Zweigleisig: Schnittkarte für digitales und analoges Video

19.04.2001
Der Marktanteil digitaler Videocamcorder steigt, doch 40 Prozent der verkauften Kameras sind immer noch analog. Und auch die Archive der Videoamateure sind prall gefüllt mit altem, analogen Bandmaterial. Was liegt also näher, als eine Videoschnittkarte mit analogen und digitalen Eingängen zu kreieren? ComputerPartner sah sich das Ergebnis genauer an.

Eine Karte, die dem Anwender digitale und analoge Freiheit beim Videoschnitt lässt - auf dieser Idee basiert die "DV.now AV" der erst vor einem halben Jahr fusionierten Videospezialisten von Fast-Dazzle. Das technische Know-how hat aber bereits Begehrlichkeiten geweckt: Die amerikanische SCM-Gruppe hat vor kurzem Dazzle übernommen und will sich als Marke im Fachhandel positionieren.

So unproblematisch wie im Handbuch beschrieben ist die Installation nicht. Zwar verläuft der Hardware-Einbau in den PCI-Steckplatz reibungslos, bei der anschließenden Treiber- und Software-Installation bekommt die DV.now AV aber die falschen Interrups zugewiesen. Diese "Unterbrecherkanäle" müssen für einen konfliktfreien Betrieb fehlerfrei vergeben werden. Abhilfe schafft nur eine erneute Installation des Software-Paketes. Dann geht alles glatt, der Videoschnitt kann beginnen.

Voraussetzung ist allerdings ein moderner Multimedia-Computer mit mindestens 500 MHz Prozessortakt und 64 MB Hauptspeicher. Genügend Festplattenspeicher ist eine weitere Voraussetzung, schließlich belegen zehn Minuten Video mehr als 2 GB Speicherplatz.

Zweiteiliges Konzept

Fast-Dazzle setzt auf zwei Programme zum Schneiden des Films: "Fast Forward" und "Adobe Premiere". Fast Forward dient dem Sichten der Videoszenen des Camcorders und dem anschließenden Digitalisieren in den Rechner. Die modular gestaltete Oberfläche schafft mit speziellen Ansichten für jeden Arbeitsschritt eine gut strukturierte Übersicht. Anfänger des Videoschnitts freuen sich über einen virtuellen Guide. Der "Führer" nimmt den Anwender an die Hand und führt ihn auf vier Stationen durch das Videoprojekt bis zum fertigen Film.

Ob Anfänger oder Videoprofi - beide dürfen sich über die Gerätesteuerung freuen. Damit kann der Cutter seinen digitalen Zuspieler fernsteuern. Die Kamera folgt den Mausklicks des Cutters wie von Geisterhand, mühsames Hantieren an den meist fummeligen Tasten des Camcorders ist nicht nötig. Spezielle Treiber, abgestimmt auf die Geräte der einzelnen Hersteller, vermeiden Inkompatibilitäten wie fehlerhafte Bildübertragung.

Hilfreich beim Sichten der Aufnahmen ist die automatische Szenenerkennung. Fast Forward erkennt alle auf einer Videokassette aufgenommenen Clips und zeigt sie dem Cutter mit einem Vorschaubildchen. Jetzt reicht es, alle für den Schnitt gewünschten Szenen zu markieren, das Übertragen der Daten erledigt die Software im Alleingang. Diesen Komfort gibt es allerdings nur bei digitalen Zuspielern, die über den Firewire-Bus angeschlossen sind. Analoge Geräte am FBAS- oder Y/C-Eingang verlangen Handarbeit - wie früher.

Sind die gewünschten Szenen auf der Festplatte, erfolgt der Vorschnitt des Films ebenfalls mit Fast Forward. Dabei bringt der Cutter die Clips auf die richtige Länge und ordnet sie in der gewünschten Reihenfolge. Die Feinheiten des Videoschnitts - beispielsweise Effekte - übernimmt ein anderes Programm.

An alles gedacht

Mit einem Mausklick öffnet der Anwender das Programm Premiere, die in Fast Forward hergerichteten Szenen folgen automatisch. Die Clips landen zur weiteren Bearbeitung auf der Timeline. Die "Zeitleiste" ist der Hauptarbeitsplatz des Videocutters. In ihr bekommt er einen genauen Überblick über sein Projekt. Alle Elemente - also Video-, Audio- und Grafikclips - werden in horizontaler Ordnung und im korrekten zeitlichen Maßstab angezeigt. Hier setzt der Cutter Übergangseffekte zwischen den Szenen, fügt zusätzliche Tonspuren ein oder verändert den Bildinhalt einer Szene mit Hilfe eines Langzeitoperators. Damit lassen sich etwa Farben anpassen oder professionelle Bild-in-Bild-Effekte verwirklichen.

Die Funktionsvielfalt ist gewaltig, erfahrene Videocutter werden das zu schätzen wissen. Einsteiger dagegen sind schnell überfordert. Viele Einstellungen und Optionen verdecken den Blick auf die grundlegenden Funktionen. Einige Tage Zeit zum Einarbeiten sollten Ungeübte auf jeden Fall einplanen.

Viele Ausgabemöglichkeiten

Ist der Film fertig geschnitten, kann es auf verschiedene Arten weitergehen: Selbstverständlich ist das Ausspielen zu analogen oder digitalen Videorecordern. Außerdem unterstützt Adobe Premiere 6 für die Internet-Nutzung des Films die Streaming-Formate von Microsoft, Apple und Real Networks. Damit lassen sich Filme auf die eigene Homepage stellen und können vom vorbeisurfenden Internet-Nutzer ohne langwierigen Download betrachtet werden.

Eine DVD aus dem Material zu erstellen ist ebenfalls möglich. Der beiliegende Mpeg-Encoder "Ligos LSX" kümmert sich um die Wandlung des Films ins Mpeg-2-Format. Danach lässt sich mit dem Programm "DVD It LE" die DVD aufbauen - der Fachmann spricht dabei von "authern". Besonders praktisch ist die Funktion, so genannte "CDVDs" zu brennen. Dabei entsteht eine Scheibe nach dem DVD-Standard auf einem gewöhnlichen CD-Rohling. Das Ergebnis ist auf jedem Computer lauffähig, auf Wunsch kopiert DVD It ein Abspielprogramm gleich mit auf den Silberling. Nur stationäre Abspielgeräte können mit den CDVDs nichts anfangen.

Die Handbücher runden den guten Eindruck der DV.now AV ab. Drei gedruckte Bücher erklären den Umgang mit Fast Forward und Adobe Premiere. Hilfestellungen zum Mpeg-Encoder und DVD It bekommt der Kunde dagegen nur online. Zwei Dokumente für den Acrobat Reader klären darüber auf. (jos)

<b>Kurzgefasst</b>

Die DV.now AV von Fast-Dazzle ist eine Videoschnittkarte sowohl für analoges wie digitales Material. DV-, D8-, S-VHS- und Hi-8-Geräte kommen als Zuspieler und Rekorder in Frage. Zum Aufnehmen und Bearbeiten der Videosequenzen dient die Software Fast Forward. Den Feinschnitt, die Tonbearbeitung und das Ausstaffieren mit Effekten übernimmt dagegen das semiprofessionelle Schnittprogramm Adobe Premiere 6. Da die gewaltige Funktionsvielfalt der beiden Lösungen die kleinen Mängel der Karte bei Installation und Handbuch bei weitem wettmachen, ist die Gesamtnote Zwei gerechtfertigt.

Anbieter:

Dazzle Europa GmbH

Hansastr. 32

80686 München

0 89/5 52 94-0

0 89/5 52 94-199

www.dazzle-europe.de

Preis:

1.599 Mark

(empfohlener Verkaufspreis)

Wertung:

Gerät: 2

Handbuch: 2-3

Lieferumfang: 2

Ease-of-Use: 3

Händler-Support: 2

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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