MWC 2014

64-Bit-Rennen bei Smartphones und Tablets

Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.

Status quo in Smartphones und Tablets

Was die 4-GB-Grenze bei 32-Bit-Systemen anbelangt, sind die aktuellen Geräte allesamt noch weit davon entfernt. Aktuell sind High-End-Smartphones und die Top-Modelle von Tablets mit 2 bis 3 GByte RAM ausgestattet. Apple spendiert dem iPhone 5s und iPad Air beispielsweise nur 1 GByte RAM. Man kann aber davon ausgehen, dass 2015 bestimmt schon erste Hersteller ihre ARM-basierten Smartphones oder Tablets mit 4 GByte RAM ausstatten werden.

So wird der vorhandene Speicher in den Smartphones und Tablets bereits jetzt relativ schnell ausgereizt. Zum einen arbeiten die Apps durch das Multitasking der Betriebssysteme im Hintergrund weiter; hierfür ist RAM notwendig. Zum anderen nimmt der Speicherhunger moderner Apps zu. Die Programme werden immer aufwendiger und schließen in der Funktionalität zu ihren Desktop-Pendants mehr und mehr auf. Und je mehr RAM den Entwicklern zur Verfügung steht, desto weniger wird auf eine schlanke und effiziente Programmierung geachtet. Man erinnere sich nur an die Entwicklung der Windows-Programme …

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Ist jetzt der Schritt auf 64-Bit notwendig? Abgesehen davon, dass es von Google noch überhaupt keine 64-Bit-Android-Version für ARM-Plattformen gibt, reizen aktuelle Geräte auch die 4-GByte-RAM-Grenze noch nicht aus. Doch der Schritt zu 64-Bit lässt sich bei Smartphones und Tablets analog der Entwicklung von PCs vor einigen Jahren sehen. Anfänglich brauchte es kein Mensch, mit der Zeit wurde aber die Speichergrenze überschritten. Es wird wahrscheinlich schneller gehen, als man glaubt, steht erst mal Android als 64-Bit-ARM-Kompilat zur Verfügung. Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich der 64-Bit-Schritt als "Enabling" der neuen Infrastruktur sehen. Peu à peu werden die Hardware und die Software darauf vorbereitet. Und wenn die Apps und Anwendungsszenarien dann in ein, zwei Jahren mehr als 4 GByte RAM brauchen, dann sind die Geräte und das OS längst bereit dafür.

Genau das hat Apple mit dem A7 und iOS 7 gemacht. Schon jetzt wird eine Plattform geschaffen, um in ein paar Jahren nicht in eine Sackgasse zu laufen - oder dann überhastet handeln zu müssen. 64-Bit-Betriebssystem und Prozessoren verstehen sich problemlos mit alten 32-Bit-Anwendungen. Das Beispiel A7 und iOS 7 zeigt dies ebenso wie seit Jahren die 64-Bit-Desktop-Prozessoren in Verbindung mit 64-Bit-Windows. Es gibt auch meist kaum Unterschiede in der Performance, ob die 32-Bit-Anwendung unter einem 32- oder einem 64-Bit-Betriebssystem läuft. Sowohl die Kompatibilität als auch die Geschwindigkeit betreffend können natürlich wie immer Ausnahmen auftreten, aber es sind verschwindend wenige. Es tut somit nicht "weh", schon jetzt alles unter 64-Bit laufen zu lassen.

Siegeszug der Tablets

Es gibt auch noch einen weiteren Aspekt, warum insbesondere Tablets schneller als gedacht 64-Bit-Umgebungen brauchen. Der Markt der PCs und Notebooks stagniert, zunehmend wird die Arbeit mit dem Tablet erledigt - auch in Unternehmen. In Docking-Lösungen mit Tastatur sind problemlos die meisten Aufgaben auch mit einem iPad oder Android-Tablet zu erledigen; insofern es die passenden Apps gibt.

Microsofts Office wird wohl bald für das iPad veröffentlicht werden. Oder man denke an Applikationen wie AutoCAD oder aufwendige Bildbearbeitung auf dem Tablet. Und warum sollten auf den Tablets in Zukunft nicht noch virtuelle Maschinen laufen? Bei vielen Desktop-PCs oder Notebooks ist das schon gang und gäbe. Die notwendige Rechenleistung bieten moderne Tablets mit ihren Multi-Core-Prozessoren wohl problemlos.

Sind größere Bildschirme notwendig, dann wird einfach via Docking ein Desktop-Display an das Smartphone oder Tablet drahtlos angeschlossen - fertig. Was jetzt nicht fehlen darf, ist Arbeitsspeicher. 4 GByte RAM sind viel zu wenig, gerne dürfen es jetzt 8 oder gar mehr Gigabyte sein. Und schon ist 64-Bit mehr als notwendig. (cvi)

Zur Startseite