"Wir sind Marktführer und brauchen innovative Produkte"

20.07.2000
Toshiba spielt Zukunftsmusik: Der Hersteller setzt neuerdings auf Lösungen und Dienstleistungen rund um das Thema WAP. Einzelheiten zur neuen Strategie gab General Manager Michael Fassbender auf der Expo in Hannover bekannt.

Im Zuge ihrer Neuausrichtung vom "reinen Hardware-Hersteller" zum "Mobile Vendor" erweitert die Toshiba Europe GmbH ihren Geschäftsbereich Computersysteme jetzt um die "Mobile Information Services": Der Hersteller wird professionellen Kunden künftig über ein eigenes WAP-Gate Lösungen und Dienstleistungen anbieten, die den Zugriff auf unternehmensinterne und externe Informationen ermöglichen. "Wir wollen unser Kerngeschäft keinesfalls außer Acht lassen", schickte Michael Fassbender, General Manager der Toshiba Europe GmbH, gleich vorweg. "Aber wir sind Marktführer und brauchen innovative Produkte."

Bei der aktuellen Innovation setzt Toshiba auf die von einigen Analysten bereits totgesagte WAP-Technologie. "Zugegeben, WAP eignet sich im derzeitigen Stadium sicher nicht zum Surfen im Internet. Dafür ist die Übertragungsrate nicht groß genug", räumt Claas Eimer, Projektverantwortlicher Mobile-Information-Services bei Toshiba, ein. "Man muss es als Plattform für textbasierte Informationen sehen, dann ist es ein interessantes Medium für den professionellen Bereich."

Neue Lösungen werden ab August angeboten

Die neuen Lösungen und Services werden für Mobiltelefone und Organizer über ein WAP-Gateway, das von der Würzburger Moon AG bereitgestellt wird, sowie via Internet zugänglich gemacht. Das Angebot richtet sich an Nutzer in Ma-nagement, Vertrieb und Service. Spezifische Mehrwertdienste für die Kunden stellt Toshiba ebenfalls in Aussicht. "Wir haben nicht den Anspruch, den gesamten Markt zu adressieren", so Eimer, "und werden uns ganz auf unsere Kernkundschaft, vor allem im B2BBereich, konzentrieren." Wenn alles so läuft, wie es sich der Hersteller ausmalt, wird es zwischen den internen Informationszugriffen über den Firmen-WAP-Server und die zusätzlichen WAP-Services über das Toshiba-Gate eine "intelligente Verbindung" geben, die Informationsbündel automatisch generiert und dem Anwender zur Verfügung stellt.

Beispielsweise kann der Außendienstmitarbeiter über sein mobiles Gerät im Intranet nach einer Telefonnummer suchen, sich Termine runterladen oder übers Handy Informationen aus dem zentralen Customer-Relationship-Management-System (CRM) abrufen. Die WAP-Module ermöglichen laut Toshiba auch vorkonfigurierte Zugriffe auf E-Mails, Kalender/Termine, To-do-Listen, Kontaktdatenbanken, Berichtwesen oder Forecasts. Darüber hinaus wird Toshiba Kunden Speicherkapazität in einem Rechnzentrum anbieten, die über das Internet genutzt werden kann.

Es wird eine Lösung für das CRM-System des Toshiba-Partners Team Brendel verfügbar sowie der WAP-Zugriff auf Microsoft Exchange möglich sein. Diese wird sowohl als Bundling als auch als ASP-Lösung auf den Markt kommen: "Im ersten Fall erwirbt das Unternehmen einen Toshiba-Magnia-Server mit Nokia-Gate-Software und WAP-Lösung und bekommt damit alle Komponenten, die für den Betrieb eines eigenen WAP-Gateways notwendig sind", erläutert Eimer. "Das Unternehmen wird somit zum eigenen Gate-Betreiber." Der Toshiba-WAP-Server übernimmt die Rolle des Kommunikations-Servers, über den die User via Mobiltelefon auf den zentralen CRM-Server zugreifen. Bei der ASP-Lösung läuft die komplette Anwendung auf dem Toshiba-Gateway. Die Anschaffung zusätzlicher Hard- und Software-Komponenten entfällt.

"Von der Konsequenz her ist das für Toshiba der größte Schritt", meint Fassbender mit Verweis auf die Neuausrichtung. Ende August wird der Hersteller mit dem Angebot aktiv in den Markt gehen. Zunächst wird man das Projekt in Deutschland und Österreich starten. "Die europäischen Kollegen sind aber sehr interessiert daran, sich WAP ebenfalls auf ihre Fahnen zu schreiben", so der Manager, dem die neue Marschrichtung gefällt: "Zum ersten Mal in der Geschichte Toshibas haben wir auch einen Drei-Jahres-Plan."

Zumindest beim Vertrieb will man das Rad aber nicht neu erfinden: "Wir bleiben unserem Vertriebsprinzip treu: Toshiba ist eine indirekte Gesellschaft", beteuert Fassbender. Für ihn offenbar auch eine Frage der Loyalität: "Wir sind mit unseren Partnern groß geworden." Das Thema E-Commerce werde dennoch ernst genommen: "Natürlich muss man untersuchen, was für eine Rolle es in den nächsten Jahren spielen wird. Aber die Welt von heute sieht anders aus." (mf)

www.toshiba.de

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