Manager, die manipulierte Geschäftsberichte präsentieren, nutzen oft das Personalpronomen "Wir" und machen sich damit verdächtig. Zu diesem Fazit kommen Forscher der Stanford University, die Mitschriften von knapp 30.000 Telefonkonferenzen von Unternehmen in den Jahren 2003 bis 2007 ausgewertet haben. Mit dem Gebrauch von "Wir" anstatt von "Ich" entledigen sich die Führungskräfte demnach ein Stück weit der persönlichen Verantwortung für das Vorgetragene.
"Ohne gleich einen kompletten Berufsstand verunglimpfen zu wollen, gehört die Täuschung für Manager zum Geschäft dazu", meint Klaus Fiedler, Lügenforscher vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg (siehe auch Umfrage ganz unten). Denn wer im konkurrenzgetriebenen Geschäftsalltag bestehen will, muss über die Fähigkeit verfügen, sich verbal zielgerichteter Pronomina zu bedienen.
Ein weiteres Indiz dafür, dass Vorstände nicht die Wahrheit sprechen, ist laut der Erhebung im Gebrauch vieler sogenannter "Junk Words" zu sehen, die stark mit Gefühlen aufgeladen sind. Ein treffendes Beispiel dafür ist laut den Wirtschaftsprofessoren David Larcker und Anastasia Zakolyukina der Fall Lehman Brothers. Wenige Monate vor dem Kollaps im September 2008 verwendete CFO Eric Callan 14-mal das Wort "großartig", 24-mal "stark" sowie achtmal "unglaublich".
"Jeder von uns weiß" ist verdächtig
"Es gibt in dem Forschungsbereich bereits eine Vielzahl an Untersuchungen. Ob sich aber im konkreten Einzelfall tatsächlich eine Lüge bestimmen lässt, ist nicht ganz einfach. Dies hängt von vielen Faktoren ab", unterstreicht Fiedler. Den Stanford-Forschern zufolge ist die Wahrscheinlichkeit unkorrekter Aussagen des Managements immer dann sehr groß, wenn emotional gefärbte Wörter kaum von tatsächlich starken Zahlen begleitet werden. Ein weiteres Indiz für ein Lügengebäude von Managern ist die Verwendung von allgemeinen Floskeln wie "Jeder von uns weiß".
Die Forscher erarbeiteten ein auf linguistischen Kriterien basierendes Modell. Damit lässt sich der Wahrheitsgehalt einer Präsentation überprüfen. Die noch nicht veröffentlichte Studie soll Analysten dabei helfen, Gefahren für die Anleger auch dann vorherzusehen, wenn die Zahlen eines Unternehmens bewusst gefälscht worden sind. (pte/tö)