Interview mit Geschäftsführer Carlo Wolf

Was Cisco in Deutschland vorhat



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.

"Wir haben im Switching-Umfeld Preisdruck"

Nochmals zurück zum Verlust der Marktanteile in den Kernmärkten. Was ist denn der Grund dafür? Ist Cisco zu überheblich geworden oder zu teuer?

Wolf: Wir haben im Switching-Umfeld Preisdruck, das ist zweifellos so. Wir sind nach wie vor unangefochtener Marktführer in diesen Segmenten, das weckt natürlich Begehrlichkeiten bei anderen. Wenn Sie in vielen Bereichen aktiv sind, schauen Sie da vielleicht nicht so genau hin. Deshalb wollen wir uns in Zukunft auf fünf Themen konzentrieren Wir wollen in unserem Kerngeschäft - Routing, Switching, Security, Mobility und Services - die Marktführerschaft ausbauen. Priorität Nummer zwei ist alles, was mit Collaboration zu tun hat; Nummer drei ist Datacenter / Virtualisierung / Cloud; Nummer vier ist Video und zwar über das gesamte Spektrum von Tandberg bis zum Settop-Box-Geschäft, das wir mit Scientific Atlanta übernommen haben. Priorität fünf lautet Business and Technology Architectures und soll eine Klammer um die anderen Themen bilden und diese zusammenführen.

Cisco zieht sich aus dem Consumer-Geschäft zurück. Bedeutet das auch das Aus für Linksys?

Wolf: Home Networking ist eine Networking-Komponente die wir weiter besetzen werden. Das wird sehr stark über unsere Service-Provider-Kunden an den Endkunden getragen. Wir werden das sicher nicht mit dem gleichen Vertriebsmodell in den Markt bringen können, wie wir unsere Netzwerkprodukte bei Großunternehmen positionieren.

Sie hatten das Thema Virtualisierung / Cloud schon erwähnt. Sie arbeiten dort eng mit EMC im Joint Venture VCE zusammen und sind gleichzeitig Partner von NetApp, dem größten Wettbewerber von EMC im Storage-Bereich. Wie passt das zusammen?

Wolf: Das funktioniert erstaunlich gut. Das hat viel damit zu tun, wie offen man damit umgeht und wir gehen da sehr offen damit um. Die Besonderheit an der EMC-Allianz ist, dass wir zusammen mit EMC und VMware ein gemeinsames Unternehmen - VCE - gegründet haben und dass wir das Produkt, den sogenannten Vblock gemeinsam anbieten. Es sind zwei Allianzen, das ist sehr abhängig von der Kundensituation, von den Kundenbeziehungen und von den Lösungen die wir dort positionieren.

Und der Gewinner heißt immer Cisco …

Wolf: Aus diesem Blickwinkel ja, aber EMC baut genauso Lösungen mit Brocade als Netzwerkpartner - das ist ein Geben und ein Nehmen. So eine Partnerschaft ist nicht einseitig exklusiv. Da gehen wir sehr professionell damit um, definieren Zielkunden, wo wir gemeinsam aktiv werden, bei anderen eben nicht. Reibungen gibt es da keine, auch wenn sich das seltsam anhört.

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