern. Der Barcode bietet hier gleich mehrere Vorteile.

Anstatt die Behandlung manuell mit Papier und Stift zu dokumentieren, können Barcodes und Scanner zusammen mit einer Lösung für das Patientenidentitätsmanagement verwendet werden. Damit lassen sich Patienten schnell und genau den richtigen Unterlagen, Medikamenten und Therapien zuordnen. So werden Fehler auf ein Minimum reduziert und die Patientensicherheit erhöht.

Auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bieten Barcodes zahlreiche Ansatzpunkte, um Prozesse zu verbessern, Fehler zu reduzieren, Mitarbeiter zu entlasten und die Servicequalität zu verbessern.
Auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bieten Barcodes zahlreiche Ansatzpunkte, um Prozesse zu verbessern, Fehler zu reduzieren, Mitarbeiter zu entlasten und die Servicequalität zu verbessern.
Foto: Refat - shutterstock.com

Um sicherzustellen, dass Pflegeteams bei der Pflege mehrerer Patienten effizient zusammenarbeiten, setzen Institutionen immer häufiger Mobilitätslösungen für das Gesundheitswesen ein. Diese Lösungen ermöglichen es dem Krankenhauspersonal, über Mobilgeräte zuverlässig miteinander zu kommunizieren und wichtige medizinische Informationen schnell und sicher bereitzustellen. Patientendaten können so unmittelbar gesammelt und ausgetauscht werden, was den Zugang zu den Vitalfunktionen der Patienten, zu Diagnosen, Bildgebung und vielem mehr ermöglicht. Dies macht Arbeitsabläufe effizienter und reduziert Fehlalarme, falsche Benachrichtigungen und kann sogar Todesfälle verhindern.

Schließlich werden Barcodes auch zur Überwachung und Optimierung der Gesundheitseinrichtung selbst verwendet. Dazu lassen sich etwa der Standort physischer Ressourcen wie der MRT-Geräte tracken, erfasste Daten in Echtzeit teilen und Analysen verbessern. Dies erhöht die Produktivität und Effizienz der Einrichtungen.

Track & Trace bei Tabakerzeugnissen und Arzneimitteln

Der Barcode spielt in vielen Branchen auch eine entscheidende Rolle bei der Verfolgung und Rückverfolgung von Artikeln. Ein Beispiel dazu: Um die zunehmende Produktpiraterie und den illegalen Tabakhandel zu bekämpfen, hat die Europäische Union (neben anderen Staaten) eine neue Richtlinie über Tabakerzeugnisse ratifiziert, die neue Verpflichtungen in der gesamten Tabaklieferkette durchsetzen und ihre Funktionsweise erheblich verändern wird. Seit 19. Mai 2019 müssen alle an der Herstellung und Vertrieb von Tabakerzeugnissen Beteiligten per Gesetz neue Maßnahmen umsetzen, um die Einhaltung der Vorschriften sicherzustellen. Dazu gehören Rückverfolgungssysteme mithilfe von einzigartigen Codes und Mobilcomputern, durch die der Weg jeder Packung von ihrem Ursprung bis zum Verkauf nachverfolgt werden kann.

Auch im Gesundheitswesen sind gefälschte Produkte ein Problem. Nach Schätzungen ist ca. ein Prozent der Arzneimittel gefälscht, die legal an die EU-Bevölkerung verkauft werden. Seit Februar 2019 müssen mehr als 400.000 Apotheken in Europa die Falsified Medicines Directive umsetzen, eine europäische Richtlinie zum Fälschungsschutz. Sie soll verhindern, dass gefälschte und illegale Arzneimittel in die Lieferkette dringen.

Nach der Richtlinie müssen Sicherheitsmerkmale auf einzelnen Verpackungen angebracht werden, durch die Medikamente identifiziert werden können. Apotheker können so auch überprüfen, ob die Umverpackung manipuliert wurde. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Authentizität von Medikamenten zu gewährleisten. Er bedeutet für die Akteure der pharmazeutischen Industrie aber auch, dass sie die Richtlinie ohne ein modernes Rückverfolgungssystem nicht erfüllen können.

Der Barcode hat seit seinen bescheidenen Anfängen 1952 einen langen Weg zurückgelegt und dabei nicht nur den Einzelhandel, sondern praktisch jede Branche verändert. Da täglich immer mehr Produkte und Dienstleistungen auf den Markt kommen, die an verschiedenen Stellen identifiziert und registriert werden müssen, werden der Barcode und seine Weiterentwicklungen auch weiterhin unverzichtbar bleiben. IT-Dienstleistern bieten sich daher auch künftig gute Möglichkeiten, auf Grundlage von Barcodes Geschäftsprozesse ihrer Kunden zu optimieren und Komplettlösungen mit Scannern, Kassen, Mobilgeräten und nachgelagerter Software anzubieten.

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