Windows NT versus Unix: Der Kunde profitiert

14.01.1999

Vor drei Jahren habe ich mich bereits zu dem Thema Windows NT versus Unix geäußert. Damals fiel mein Urteil klar gegen Windows NT aus. Dem neuen Serverbetriebssystem fehlte es an ausreichender Funktionalität, Anwendungen und einem effizienten Vertriebskanal. Doch wie sieht heute der Vergleich aus?Zur Zeit ist der Kunde der Gewinner der NT-/Unix-Auseinandersetzung. Beide Kontrahenten werben um die Gunst der Endanwender, die sich nicht lange bitten ließen. Wer auf NT setzt, will das IT-Budget einigermaßen schonen. Was könnte zu dem vorherrschenden Frontend-Betriebssystem und -den -Anwendungen Microsofts besser passen als das NT-Server-Pendant? Zudem haben viele Softwarehersteller das NT-Potential erkannt: Lösungsanbieter für Client/Server-Architekturen wie auch Hersteller, die NT-Schwächen wie fehlende Multiuserfähigkeit und ungenügende Unterstützung von Client-Hardware mit ihren Produkten ausbügeln. So hat sich NT am Markt etabliert.

Auch die Unix-Anbieter haben Einiges getan. Intel-Server - das haben alle Unix-Anbieter erkannt - bieten ein weit größeres Wachstumspotential als Risc-Architekturen. So kündigte Unix-Pionier SCO ein Unix-Betriebssystem an, das die gleiche Funktionalität und Performance auf Sparc und Intel verspricht, und er arbeitet zusammen mit IBM an einem Betriebssystem auf der Basis des IA-64-Prozessors. Unix ist mehr denn je eine feste Marktgröße. Es bietet hunderte von

Anwendungen und einen gut funktionierenden Vertriebskanal.

Von alledem profitiert momentan der Kunde. Er kann aus der Fülle des Angebots ohne Blick auf das Betriebssystem auswählen. Er erlebt den Markt als den Garant seiner individuellen Wahlfreiheit. Auf lange Sicht jedoch könnte sich dies als Pyrrhussieg erweisen. Denn die Microsoft-Politik der proprietären Systeme und der Quellcode-Geheimniskrämerei legt die Hürden für potentielle Konkurrenten um so höher, je länger man die Redmonder Strategen gewähren läßt. Damit dies nicht geschieht und kein neues Monopol entsteht, müssen vor allem die amerikanischen Wettbewerbshüter Regeln finden, die in der Softwarebranche die Konkurrenz beleben und nicht ersticken. Dabei wird es auch um die Preisfrage gehen, "wie "proprietär" proprietäre Lösungen überhaupt sein dürfen. Vielleicht gehört die Zukunft ja doch den offenen Systemen.

Stephan Link ist Vorstandsvorsitzender der ComputerLinks AG in München.

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