Xelo AG: vom Fachhändler zum Speichermillionär

10.10.2002
Den Firmennamen mehr ins Licht rücken und gleichzeitig mit einer dritten Produktlinie auf den Markt kommen - diese beiden Ziele hatte sich die Xelo AG für das laufende Jahr gesteckt und in die Tat umgesetzt. Nach Speicherbausteinen und Grafikkarten stellt die hessische Xelo AG nun auch TFT-Monitore in Eigenregie her. Aber das ist noch nicht das Ende der Pläne.

Wir haben im September unsere ersten TFTs ausgeliefert", sagt Michael Groß, Geschäftsführer der Xelo AG, nicht ohne Stolz in der Stimme. Wer die Firmengeschichte des Unternehmens kennt (siehe Kasten), kann das verstehen.

Noch unter dem Namen Concept Computer T&M GmbH stieg der Hersteller ab Ende 1995 in den Markt für Speicherprodukte ein. Und um in diesem schnelllebigen Geschäft weiter nach vorne zu rücken, streckten die Firmengründer ihre Fühler auch in Richtung Ausland aus.

Mittlerweile gehören Niederlassungen in Frankreich, Spanien, Griechenland, England, Polen, der Türkei und Dänemark zum Firmennetzwerk der Xelo AG. Diese Niederlassungen bestehen größtenteils aus nur einem Vertriebsmann.

Schnelle und gute Infos sind (über)lebenswichtig

Genau dieses Netzwerk scheint der Schlüssel zum Erfolg der Xelo AG zu sein. "Wir leben durch internationale Kontakte und Infos", erklärt Groß. Gerade im preissensiblen Markt für Speicherbausteine kommt es auf Zeitspannen von einer Stunde an, um zu reagieren. Wer hier die Infos als Erster hat, spielt vorne mit. Hier kommen dem Hersteller auch seine beiden Produktionsstätten in Taiwan und Singapur zugute. Dennoch bekam Xelo im Jahr 2001, wie alle anderen Hersteller auch, das Auf und Ab der Speicherpreise zu spüren. So wird auch das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres viel mit den Speicherpreisen zu tun haben, denn die verkauften Stückzahlen von 1,5 Millionen pro Jahr seien laut Groß relativ konstant geblieben.

Um sich neben den Speicherbausteinen ein "passendes zweites Standbein" aufzubauen, stieg das Unternehmen im vergangenen Jahr in den Grafikkarten-Markt ein. "Wir hatten vorher schon sehr viele Speicher an asiatische Grafikkarten-Hersteller geliefert, so lag diese Idee nahe", erklärt Groß die Entstehung. Die Anlaufschwierigkeiten des ersten halben Jahres sind vergessen. Mittlerweile liefert Xelo rund 100.000 Karten monatlich aus und ist offizieller ATIManufacturer-Partner. Nachdem die Grafikkarten-Produktion aus den Kinderschuhen raus ist, inves-tiert Xelo bereits seit einem Jahr in das nächste Projekt, das derzeit an den Start geht. "So richtig loslegen, werden wir mit unseren TFT-Monitoren aber erst im nächs-ten Jahr", sagt der Geschäftsführer. Zu diesem Zeitpunkt sollen dann auch die Brand-Namen bekannt gegeben werden. Dass der Einstieg in einen derzeit stagnierenden Gesamtmarkt kein Zuckerschlecken wird, darüber ist sich Groß im Klaren: "Wir sind mit einem Absatz von monatlich 10.000 bis 15.000 TFTs zufrieden." Dabei setzt der Hersteller auf 17- und 19-Zöller. "Die 15-Zoll-TFT-Monitore liegen derzeit unter den Herstellungskosten der Panel-Hersteller", erklärt Groß diese Entscheidung.

Im Panel-Bereich arbeitet Xelo sehr eng mit Samsung zusammen, dessen Lager auch nur zehn Minuten von Xelo entfernt liegt. Assembliert wird in Deutschland. Die Vermarktung von 19-Zoll-TFT-Monitoren ist für Anfang nächsten Jahres geplant. Mit Samsung als Panel-Lieferanten im Hintergrund, sieht sich Xelo gut gerüstet, die TFT-Palette nach oben hin weiter auszubauen. "Vielleicht werden wir auch den Plasmabereich in Angriff nehmen", schaut Groß in die Zukunft.

Pläne, die darauf warten, verwirklicht zu werden

Bisher hat sich der Hersteller, nach eigenen Angaben, der ausschließlich über die Distribution vertreibt, keine Gedanken um großartige Marketing-Aktionen oder die Darstellung nach außen gemacht. "Diesen Job haben unsere in- und ausländischen Distributoren gut gemacht", sagt der Geschäftsführer. Seit kurzem wird jedoch im Zusammenhang mit weiteren Expansionen die Werbetrommel gerührt. Erstmalig will sich die Xelo AG in Las Vegas auf der Comdex sehen lassen und denkt gleichzeitig darüber nach, sich auch in Amerika einen Distributor für die Grafikkarten und TFT-Bildschirme zu suchen.

In Deutschland baut Xelo derzeit eine eigene Display-Produktionsstätte, die im Laufe dieses Monats fertig gestellt werden soll. Auf rund 2.500 Quadratmetern will der Hersteller hier TFT-Monitore bauen, testen und versenden. In diesem Zusammenhang sei auch eine Aufstockung des Mitarbeiterstabes von derzeit 35 auf 50 geplant. Langfristig wolle man die Produktionsstätten in Singapur und Taiwan in die Xelo AG eingliedern, so Groß.

Mit den drei Produktlinien positioniert sich der Hersteller im unteren Preissegment. "Wir wollen ganz klar in den Massenmarkt", verkündet der Firmenchef die Strategie. Und da verkauft sich die Ware bekanntlich nur, "wenn der Preis stimmt." Dennoch betont Groß, dass die Qualität der Produkte unter dem Preis nicht leide. Durch einen kleinen Kostenapparat, wenig Marketing und geringe Margen realisiert das Unternehmen dieses Ziel. Im kommenden Geschäftsjahr sieht der Geschäftsführer die Umsatzaufteilung der drei Produktlinien sehr unterschiedlich. So soll der Löwenanteil nach wie vor mit Speicherbauteilen erwirtschaftet werden (60 bis 70 Prozent). Das inzwischen eingespielte Grafikkartengeschäft prognostiziert er mit rund 30 Prozent, und die TFT-Monitore sollen 10 bis 15 Prozent zum Umsatz beitragen.

Trotz eines Umsatzeinbruchs im Geschäftsjahr 2001 schrieb das Unternehmen schwarze Zahlen. Für das aktuelle Fiskaljahr ist eine Umsatzerhöhung auf die Firmen- Rekordmarke von 150 Millionen Euro geplant. "Natürlich schreiben wir schwarze Zahlen, sonst hätten wir im vergangenen Jahr nicht so viel Geld in das TFT-Projekt stecken können", sagt Groß.

www.xelo.net

ComputerPartner-Meinung:

Nach dem Motto: "Schuster bleib bei deinen Leisten" konzentriert sich Xelo auf die Produktion von Speicherbausteinen, Grafikkarten und TFT-Monitoren. Den Job des Vertriebs an den Fachhandel und das dazugehörige Marketing überlässt der Hersteller den Distributoren, die in diesen Bereichen Erfahrung haben. Durch ein gutes Kostenmanagement kann sich Xelo weitere Expansionen, sowohl im Produktportfolio als auch in der Internationalisierung, aus eigenen Mitteln leisten. (bw)

Geschichte der Xelo AG

Facts & Figures

1994: Thomas Fonzen gründet Concept Computer als lokaler Fachhändler.

1995: Thomas Fonzen und Michael Groß erweitern die Geschäftstätigkeit auf nationale Ebene.

1996: Concept spezialisiert sich auf Speicherbausteine.

1997: Thomas Fonzen und Michael Groß gründen die Concept Computer T&M GmbH.

1998: Concept gehört nach eigenen Angaben zu den drei größten Lieferanten von Speicherbausteinen in Deutschland.

1999: Größter deutscher OEM-Speicherbaustein-Lieferant (eigene Angaben). Der Umsatzanteil ausländischer Aktivitäten liegt bei 10 Prozent.

2000: Die Marke Xelo wird erfolgreich am Markt etabliert. Der Anteil der verkauften Speicherbausteine aus eigener Produktion steigt auf 55 Prozent.

2001: Einstieg in den Grafikkarten-Markt. Die Firma wird ATI-Partner.

2002: Konzentration auf die Ausweitung des Europageschäfts. Aufbau eines paneuropäischen Distributionsnetzwerkes. Parallel wird für das dritte Quartal der Release eines TFT-Monitors angestrebt, der in Eigen-regie gefertigt wird. Einführung des neuen Namens: "Xelo AG". (bw)

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