Smartphone

Amazon Fire Phone dient primär der Kundenbindung

Moritz Jäger ist freier Autor und Journalist in München. Ihn faszinieren besonders die Themen IT-Sicherheit, Mobile und die aufstrebende Maker-Kultur rund um 3D-Druck und selbst basteln. Wenn er nicht gerade für Computerwoche, TecChannel, Heise oder ZDNet.com schreibt, findet man ihn wahlweise versunken in den Tiefen des Internets, in einem der Biergärten seiner Heimatstadt München, mit einem guten (e-)Buch in der Hand oder auf Reisen durch die Weltgeschichte.
Amazon hat seine Ankündigung wahr gemacht und ein eigenes Smartphone vorgestellt. Das Fire Phone wird ab Juli in den USA erhältlich sein und setzt ein eigenes Betriebssystem auf Android auf.

Amazon greift Apple und Google erneut an: Nachdem mit dem Kindle Fire bereits ein Tablet verkauft wird, wechselt der Konzern nun unter die Smartphone-Hersteller: Das Amazon Fire Phone soll in den USA ab Juli 2014 erhältlich sein und der Konkurrenz Marktanteile abjagen.

Das Fire Phone von Amazon.
Das Fire Phone von Amazon.
Foto: Amazon

Von der Hardware-Seite kann das Fire Phone dabei durchaus mit der Konkurrenz mithalten: Es verfügt über einen Quad-Core-Prozessor, der mit 2,2 GHz getaktet, ist sowie 2 Gigabyte Arbeitsspeicher. Inhalte werden auf einem 4,7 Zoll großem Display mit 1280 x 720 Pixeln aufgelöst. Dazu kommt die unverzichtbare Kamera, das Fire Phone macht Fotos mit 13 Megapixel und verfügt über eine zweite Kamera an der Vorderseite, die über 2,1 Megapixel verfügt. Laut Amazon sind die Bilder besser als bei iPhone 5S oder Galaxy S5 (jede andere Aussage wäre allerdings höchste verwunderlich). Das Smartphone funkt per WLAN oder LTE sowie UMTS/3G. Dazu kommen die üblichen Techniken Bluetooth und NFC. Die Batterie besitzt eine Kapazität von 2400 mAh, im besten Fall kann man damit laut Amazon bis zu 22 Stunden am Stück sprechen. Daten legt das Gerät intern auf 32 oder 64 GByte Speicher ab. Speicherkarten lassen sich nicht einlegen.

Fire Phone mit Fire OS

So aktuell die Hardware ist, so langweilig ist sie - die integrierte Software hat dagegen einige Überraschungen parat. Amazon setzt auf Android als Grundlage, bastelt daraus aber das angepasste "Fire OS 3.5.0". Dieses unterscheidet sich in einigen Punkten von klassischen Android-Installationen. Eine davon ist etwa, dass Amazon den Google Play Store durch den hauseigenen Amazon App Store ersetzt. Das bedeutet auch, dass Amazon an jeder verkauften App mitverdient, ein Einkommensbereich, der normalerweise Google vorbehalten ist. Darüber hinaus sind Dienste wie Kindle, Amazon Music und Amazon Video von Anfang an auf dem Gerät integriert, Nutzer erhalten zudem eine Prime-Mitgliedschaft.

Amazon hat weitere, durchaus clevere Änderungen an der Software vorgenommen. Links am Gerät ist der "Firefly"-Knopf. Wird er gedrückt, versucht das Gerät ein aktuell laufendes Lied, eine TV-Serie oder Film oder gedruckte Informationen zu erkennen und zu analysieren. Apps können auf Firefly zugreifen und etwa direkt das passende Lied zum Kauf anbieten.

Ebenfalls interessant ist die dynamische Perspektive: Je nachdem, in welchem Winkel man das Smartphone hält, zeigt das Fire Phone andere oder zusätzliche Informationen. Wird beispielsweise die Kartenansicht nach rechts gekippt, überlagert das System die aktuelle Ansicht mit Informationen des Bewertungsdienstes Yelp.

Für weniger versierte Kunden dürfte Mayday interessant sein: Dabei handelt es sich um eine Support-Anwendung, bei der Kundendienstmitarbeiter direkt mit Video auf das Smartphone geschaltet werden können, um bei konkreten Problemen zu helfen.

Zusätzlich kann das Fire Phone auf alle Funktionen von Android zugreifen, darunter etwa Features wie ActiveSync für die E-Mail-Übertragung.

Zunächst nur in den USA

Wie bei den meisten neuen Amazon-Produkten ist das Kindle Phone zunächst nur in den USA erhältlich, ohne Vertrag wird es 649 US-Dollar kosten. Je nach Erfolg dürfte das Smartphone aber früher oder später seinen Weg auch nach Europa finden. Beim Tablet Kindle Fire dauerte es nach der Markteinführung 2011 etwa ein Jahr bis das Gerät auch hierzulande erhältlich war.

In jedem Fall wird es interessant zu sehen, wie dieser Frontalangriff auf iPhone/iTunes oder Android/Google Play von den Nutzern angenommen wird.

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