"Wie läuft's denn so?"

19.02.2004

Es sind die Smalltalk-Floskeln, derer ich in dieser Woche überdrüssig wurde. Der naiv-provozierenden Frage "Was machen die Geschäfte?" zum Beispiel. Da bereitet man sich auf eine qualifizierte Beratung vor, schätzt sein Gegenüber auf die auswendig gelernte Körpersprache ein und wartet auf das Zeichen zum Palaver. Noch immer im Glauben an den Aufschwung, auf den ich seit Helmut Kohls Zeiten warte. Und dann kommt dieser Spruch! Dabei weiß ich zwar, wer die Geschäfte macht, aber nicht, was sie machen.

Es reizt schon, wahrheitsgemäß zu antworten, dass außer hemmungsfreiem Gerede und ebensolchen Angeboten für den Papierkorb kaum ein Euro in die Kasse wandert. Ausschreibungen sind margenfreie Beschäftigungsförderungsprogramme geworden. Glück hat der Kleinunternehmer, der keinen Zuschlag erhält. Verwaltungen, seit längerem mit unausgeglichenen Haushalten bedroht, spicken ihre Forderungskataloge mit Dezibelangaben und 24-Stunden-Vor-Ort-Service zu Preisvorstellungen kurzlebiger Internetversender.

Einerseits freut es mich, dass sich inzwischen die Qualität wieder als Entscheidungsmerkmal durchsetzt, andererseits zeigt es, wie kaputt der Markt durch die Massenproduktion niedrigpreisiger Wegwerfprodukte gemacht wurde. Inzwischen bestellen Schulen ihren EDV-Bedarf im Web, ohne Bedenken, ihre eigene Infrastruktur am Ort zu eliminieren. Wenn es um Praktikumsplätze geht, werden sie sich sicherlich an unsere Adresse erinnern. Aber selbst wenn ein Auftrag da ist, heißt es noch lange nicht, dass daraus ein Geschäft wird.

Seit über drei Wochen wartet einer meiner geduldigsten Kunden auf einen Drucker der Firma Canon. Techdata will vielleicht im März liefern, Ingram Micro verspricht von Woche zu Woche einen baldigen Liefertermin. Und wo stehen die ganzen Drucker zum Schnäppchenpreis? Richtig, beim Media Markt an der Rampe. Auf Anfrage nach einem verbindlichen Liefertermin wurde nur mitgeteilt, dass Canon die Retailer direkt beliefern würde. Der Fachhändler, der berät, vergleicht, unterschiedliche Folgekosten berechnet und letztendlich ein Produkt empfehlen will, wird vernachlässigt, an der Nase herumgeführt und vor seiner Kundschaft zum Deppen gemacht. Da bleibt nur zu erklären, dass Deutschlands größte Distributoren und Canon nicht fähig sind, einen popeligen 299-Euro-Drucker an die Händler zu verteilen. Letztendlich aber sind immer wieder die Kleinen die Dummen. So läuft's!

Mein Fazit: Um derzeit Smalltalk von Analyse zu trennen, bedarf es eines detektivischen Verstandes. Oft ist das eine das andere und umgekehrt.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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