Supply Chain und Transport Management

5 Tipps für digitale Resilienz in der Logistik

Jörg Fürbacher ist seit über 18 Jahren Vorstand der EURO-LOG AG und berät internationale Kunden aus Handel, Logistik, Industrie und Automotive im Supply Chain Management und Transportmanagement.
Wie können Logistik-IT-Systeme globale Lieferketten widerstandsfähig und zugleich intelligent machen? Hier finden Sie die fünf wichtigsten Faktoren.

Logistiker müssen in der Lage sein, die Versorgung der Produktion und die Distribution fertiger Waren zu gewährleisten, vor allem wenn es hart auf hart kommt. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Auswirkungen mangelnde Transparenz auf die Steuerung von Logistikprozessen haben kann. Sowohl interne als auch externe Einflüsse auf die Supply Chain müssen erkannt und gebannt werden, in jeder Branche. Logistik-IT-Systeme digitalisieren und vernetzen Partner und Prozesse entlang der gesamten Supply Chain. Bei der Auswahl einer Logistiklösung sollten Verantwortliche die folgenden Faktoren berücksichtigen.

Ein Bruch in der Supply Chain sollte schnellstmöglichst repariert werden - mit allen Mitteln.
Ein Bruch in der Supply Chain sollte schnellstmöglichst repariert werden - mit allen Mitteln.
Foto: cybrain - shutterstock.com

1. Datensilos aufbrechen, Prozesse und IT-Services vernetzen

Das Vernetzen aller Logistikpartner ist elementar, doch geht digitale Logistik weit darüber hinaus. Es ist wichtig, dass Logistik-IT-Systeme die Datensilos der Verlader, Lieferanten sowie Transport- und Logistikdienstleister auflösen und miteinander verzahnen. Der resultierende Datenpool bildet die Basis für durchgängige Transparenz, Prozessautomatisierung und das Erkennen von Störungen. Ist diese Hürde überwunden, lassen sich Prozessabläufe gezielt aufeinander abstimmen. Dadurch verringern sich Daten- und Prozessbrüche sowie manuelle Eingaben und daraus resultierendes Fehlerpotenzial.

2. Mehrweg-Datennutzung für alle Prozessschritte

Ein weiterer Faktor ist, dass vorliegende Daten vom Logistik-IT-System für alle Prozessbereiche genutzt werden können, unabhängig von der Prozessstufe, in der sie generiert werden.
Ein Beispiel aus der Automobillogistik: Rufen Produktionswerke beim Lieferanten benötigte Teile ab, so sind bereits entsprechende Transportkonzepte, Routen und Laufzeiten vorhanden. Diese Daten können ebenso für den vorgelagerten Leergutversandprozess verwendet werden. Anhand der Verpackungsvorschriften, Routen, Laufzeiten und des Anlieferdatums lässt sich errechnen, wann der Lieferant entsprechend leere Ladungsträger bestellen muss, um dem Lieferabruf pünktlich nachkommen zu können.

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3. Mit unvollständigen Daten umgehen können

Eine hundertprozentige Datenqualität in der Logistik ist reines Wunschdenken. Zu oft fehlen Verpackungsvorschriften bei der Transportavisierung oder Sendungsreferenzen beim Transportstatus. Dies führt zu Lücken in der Prozesskette und verhindert das Aufdecken von Störungen. Frühzeitiges Eingreifen und Anpassen der Prozesse werden dadurch fast unmöglich. Verantwortliche sollten daher prüfen, wie ihr System mit unvollständigen Daten umgeht und ob es Ansätze wie Data Matching berücksichtigt. Durch Data-Matching-Mechanismen sind Logistiksysteme in der Lage Datenlücken durch Abgleichen anderer Referenzen zu schließen. Aus der Praxis: Fehlt etwa die Sendungsreferenz im Abholstatus beim Lieferanten, kann das System dennoch anhand von Lieferantennummer, Abholtag und Spediteur die entsprechende Transportavisierung zuordnen.

4. Transporte und Ankunft in Echtzeit

Unternehmen oder Lieferanten beauftragen Transportdienstleister mit der Abholung von Sendungen und dann hoffen sie, dass diese auch pünktlich am Zielort eintreffen. Ob See, Luft oder Land, das Tracken der Transporte ist elementar für den reibungslosen Ablauf in der Logistik. Dabei sollte das Track & Trace nicht nur bis zur Ebene des Verkehrsträgers gehen, sondern bis zur Sendungsebene. Ist dies nicht der Fall, so können an Umschlagspunkten Sendungen aus den „Augen“ geraten, da die Referenz im Status keinen Sendungsbezug enthält und das Tracking somit am Hub enden könnte. Zudem ist die voraussichtliche Ankunftszeit ETA (Estimated Time of Arrival) oft unbekannt und ungewiss. Diese sollte vom Transport Management System nicht nur zu Prozessbeginn errechnet werden, sondern laufend geprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden – und das nicht nur für den gesamten Transportweg, sondern auch für alle Teiltransporte.

5. Wer Störungen früh erkennt, kann sie umgehen

Damit Supply Chain Management erfolgreich sein kann, müssen potenzielle Risiken, Störungen und Verzögerungen umgehend aufgedeckt werden. Logistiker können nur rechtzeitig Korrekturmaßnahmen einleiten, wenn sie umgehend erkennen, wo Prozesse ins Stolpern geraten. Funktionen wie Alerting, integrierte Web-Apps und Eventmanagement spielen dabei eine entscheidende Rolle. Treten Abweichungen auf, die zu Verzögerungen oder Störungen führen könnten, sollte das Logistiksystem in Echtzeit darauf aufmerksam machen, via E-Mail oder Push Notification. Idealerweise regelt das System Abweichungen bis zu einem bestimmten Grad von selbst. Beispielsweise durch das automatisierte Disponieren von Transportaufträgen anhand bestimmter Kriterien. (bw)

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