Abfallvermarktung remote

11.02.2000
Die Anbindung von Außendienstmitarbeitern, Home-Office-Workern und Filialen an das Unternehmensnetzwerk muss nicht unbedingt ein Projekt von mehreren Monaten Dauer sein. Dass es auch in drei Tagen geht, beweist die Vernetzung der Frankfurter Stadtreinigung durch das Systemhaus Macnetwork.

Nachdem das Frankfurter Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung vor vier Jahren privatisiert wurde, musste das Unternehmen auf einmal selbst nach Kunden Ausschau halten. Kaum zwei Jahre später beteiligte sich die Rethmann GmbH - mit 1,8 Milliarden Mark Umsatz eines der größten Entsorgungsunternehmen in Europa - an dem Frankfurter Betrieb.

Für die in Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) umbenannte Firma hieß es nun plötzlich, auch Außentermine wahrnehmen zu müssen und potentielle Kunden zu besuchen, um sie davon zu überzeugen, dass die FES deren Müll auf preiswerte und trotzdem ökologische Art beseitigen kann.

20 Laptops im Außendienst

Um auch bei einem dieser Außengespräche einen Zugriff auf das firmeninterne Netzwerk zu erhalten, benötigten die Müllvermarkter einen Laptop mit Ferneinwahlmöglichkeit in die Zentrale in Frankfurt. Während die Ausstattung mit Modems bei den heutigen Geräten zum Standard gehört, fehlte es an der entsprechenden Software auf den Clients und dem eigentlichen Zugangsserver in der Zentrale.

Als langjähriger Partner der FES GmbH in Sachen Netzwerk und IT wurde deshalb die Macnetwork GmbH beauftragt, für die entsprechende Remote-Access-Infrastruktur zu sorgen. Das Systemhaus aus Nieder-Olm bei Mainz entschied sich für die Lösung von Acotec.

RAM, Remote Access Manager for Enterprises, sowie RCM, Remote Client Manager, sollten auf den bereits vorhandenen NT-Server aufgespielt werden und in Zusammenarbeit mit Bintec-Routern für einen reibungslosen Ablauf der Ferneinwahl sorgen.

Auch Home-Office-Mitarbeiter und die einzelnen Betriebsbüros würden die Möglichkeit erhalten, sich per Datenfernübertragung in das zentrale Netz einzuwählen. Dadurch könnten sie leichter Aufträge weiterleiten, Adressen abgleichen oder Firmeninterna abrufen.

Acotecs Lösung fungiert dabei als Aufsatz auf Microsofts RAS (Remote Access Service) unter Windows NT: Dabei bietet RAM Features, die über das reine Windows-Werkzeug hinausgehen: "Unter NT kann der Systemadministrator lediglich festlegen, ob jemand auf das interne Firmennetzwerk zugreifen darf oder nicht", erklärt Claudia Navarre, die Channel-Verantwortliche bei Acotec. Mit RAM hingegen ist eine sichere Einwahl ins Firmennetzwerk möglich. Hierfür sorgen der mitgelieferte Radius-Server (Remote Access Dial-In User Service) und das Callback-Verfahren.

Außerdem kann nun der Systemadministrator ganz exakt festlegen, wer, wann und wie lange ins Netz zugreifen darf, gegenüber RAS ist der Zugriff so besser beschränkbar. Bis März 2000 wählten sich Außendienstler bei FES noch via Modem in den Zentralrechner ein.

"Microsoft RAS ungeeignet"

Die Bordmittel von NT für die Ferneinwahl zu nutzen, das kann sich ein mittelständisches Unternehmen eigentlich nicht leisten", fasst Stefan Fehr, einer der beiden Geschäftsführer von Macnetwork, die damalige Situation zusammen. "NTs RAS-Funktionen verrichten zwar mehr oder weniger gut ihren Dienst, aber sie stellen nur eine Lowcost-Lösung dar, die den Anforderungen eines Unternehmens in der Größenordnung von FES einfach nicht entspricht. Es ist eben nicht damit getan, einen NT-Server aufzusetzen und ein paar billige ISDN-Karten einzubauen", so Fehr weiter.

"Erst mit einer Lösung wie RAM ist eine abhörsichere Dialup-Verbindung an den NT-Server gewährleistet", ergreift Jann Subbras, der andere Geschäftsführer von Macnetwork, Partei für Acotecs Lösung.

"Dadurch, dass RAM auf Windows-RAS-Funktionen aufsetzt und auch deren Log-Files nutzt, lassen sich speziell auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Reports erstellen", zählt Subbras die weiteren Vorteile von RAM auf. So war beispielsweise bei FES geplant, auszuwerten, wer, wann, wo und wie lange eingeloggt war. Damit sollten jeder Abteilung oder Niederlassung die Verbindungskosten einzeln nachgewiesen und anschließend in Rechnung gestellt werden.

Doch dieser Verbindungskostennachweis funktioniert noch nicht bei dem Frankfurter Entsorger: "Die Leute von Macnetwork haben uns zwar mal gezeigt, wie das gehen könnte, aber auf Knopfdruck hin geschieht da noch gar nichts, bis heute erhalten wir keine monatlichen Berichte", beschwert sich der dortige IT-Leiter, Andreas Lipp.

Probleme gab es aber auch mit der Installation der Router: "Von der Firma Acotec sind wir gedrängt worden, unbedingt Bintec-Equipment zu verwenden", erinnert sich Fehr. Seiner Ansicht nach war das keine gute Wahl, er hätte lieber 3Com-Hardware eingesetzt.

Bei der Inbetriebnahme der Bintec-Router haperte es nämlich gewaltig. "Ich weiß es selbst nicht, ob es an unserer mangelnden technischen Kompetenz im Bintec-Umfeld lag oder ob tatsächlich die Hardware fehlerhaft war", erinnert sich Fehr an die Anfangsschwierigkeiten.

Zwar haben die Frankfurter mittlerweile den Primärmultiplex-ISDN-Router "Bianca/Brick-XMP" in Betrieb genommen und damit gleichzeitig 30 Remote-Anwendern einen Zugang ins Netzwerk geöffnet, aber das zweite Gerät für einen ISDN-Basisanschluss funktioniert bis heute nicht. "Eigentlich war dieser Router ausschließlich für unsere zwei Geschäftsführer vorgesehen", so Lipp gegenüber ComputerPartner. Mit zwei dedizierten B-Kanälen hätten diese ständig eine offene Leitung in die Firmenzentrale. "Doch nun steht das Ding hier bei uns, blinkt ständig, und ich habe den Ärger, wenn mein Chef sich nicht von daheim einwählen kann", so der IT-Leiter ziemlich verschnupft.

Schwierigkeiten bei der Installation der Acotec-Software gibt auch Macnetwork-Geschäftsführer Fehr zu: "Das Ganze kam ja erst ganz frisch auf den Markt, so musste Acotec noch einige Änderungen an der Software vornehmen." Insgesamt gesehen gestaltete sich jedoch das ganze Projekt relativ unproblematisch: "In drei Tagen waren wir mit der Inbetriebnahme fertig."

Die Installation der Software am Server nahm seiner Aussage nach vier Stunden und das Einrichten der entsprechenden Programme auf den 20 Notebooks der Außendienstmitarbeiter jeweils eine halbe Stunde in Anspruch. Sogar ein Testarbeitsplatz konnte während der dreitägigen Projektlaufzeit realisiert werden. "Gleichzeitig sind zwei Leute von uns ständig vor Ort", resümiert Geschäftsführer Subbras das Bemühen des Dienstleisters um seinen Kunden. Diese zwei Techniker betreuen das gesamte Netzwerk und das sonstige IT-Equipment bei FES. Darunter fällt auch die Wartung des Remote-Access-Zugangs.

"Wir sind der direkte Ansprechpartner bei FES, wenn es neue Technologien geht, so etwa beim Aufbau eines Intranets", schließt sich Fehr dem an. Immerhin ist Macnetwork bereits seit drei Jahren "Haus- und Hoflieferant" bei FSE. Das fing mit der Migration von Novell Netware auf Windows NT und wird sich sicherlich noch in die Zukunft erstrecken. So ist etwa für das nächste Jahr der Aufbau eines virtuellen privaten Netzes geplant (VPN), eine Weiterentwicklung der bestehenden Radius-autorisierten Remote-Access-Lösung.

"Sollte FES und Rethmann mit weiteren Akquisitionen fortfahren, wird die VPN-Option sicherlich immer interessanter für den Müllentsorger", spinnt Fehr seine Fäden in die Zukunft. Dieses Feld möchte dann Macnetworks mit dem Walldorfer Internet-Service-Provider Rio Data gemeinsam beackern.

Alles in allem zeigt sich das pfälzische Systemhaus mit dem Projektverlauf ganz zufrieden: "Immerhin betrug der reine Dienstleistungsanteil etwa 60 Prozent", erläutert Fehr. "Die Software von Acotec ist eben kein sofort betriebsbereites Paket, wie es sie etwa beim Media-Markt zu kaufen gibt, sondern es handelt sich hier vielmehr um eine Lösung, die erst auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden angepasst werden muss", verdeutlicht der Macnetworks-Geschäftsführer die Vorteile eines derartigen Projekts. Hier zeigt sich wieder mal die alte Binsenweisheit: Nur mit Service lässt sich richtig Umsatz und damit auch Gewinn erzielen.

Was den künftigen Betrieb der Acotec-Bintec-Lösung betrifft, so zeigt sich Fehr ebenfalls voller Zuversicht: "Ist die Software mal installiert, dann gibt es nicht mehr viel zu tun." Und auch die Hardware tut anscheinend brav ihren Dienst: "Die Kiste dudelt vor sich hin und erfüllt ihren Zweck, ohne dass man da großartig eingreifen muss." (rw)

www.bintec.de

www.macnetworks.de

www.fes-frankfurt.de

Kundenportrait

Firmenname: Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH

Adresse: Weidenbornstraße 40; 60389 Frankfurt am Main

www.fes-frankfurt.de

Ansprechpartner: Andreas Lipp, IT Leiter

Tel.: 069-212 36-592; Fax: 069-212 36-675

E-Mail: services@fes-frankfurt.de

Dienstleistungsportfolio: Dienstleistungen in den Bereichen Entsorgung, Reinigung, Abfallverbrennung, Beratungs- und Infoservice, Manpower

Gründungsjahr: 1855

Mitarbeiter: 1650

Referenzkunden: Kommunen, Industrie, Dienstleistungsunternehmen, Handel, Handwerk, Kleingewerbe, Privatkunden

Anbieterportrait

Firmenname: Acotec GmbH

Adresse: Rotherstraße 16; 10245 Berlin; www.acotec.de

Ansprechpartner: Rolf-Peter Milczarek, Regional Sales Manager D A CH

Tel.: 030/467 06-135; Fax: 030/467 06-126

E-Mail: sales@acotec.com

Produktportfolio: Management-Lösungen für Fernzugriffe über Wählverbindungen und virtuelle privateNetze (VPN)

Gründungsjahr: 1998

Mitarbeiter: 75

Umsatz 1999: 10 Millionen Mark

Referenzpartner: 3Com, Bintec, Compaq, Deutsche Telekom, Digi, Eicon, Intel, Microsoft, RSA Security, Siemens.

Referenzkunden: Barclays Bank, Bausch & Lomb, Bridgestone Forestone, Carglass, Castrol, Condat, Debis, E-Plus u.a.

VAR-Portrait

Firmenname: Macnetwork Systemhaus GmbH

Adresse: Oppenheimer Str. 2a; 55268 Nieder-Olm;

www.macnetwork.de

Ansprechpartner: Jann Subbras und Stefan Fehr

Tel.: 061 36/925 620; Fax: 061 36/925 611

Email: info@macnetwork.de

Dienstleistungsportfolio: Consulting und Planung von IT-Projekten, Erstellen von Ist-Analysen und Soll-Konzepten

Gründungsjahr: 1998

Mitarbeiter: 10

Umsatz: 2 Millionen Mark

Referenzkunden: IBM, Karstadt, Haspa, CSG GmbH

Referenzpartner: IBM, Microsoft, Acotec, OmnicoKunde: Frankfurter Stadtreinigung- und Service GmbH (FES)

Solution Snapshot

Problemstellung: Die FES brauchte bei der Einwahl von ihren Betriebshöfen ins Firmennetz und durch den Vertriebsaußendienst ein Management System zur Ressourcenüberwachung und Kostenkontrolle. Es kam vor allem auf eine zeitliche Beschränkung der RAS Nutzung und auf abteilungsspezifischen Verbindungskostennachweis.

Lösung: Software: Acotec Remote Access Manager (RAM) for Enterprises und Remote Client Manager; Hardware: ein S2m- und ein S0-ISDN-Router von Bintec"

Distributor: Compu-Shack GmbH, Ringstr. 56-58, 56564 Neuwied, www.compu-shack.com,

Ansprechpartner: Christoph Jung, Tel.:026 31/983-0, E-Mail: cjung@compu-shack.com

VAR: Macnetwork Systemhaus GmbH

Subunternehmer: Rio Data, www.riodata.de

Kontaktaufnahme durch ein seit bestehendes Kundenverhältnis im März 2000

Verhandlungsdauer: 1 Monat

Implementierungsdauer: 2 Tage

Aufwand des VARs: 24 Mannstunden

Kostenumfang: knapp 100.000 Mark

Serviceanteil: 60 Prozent Dienstleistung, Rest Hard- und Software

Serviceverträge: Wartungvertrag abgeschlossen, Serviceleistungen durch Macnetwork und Acotec

Schulung: Nach einer ersten Einweisung konnte der Kunde mit der intuitiv handzuhabenden Softwarelösung selbständig arbeiten.

Benefit für Kunden: Der Kunde erhält nun den Nachweis aller Verbindungen und kann problemlos alle anfallenden Kosten den entsprechenden Kostenstellen zuweisen. Die Policies von Acotec RAM for Enterprises wurden so definiert, daß der Zugriff auf das Firmennetz auf maximal zehn Anwender beschränkt ist.

Benefit für VAR: Folgegeschäfte wurden möglich: so betreuen zweit Techniker vor Ort zusätzlich auch den Remote-Access-Server, warten die Bintec-Router und konfigurieren bei Bedarf Acotecs Software um. Ein VPN-Projekt ist in Aussicht.

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