MÜNCHEN: Preise für PCs fallen momentan wie reife Kirschen. Sich in diesem Markt zu behaupten wird für Kleinanbieter zunehmend schwieriger. Da kommt die Offerte der CHI GmbH gerade recht.Manchem PC-Händler dürfte wohl die Kaffeetasse aus der Hand gefallen sein, als er letzte Woche die Donnerstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung durchblätterte. Fand er doch da im Wirtschaftsteil eine Anzeige der CHI Ciutura Handel und Industrievertretung GmbH, die sich ausschließlich an Gewerbetreibende richtete und auch explizit den Netto-Händlereinkaufspreis für einen PC nannte.
Mit IBM auf Tour durch Deutschland und Österreich
Im Rahmen einer deutschlandweiten Roadshow mit zwei Abstechern nach Österreich stellte letzten Freitag CHI gemeinsam mit IBM erstmals die PC-Kits den Händlern vor. Für 686 Euro, also umgerechnet zirka 1.350 Mark, liefert der Distributor alle Teile für einen kompletten PC: eine IBM 6x686MX-PR300-CPU, Asus SP-97 VX-Mainboard, 32 MB RAM, 4,33 GB Festplatte, 24fach CD-ROM-Laufwerk, Monitor plus Windows 98. Laut CHI-Geschäftsführer Vasilica Ciutura können mit diesem Angebot kleinere PC-Händler und -Assemblierer durchaus mit den Großen der Branche mithalten. "Unsere Lösungen sind 300 bis 400 Mark billiger als vergleichbare Intel-Systeme, so daß hier auch der Fachhandel eine ausreichende Marge zu erzielen vermag. Dabei kann der Assemblierer seinen mittelständischen Kunden individuelle Lösungen statt PCs von der Stange liefern", so Ciutura gegenüber ComputerPartner. "Die ersten Reaktionen auf unsere Anzeigen in den überregionalen Zeitungen waren denn auch überwiegend positiv: Bestellungen von zehn bis 50 Stück ginge bereits bei uns ein", gibt sich der CHI-Geschäftsführer optimistisch. "Wir glauben mit Hilfe dieser Werbekampagne, 3.000 bis 5.000 unserer Händler-Kits verkaufen zu können". Trotzdem dürfte die Nennung des Nettoeinkaufspreises einigen Händler sauer aufgestoßen sein.
Fraglich bleibt ohnehin, wie beim momentanen Preisverfall von bis zu zehn Prozent monatlich überhaupt noch Gewinne erzielt werden können. Nicht umsonst prophezeien Hersteller wie HP das baldige Sterben von Assemblierern. Chip-Produzenten wie Cyrix oder IDT sprechen gar von PCs für weniger als 600 Dollar noch in diesem Jahr. Da dürfte also auch das 686-Euro-Angebot bald obsolet sein.
Eine Bedrohung für CHI stellt diese Situation trotzdem nicht dar, ist doch der Großhändler bereits in Osteuropa gut im Geschäft. "Um auch in Deutschland erfolgreich zu sein, müssen wir uns von der breiten Masse der Distributoren abheben und haben deswegen diese Anzeigenkampagne in den überregionalen Zeitungen gestartet", verdeutlicht Ciutura seine Unternehmensstrategie gegenüber ComputerPartner. (rw)
Dieses Inserat in der Süddeutschen Zeitung vom 2. Juli 1998 erzeugte einigen Aufruhr.