Zeigen statt drücken

07.04.2006
In Zukunft brauchen keine Knöpfe mehr gedrückt werden, wenn ein elektrisches Gerät aktiviert werden soll. Ein simpler Fingerzeig genügt, und die Funktion wird ausgeführt.

Von Hans-Jürgen Humbert

Mit einer neuen innovativen Technologie will das deutsche Unternehmen Ident Technology aus Wessling bei München die Kommunikation Mensch / Maschine revolutionieren. Statt Knöpfchen zu drücken, soll in Zukunft ein Fingerzeig reichen, um Steuerbefehle umzusetzen. Eine Berührung des "Schalters" ist dabei nicht notwendig. Bis zu einem maximalen Abstand von etwa 30 Zentimetern erkennt die Elektronik Hand- oder Fingerbewegungen und setzt sie in Steuersignale um. Die Einsatzmöglichkeiten reichen vom einfachen Lichtschalter bis hin zur Steuerung von öffentlichen Touchscreens, wie sie beispielsweise bei Fahrkartenautomaten zu finden sind.

Auflösung reicht nicht für moderne Touchscreens

Die Auflösung eines modernen Touchscreens in einem Tablet PC kann diese Technologie aber nicht bieten. Sie beträgt nur 0,5 bis 1 Zentimeter. Zur Steuerung eines Fahrkartenautomaten reicht diese aber vollständig aus. Außerdem erfolgt die Steuerung berührungslos aus einem gewissen Abstand, sodass der Bildschirm auch durch eine Panzerglasplatte vor Vandalismus geschützt werden kann.

Diese neue als "Gest IC" bezeichnete Technik ist im Prinzip eine Verfeinerung der von Ident Technology schon seit längerem eingesetzten Skinplex-Technologie.

Bei Skinplex werden mittels hochfrequenter Ströme Daten über den menschlichen Körper übertragen. Dazu trägt der Anwender einen Datengeber, beispielsweise einen elektronischen Schlüssel in der Hosentasche. Dieser überträgt via Influenz die Daten direkt auf die Hautoberfläche. Ein direkter Hautkontakt ist hierbei nicht notwendig. Es handelt sich auch nicht um eine Funkübertragung. Der komplette menschliche Körper dient dann quasi als Antenne. Die Spannungen und Ströme sind äußerst gering. Der Anwender selbst merkt davon gar nichts.

Nähert man sich nun mit der Hand auf wenige Zentimeter einem Türschloss, in dem ein entsprechender Empfänger eingebaut wurde, reagiert dieser sofort, wenn die Daten des "Schlüssels" eine berechtige Person signalisieren. Die Tür öffnet sich.

Diese Technologie birgt viel Zukunftspotenzial. Beispielsweise lassen sich so "unknackbare" Kindersicherungen realisieren. Videorekorder oder DVD-Player lassen sich nur starten, wenn die betreffende Person den richtigen Schlüssel bei sich trägt. Auch ein Herd kann nicht mehr eingeschaltet werden, ohne diesen Schlüssel. Das Schöne daran: Der Anwender selbst muss dabei nicht mehr in Aktion treten. Es reicht, den "Schlüssel" in der Hosentasche zu tragen, und er kann alle Geräte wie gewohnt bedienen.

Gest IC - Finger- und Handbewegungen erkennen

Gest IC arbeitet im Gegensatz zu Skinplex statt mit einem gleich mit vier Empfängern. Nähert sich der Anwender mit der Hand dem Panel, entsteht ein elektrisches Wechselfeld, das von den vier Sensoren registriert wird. Da sich die Sensoren in unterschiedlicher Entfernung vom Finger befinden (siehe Bilder), registrieren sie auch unterschiedliche Feldstärken. Mittels einer raffinierten Auswerteelektronik lassen sich so Finger- und Handbewegungen erkennen. Die maximale Auflösung liegt, je nach Entfernung der Hand und Größe der Finger, zwischen 0,5 und einem Zentimeter. Da die Bewegungen der Hand bei allen Menschen in etwa gleich sind, reagiert das Gerät auch bei unterschiedlichen Personen immer gleich. Beispielsweise würde ein Fingerschnippen das Gerät aktivieren und ein weiterer Fingerzeig die entsprechende Funktion aktivieren. Diese Technologie ist zudem sehr preiswert, da sie auf bewährten Standardbauteilen beruht. Es sind weder spezielle Elektroden noch spezielles Equipment notwendig.

Der einzige Nachteil besteht darin, dass der Anwender einen Sender bei sich tragen muss. Das lässt sich aber umgehen, wenn beispielsweise der Sender im Fußboden integriert wird und der Nutzer einfach nur drauftritt. Oder rund um das Panel wird eine weitere Elektrode angebracht, die das notwendige elektrische Feld erzeugt. Ein in das Feld eingebrachter Finder wird dann ebenfalls die Verteilung der Feldlinien stören, und die Bewegungen können erkannt werden.

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