Datenschützer schlagen Alarm

O2 will Bewegungsdaten von Kunden monetarisieren

31.10.2012
Der Mobilfunkanbieter Telefónica Germany (O2) ist heute erfolgreich an der Börse gestartet. Das Unternehmen nahm insgesamt 1,45 Milliarden Euro ein, der zwischenzeitliche Höchststand lag mit 5,78 Euro pro Aktie 18 Cent über dem Ausgabepreis. Um weitere Einnahmen zu generieren, will O2 künftig auch Bewegungsdaten seiner Kunden verkaufen. Datenschützer sind alarmiert.

Mobilfunkanbieter Telefónica Germany will über seine Anfang Oktober 2012 gegründete Datensparte Dynamic Insights und in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen GfK anonymisierte Kundendaten vermarkten, darunter auch Bewegungsprofile von Nutzern einer O2-SIM-Karte in Handy, Smartphone oder Tablet. Das berichtet Tagesschau.de. Das Smart Steps genannte Projekt soll zunächst in Großbritannien und dann auch in Deutschland starten. Dabei kombiniert O2 Kundendaten wie Alter und Geschlecht mit Bewegungsdaten und bietet diese anonymisiert Unternehmen aus der Werbebranche an. Beispielsweise erfahren die Unternehmen so, vor welchem Geschäft in einem Einkaufszentrum ein O2-Kunde eines bestimmten Alters und Geschlechts stehen blieb.

Laut dem Bundesdatenschutzbeauftragten setzt eine Auswertung der Ortsdaten von Mobilfunkteilnehmern entweder eine Einwilligung des Kunden oder eine vollständige Anonymisierung der Daten voraus. O2 bietet offenbar Neuverträge mit einer vorformulierten Einwilligungserklärung an. Darin erklären die Neukunden, dass O2 personenbezogene Daten und Standortdaten auch für Vermarktungs- und Marktforschunszwecke verwenden darf.

Datenschützer schlagen Alarm. Standortdaten seien hochsensibel, da sie eindeutig zeigten, wo sich jemand aufhalte, gibt Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein, zu bedenken. "Insofern sehe ich es mit großen Bauchschmerzen, dass jetzt offensichtlich Telekommunikationsunternehmen beginnen, diese Daten in die Welt zu streuen."

Der Mobilfunkanbieter hat zudem einen gelungenen Börsenstart hingelegt. Die hoch verschuldete spanische Mutter Telefónica kassiert für die Platzierung von gut 23 Prozent ihrer Anteile an der deutschen Tochter rund 1,45 Milliarden Euro. Insgesamt gab sie rund 258,8 Millionen Anteilsscheine zu je 5,60 Euro aus, nach dem Börsengang notierte das Papier bei 5,70 Euro. "Wir freuen uns über die große Nachfrage nach unserer Aktie. Jetzt wollen wir erfolgreich weiter wachsen. Dafür sind wir im deutschen Markt sehr gut aufgestellt", sagte O2-Chef René Schuster. "Besonders stark sind wir im Geschäft mit mobilen Daten, und darauf bauen wir auch in Zukunft."

Das Unternehmen plant außerdem die gemeinsame Nutzung der Mobilfunknetze in Deutschland mit einem anderen Netzbetreiber, um Kosten zu sparen.

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