Yellowmap setzt auf Handheld-Lösungen und GPRS-Technologie

12.07.2000
Was nutzt die schönste Homepage, wenn keiner hingeht? Yellowmap, ein Online-Branchenverzeichnis, sieht sich als Multiplikator, der durch Kooperationen mit Internet-Portalen den Traffic auf Firmenseiten erhöht. Doch nur Profile sammeln reicht dem Startup nicht.

Wer einmal bei einem Distributor gearbeitet hat, dem steht immer ein gutes Netzwerk zur Verfügung." Otmar Baur, Vorstand Marketing und Vertrieb der Yellowmap AG, weiß, wovon er spricht. Schließlich hat er bis Ende 1998 bei Computer 2000 gearbeitet. Wie so viele Leute in der IT-Branche hat Baur einen sicheren Job aufgegeben, um bei einem kleinen, unbekannten Start-up anzuheuern. In Baurs Fall war das die Firma Yellowmap, deren Vertriebs- und Marketing-Niederlassung er in München hochgezogen hat. Ein Zuckerschlecken war der Start sicherlich nicht. "Man fängt bei Null an, keiner kennt das Unternehmen", blickt Baur zurück. Doch in der Branche geht keiner verloren, man trifft sich immer wieder. Heute zählt der frühere Arbeitgeber Baurs zu den Kooperationspartnern von Yellowmap.

Wegweisender Service

Yellowmap ist ein Branchenverzeichnis, das die Adressen der ge-listeten Unternehmen geocodiert. Das heißt, die Datenbank speichert nicht nur den Namen und das Tätigkeitsfeld der gelisteten Firmen, sondern erlaubt die Suche im jeweiligen geografischen Umkreis. Will beispielsweise ein Kunde alle Autohändler in der Nähe seines Arbeitsorts finden, kann Yellowmap nicht nur die Adressen liefern, sondern zeigt auf einer Karte, wo sich das Unternehmen befindet, und liefert zusätzlich eine Anfahrtsskizze - die Gelben Seiten visualisiert sozusagen.

Diesen Vergleich dürfte Baur nicht gerne hören, weil das Branchenverzeichnis der Deutschen Telekom Medien natürlich eine Konkurrenz zu Yellowmap ist, zumindest was die Adresseinträge angeht. "Das Alleinstellungsmerkmal von Yellowmap, die Darstellung auf einer Umgebungskarte, hat so niemand", meint der Vorstand. Außerdem brauche man nur den Web-Auftritt zu vergleichen, um zu sehen, wer besser ist.

Richtig interessant wird der Yellowmap-Dienst aber erst in Verbindung mit einem mobilen Internet-Zugang via Handy oder Handheld-PC. Branchenkenner gehen davon aus, dass standortabhängige Dienste mit der Einführung der GPRS-Technologie (General Packet Radio Service) stark zunehmen werden. Eines der Zukunftsszenarien: Kommt beispielsweise jemand in Köln am Flughafen an und will noch schnell vor dem nächsten Termin italienisch Essen gehen, kann er sich über sein mobiles Internet-Zugangsgerät alle Italiener im nächsten Umkreis des Flughafens anzeigen lassen.

"Heute ist das allerdings noch nicht möglich", so Baur, "denn es müssen erst noch drei Hindernisse überwunden werden: Die Karten oder Stadtpläne, die ein Handy heute abbilden kann, sind noch zu schlecht. Mehr versprechen da die Handheld-PCs. Dann ist die Datenübertragungsgeschwindigkeit noch zu langsam - und das Datenschutzgesetz verbietet eine geografische Ortung".

Doch Lösungsschritte sind in Sicht: Die Yellowmap-Technologie läuft bereits unter Windows CE, die Übertragung auf das Palm-Betriebssystem ist geplant. Mit der paketorientierten Übertragungstechnologie GPRS wird der mobile Internetzugang schneller und billiger. "Was den Datenschutz betrifft, wird der Gesetzgeber vielleicht das Gesetz ändern", hofft Baur. Zusätzlich arbeiten die Netzbetreiber im Moment an Verfahren, welche die Ortung anonymisieren, damit Contentprovider nicht mehr wissen, um welchen User es sich handelt.

Was Unternehmen davon haben

Wie können nun Firmen von dieser Dienstleistung profitieren, beziehungsweise wie sieht das Geschäftsmodell von Yellowmap aus? Kleine und mittlere Unternehmen können bei Yellowmap eine "Infopage" buchen (Preis: 588 Mark). Eine Infopage ist wie eine kleine Homepage. "Der Vorteil ist, dass wir mit zahlreichen Portalen und Marktplätzen zusammenarbeiten", erklärt Baur. Damit sei der Multiplikationsprozess um ein Vielfaches höher, als wenn ein Unternehmen einfach seine Homepage ins Netz stellt. Zusätzlich können die Infopage-Abonnenten den Kartenservice von Yellowmap auf ihrer Homepage anbieten.

Große Unternehmen wie Autohersteller, Banken und Versicherungen können ihr Filial- oder Händlernetz Yellowmap anvertrauen und dadurch zusätzlichen Service für die Endkunden schaffen, weil diese die Outlets schnell finden und eine Karte mitgeliefert bekommen.

Trotz des Netzwerks, auf das Baur durch seine Tätigkeit bei C2000 zugreifen kann, zählen noch keine IT-Hersteller zu den Kunden von Yellowmap. Dafür sei das Interesse in anderen Branchen groß, meint der Vorstand. Vor allem die Automobilbranche, Banken und Versicherungen nutzen die Dienstleis-tung. (is)

www.yellowmap.de

Yellowmap AG

Facts & Figures

Die Yellowmap AG wurde im September 1999 gegründet. Dem Vorstand gehören Martin Hubschneider, Otmar Baur und Anatol Porak an. Die Hauptgesellschafter sind CAS Software, die mehrheitlich beteiligt ist, PTV AG und SAP AG. Derzeit befindet sich das Unternehmen in der zweiten Finanzierungsrunde. Zwischen fünf und zehn Millionen Mark Umsatz will Yellowmap 2001 erreichen. Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz entstehen gerade Niederlassungen. Diese Büros mitgerechnet, beschäftigt Yellowmap derzeit 30 Mitarbeiter. (is)

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