Wie Ingram Micro Konvergenz angeht

29.07.2004
Ingram Micro hat das Thema digitale Konvergenz weltweit als Fokusbereich definiert. Die Münchener Niederlassung wird den noch neuen Bereich allerdings anders angreifen als diebeiden Wettbewerber Actebis und Tech Data. Von ComputerPartner-Redakteurin Cornelia Hefer

"Das Thema digitale Konvergenz ist in den nächsten Jahren festin unseren Strategien verankert", sagte Gerhard Schulz, Sprecher der Geschäftsführung bei Ingram Micro, im Gespräch mit ComputerPartner. Während Actebis und Tech Data eigene Abteilungen für diesen Bereich gegründet haben, schlägt der Dornacher Broadliner einen anderen Weg ein.

"Eine eigene Geschäftseinheit macht für uns keinen Sinn. Wir greifen das Thema mit unseren bestehenden Abteilungen an", erklärt Schulz. LCD-TVs werden beispielsweise in das Portfolio der Display-Abteilung bei Ingram integriert, Digicams weiterhin von der Multimedia-Unit des Broadliners verkauft. "Die Bündelung der Aktivitäten wird bei uns über den Vertrieb erfolgen, da die Produkte zunächst im wesentlichen über Consumer Absatzkanäle wie Retail verkauft werden", führt Schulz aus.

Auch Ingram Micro wird in den noch neuen Geschäftsbereich investieren. "Wir werden neue Mitarbeiter einstellen und die Konvergenzprodukte an die Consumer-Electronics-Einkäufer bei den Partnern verkaufen", sagt der Manager. Denn der CE-Handelskanal sei ebenfalls so aufgestellt und unterteile seine Einkaufsabteilungen nach IT- und CE-Produkten. Das Marketing soll produktübergreifende Konzepte entwickeln und die Handelspartner mit Nutzenargumentation für ihre Endkunden unterstützen, erklärt der Geschäftsführer weiter.

Laut Schulz gibt es an der Partnerfront drei Zielgruppen, die das Thema digitale Konvergenz aufgreifen werden: die großen Flächenmärkte, Consumer-Electronics-Kooperationen wie Expert, Electronic Partner oder RIC sowie regional aufgestellte Händler mit eigenem Ladengeschäft.

"2005 wird ein Großteil der Konvergenzprodukte noch über die großen Retailer abgesetzt", ist sich Schulz sicher. Fachhändler mit eigenem Ladengeschäft würden wahrscheinlich erst 2006 beziehungsweise 2007 auf diesen Zug aufspringen, schätzt der Ingram-Manager. Die Chance für den Handel sieht Schulz in erster Linie "im Bedarf an Dienstleistung, die der Endverbraucher für Installation und Konfiguration für komplexe Home-Entertainment-Lösungen benötigt

Ingram Micro definiert das Thema digitale Konvergenz auch als "Wachstumssegment". Der Geschäftsführer kündigt bereits ein eigenes Fachhandelskonzept für die potenziellen Partner an, die sich künftig mit diesem Geschäftsfeld beschäftigen wollen. Insgesamt bewertet Schulz das noch am Anfang stehende Produktsegment als Chance für die IT-Distribution: "Den CE-Unternehmen steht die Kostenanpassung, die die IT-Hersteller bereits hinter sich haben, noch bevor. Aus diesen Gründen brauchen sie die IT-Logistiker, weil sie künftig ihre Strukturen denen der IT-Industrie anpassen werden."

Ingram Micro habe dazu die wichtigsten Weichenstellungen vorgenommen: "Im Bereich digitale Konvergenz haben wir gute Chancen, weil wir alle wichtigen Hersteller unter Vertrag haben und bereits die entsprechenden Produkte verkaufen. Außerdem arbeiten wir - im Vergleich zu den Wettbewerbern - nur mit einem Bruchteil der Kosten."

Meinung der Redakteurin

Ingram Micro orientiert sich bei seiner Weichenstellung zum Thema digitale Konvergenz strikt an den noch vorgegebenen Strukturen in der Handelslandschaft. Auch bei den großen Retail-Ketten wie Media-Markt, Saturn oder Karstadt existiert nach wie vor die Trennung von CE und IT, betrachtet man zum Beispiel die internen Einkaufsstrukturen. Wann hier der Vernetzungsgedanke wirklich abgebildet wird, ist noch nicht abzusehen.

Solides Wachstum

Nach Aussage von Gerhard Schulz, Sprecher der Geschäftsführung von Ingram Micro, wird der Broadliner das laufende Geschäftsjahr "über Plan abschließen". Außerdem - mit Blick auf die Wettbewerber - arbeite man weiterhin mit einer konstanten Mitarbeiterzahl. Auch das gefürchtete Sommerloch in der IT-Branche kommentiert Schulz positiv: "Die Ferienzeit hat 2004 eher wenig Einfluss auf den Umsatz." Sein Ausblick für das vierte Quartal lautet: "Das Jahresendgeschäft wird wohl besser als 2003. Denn die gesamtwirtschaftlichen Voraussetzungen sind gut." CH

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