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17.05.2001
WAP war ein Flop, UMTS lässt sich Zeit. Und das Wort Online-Dienst überlebt derzeit nur deswegen, weil es SMS, Klingeltöne und Handylogos gibt. Dieses Geschäft allerdings ist ausgesprochen lukrativ, wenn man junge Firmen wie Jamba betrachtet.

Die Berliner "Jamba AG" wurde im August 2000 von ehemaligen Alando-Pionieren gegründet. Das Metier, in dem sich Jamba bewegt, ist bereits gut mit Mitbewerbern bestückt. Internet-Portale gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Viele bieten WAP-Dienste wie Konto- oder Börsenabfragen ab - auch Jamba. Zum An-gebot des Portals gehören 250 WAP-Dienste und mehr als 750 SMS-Dienste. Allein in den zurückliegenden vier Wochen wurden mehr als drei Millionen WAP-Minuten über Jamba angefordert. Geld sieht Jamba dafür allerdings keines. Das wandert in die Taschen der Netzanbieter - zwischen 19 und 29 Pfennig je nach Anbieter.

In diesem Bereich liegt das Geld noch nicht im B-to-B-Geschäft - die Consumer bringen den Umsatz. Mittlerweile hat Jamba rund 500.000 Kunden. 60 Prozent der abgefragten Dienste fallen unter den Oberbegriff Entertainment. "Mit den SMS-Diensten kann man heute gutes Geld machen. In zwei bis drei Jahren allerdings wird die SMS komplett verschwunden sein", prophezeit Alexander Fuchs, Vertriebschef bei Jamba. Das Geschäft geht gut. Cash-Cow sind momentan eindeutig die mehr als 5.000 Klingeltöne und Logos auf der Jamba-Seite. Im März verzeichnete Jamba rund 150.000 Abrufe, davon 60 Prozent Logos. Doch es reicht nicht, die Klingeltöne und Logos nur auf der Portalseite von Jamba anzubieten.

Der Markt wird bereits jetzt aufgeteilt

Fuchs will bekannt sein im Markt. "Viele Handybesitzer haben kein Internet. Das vergisst man immer. Wir wollen auch sie erreichen," erklärt er. Deshalb ist der Handel für ihn ein wichtiger Multiplikator. Bereits im Oktober haben die Berliner die Jamba-Box auf den Markt gebracht. Das luftdicht verpackte Büchlein kostet rund 20 Mark und beinhaltet die Bestellnummern des kompletten Klingelton- und Logo-Angebots von Jamba. Fünf Logos sind kostenlos. Die Bestellung erfolgt ohne Internet. Die "Box" wird zum Beispiel über Saturn/Media-Markt oder Electronic Partner angeboten. Das ist praktisch, denn Media-Saturn (15 Prozent) und Electronic-Partner (zehn Prozent) sind Gesellschafter der Jamba AG. Weitere 15 Prozent hält Debitel. Die anderen Wiederverkäufer werden vom Distributor Dangaard versorgt. "Früher wurde der Handel bei so etwas komplett ausgespart. Wenn überhaupt bekam er eine magere Provision. Durch die Box können wir eine richtige Marge bieten," so Fuchs. Insgesamt wurden bislang mehr als eine Million Stück deutschlandweit verkauft.

Die Klingeltöne und Logos sind für Fuchs aber nur der Einstieg ins wahre Geschäft. "Später werden es andere Dienste sein, die Geld einbringen", hofft er. Es beunruhigt ihn keineswegs, dass WAP bislang nicht angenommen wurde, weder vom Privatanwender noch vom Business-Kunden. "Mit GPRS werden neue Dienste geboren", wendet er ein, "das ist wie bei DSL. Als die Technologie alltagstauglich wurde, war der Markt doch auch schon aufgeteilt." Die von Fuchs angesprochenen Dienste könnte man unter den Oberbegriff "Loca-tion Based Services" zusammenfassen. Im Klartext: Das Handy weiß, wo sein Nutzer sich gerade befindet - und verrät dies auch an den Diensteanbieter. Dieser kann dadurch zum Beispiel die nächstgelegene Pizzeria nennen oder allen Handybesitzern im Einkaufszentrum die neuesten Schnäppchen übermitteln. Vor kurzem hat Jamba gemeinsam mit T-Mobil den Jamba Finder in Leben gerufen. Mitglieder des Portals können diesen abrufen. "Mit dem Finder erspart man sich in einer fremden Umgebung die Frage ,Wo bin ich eigentlich?‘ und das Sich-Durch-fragen zum gewünschten Zielort", schwärmt Jamba-Vorstand Alexander Samwer.

Er ist sich sicher, dass dies die Cash-Cow von morgen sein wird. "Die Kunden sind gewohnt, dass das Handy im Gegensatz zum Internet nicht kostenlos ist. Also werden sie auch für neue Services bezahlen", mutmaßt er. Wenn das Portal das richtige Standing erreicht hat, wollen die Berliner auch an die Netzbetreiber herantreten, um die Hand für die abgerufenen WAP-Minuten aufzuhalten. Eine Airtime-Provision, so Vertriebsleiter Fuchs, sei nur gerechtfertigt. Im Jahr 2003 will Jamba profitabel sein. Bis dahin ist es das erklärte Ziel der Berliner, so bekannt wie möglich zu werden.

www.jamba.de; wap.jamba.de

ComputerPartner-Meinung:

Jamba macht es richtig. Im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern, die mobile Dienste krampfhaft an das Internet binden wollen und die Geschäftskunden anvisieren, konzentriert sich Jamba auf das, was jetzt schon Geld bringt. Auch wenn Klingeltöne manchem nur ein Lächeln entlocken, für Jamba bringen sie einen entscheidenden Vorteil: Die Berliner werden, wenn mobile Dienste irgendwann wirklich Geld bringen, bereits in den Köpfen der Kunden drin sein - und zwar mit einer guten finanziellen Basis, die Spielraum für den nächsten Schritt gibt. (gn)

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