WLAN: Sony greift UMTS übers Kinderzimmer an

08.04.2004
Hunderte von Milliarden Euro haben Europas Mobilfunkbetreiber allein für die UMTS-Lizenzen ausgegeben, von den Kosten für die teure Infrastruktur ganz zu schweigen. Dabei setzt sich mit WLAN langsam, aber stetig eine wesentlich günstigere Technologie durch.

Hunderte von Milliarden Euro haben Europas Mobilfunkbetreiber allein für die UMTS-Lizenzen ausgegeben, von den Kosten für die teure Infrastruktur ganz zu schweigen. Dabei setzt sich mit WLAN langsam, aber stetig eine wesentlich günstigere Technologie durch.

Pläne des japanischen Elektronikriesen Sony, die nächste Playstation mit WLAN auszurüsten (Bild oben links eine Designstudie), könnten dazu führen, dass die Milliardenlöcher, die UMTS aufger hat, nie gestopft werden, zumal es bis dato noch an einer ausreichenden Zahl von Endgeräten, sprich UMTS-fähigen Handys fehlt.

Der Knackpunkt bei WLAN ist, dass man sich derzeit noch einen Hotspot suchen muss und selbst in den Großstädten von einer Flächendeckung keine Rede sein kann. Laut FAZ ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") geht die Unternehmensberatung Frost Sullivan aber davon aus, dass sich die Zahl der europäischen Hotspots bis Ende 2006 von 3.300 auf 11.600 mehr als verdreifachen wird. Die Zahl der Nutzer soll von 5,3 auf 16,7 Millionen ansteigen.

Wie "Der Spiegel" berichtet, sieht Tobias Riepe von AOL Deutschland WLAN nicht nur als Ergänzung zu UMTS, sondern auch als Konkurrenz. Der Vorteil sei, dass der Content bereits da ist, so Riepe. AOL hat in Hamburger Cafés, Bars und Kneipen bereits 42 Funkknoten zur Verfügung gestellt, weitere 45 kommen von der Initiative Hamburg at Work.

Nokia hat unlängst ein neues Smartphone vorgestellt, das das Telefonieren an Hotspots auch über WLAN erlaubt. Die Netzbetreiber setzen derweil auf eine Doppelstrategie aus UMTS und WLAN, und auf UMTS-Paketpreise. Denn, so ihre überlegung, wenn UMTS pauschal bezahlt wird, dann wird die Einzelverbindung von den Kunden nicht als quälendes Nagen am Geldbeutel erlebt.

Ein weiteres Problem von WLAN ist, dass die Nutzer es heute noch mit einem Wirrwarr von Providern zu tun haben, die jeder ihr eigenes Süppchen kochen. Um das Daddelabenteuer an Hotspots so einfach wie möglich zu machen, plant Sony, wie vom Branchendienst Gamesindustry.biz berichtet, im Heimatland Japan verschiedene Provider mit ins Boot zu nehmen, um so ein regelrechtes WLAN-Netz aufzubauen. Vorverhandlungen liefen bereits.

Sollte sich so ein "PSP Wireless Service"-Netz in Japan bewähren, wäre es vielleicht nur eine Frage der Zeit, so ein Netz auch in Europa und in den USA aufzubauen, spekuliert "Der Spiegel".

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