XETRA-SCHLUSS/Gewinnserie im DAX hält an

03.07.2012
Von Thomas Leppert

Von Thomas Leppert

FRANKFURT--Drei Tage in Folge hat der deutsche Aktienmarkt nun bereits zulegt. Gefühlt gab es eine solche Serie schon lange nicht mehr. Auslöser der Aufwärtsbewegung waren die EU-Gipfelbeschlüsse in der Vorwoche. Da am Mittwoch die Börse in den USA wegen des "Independence Day" geschlossen bleibt, besteht eine gute Chance, dass die Serie noch anhält. Der DAX schloss nach einem ruhigen Handelstag mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 6.578,21 Punkten. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 136,4 (Vortag: 160,7) Millionen Aktien im Wert von rund 2,74 (Vortag 2,87) Milliarden Euro.

Wichtige Termine stehen erst in der zweiten Wochenhälfte auf der Agenda. Am Donnerstag trifft sich die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Die Volkswirte der Banken gehen mehrheitlich davon aus, dass eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf dann 0,75 Prozent beschlossen wird. Dies allein dürfte allerdings kaum den in der Rezession steckenden Euro-Ländern helfen.

An den Aktienmärkten wird darauf gehofft, dass die Notenbanker zum großen Wurf ausholen. Eine Möglichkeit bestünde darin, einen weiteren langlaufenden Tender mit einer Laufzeit von drei Jahren aufzulegen. Dies hatte Anfang des Jahres dazu geführt, dass die Zinsen in der Euro-Peripherie deutlich nach unten kamen. Ein weitere und wesentlich effektivere Option wäre, dass die EZB Staatsanleihen von Euro-Ländern ab einem bestimmten Rendite-Niveau kauft.

Nach dem Gipfel-Beschluss aus der Vorwoche, dass sich Banken nun direkt über den ESM refinanzieren können, kam es bereits zu einer deutlichen Entspannung am europäischen Anleihemarkt. Die Renditen der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen notieren bei 5,63 Prozent, das Pendant aus Spanien rentiert bei 6,24 Prozent. Sollte die EZB nur die Leitzinsen senken, dürfte dies sogar als Enttäuschung am Aktienmarkt aufgenommen werden - und die Gewinnserie enden.

Unterstützung könnte dann allerdings aus den USA kommen. Am Donnerstag liefern die ADP-Daten einen ersten Eindruck über die Entwicklung am Arbeitsmarkt in der größten Volkswirtschaft der Welt. Am Freitag folgt dann der offizielle Arbeitsmarktbericht. Sollte der US-Arbeitsmarkt erneut enttäuschen, dürfte sich der Druck auf die US-Notenbank weiter erhöhen, eine weitere Runde der Geldmengenausweitung auszurufen. Die Börsen würden einen solchen Schritt zunächst mit Kursgewinnen honorieren.

Von Unternehmensseite gab es erneut recht wenige Nachrichten. Nachdem es in der Vorwoche einige Gewinnwarnungen gegeben hatte, überraschte am Berichtstag E.ON die Anleger positiv. Der Energiekonzern hat sich von einer großen Last befreit. Bei den langfristigen Gaslieferverträgen konnte sich der Branchenriese mit seinem Hauptlieferanten Gazprom rückwirkend auf günstigere Preise einigen. Die milliardenschwere Entlastung schlägt sich im Ausblick von E.ON nieder - die Gewinnprognose für das laufende Jahr wurde fast verdoppelt. Da viele Marktteilnehmer schon auf die Nachricht gewartet hatten, machten diese nun Kasse. Die E.ON-Aktie stellte mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 17,18 Euro den Verlierer des Tages.

Die Liste der Gewinner führte den zweiten Tag in Folge die Aktie von ThyssenKrupp mit einem Plus von 4,2 Prozent auf 13,75 Euro an. Die Aktie kann inzwischen sogar auf eine Gewinnserie von fünf Tagen zurückblicken, in dieser Zeit legte sie von ihrem Tief bei 11,69 Euro um rund 17 Prozent zu.

Die Nachfrage der US-Amerikaner nach Autos aus dem Hause VW ist ungebrochen. Per Juni hat VW in den USA gegenüber dem Vorjahr 34 Prozent mehr Autos verkauft. Die Tochter Audi konnte immerhin noch ein Plus von 26 Prozent verzeichnen. Die Vorzugsaktie von VW beendete den Handelstag daraufhin mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 127,95 Euro.

Zu alter Stärke hatte zuletzt der MDAX zurückgefunden. Mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 10.665 Punkte liegt er schon in Tuchfühlung mit seinem Jahreshoch vom 2. Mai bei 10.977 Punkten. Die Gewinner des Tages war die Aktie des Maschinenbauers Gildemeister mit einem Plus von 7,1 Prozent auf 13,70 Euro sowie die Titel des Automobilzulieferers Leoni mit einem Plus von 5 Prozent auf 32,60 Euro.

Im TecDAX waren einige Schnäppchenkäufe zu beobachten. Die Verlierer des ersten Halbjahres werden momentan wiederentdeckt. So sprangen die Gigaset-Papiere um 17 Prozent auf 1,81 Euro in die Höhe, seit Jahressstart liegt die Aktie damit allerdings immer noch 26 Prozent unter Wasser. Auch die Nordex-Aktie0, die bisher eine 2012er Performance von Minus 21 Prozent aufweist, legte um 6,2 Prozent auf 3,13 Euro zu.

Ein starkes Börsendebüt gab die Aktie von Lotto24. Satte 38 Prozent über dem Bezugspreis von 2,50 Euro endete der erste Handelstag für die Titel, die bei 3,45 Euro aus der Sitzung gingen. Schon der erste Kurs von 3 Euro für den im Prime Standard der Deutschen Börse gelisteten Wert bedeutete ein Plus von 20 Prozent.

INDEX zuletzt +/- % DAX 6.578,21 +1,26% DAX-Future 6.573,00 +0,85% XDAX 6.567,16 +0,85% MDAX 10.644,70 +1,82% TecDAX 768,33 +1,53% SDAX 4.894,97 +0,72%

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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