Cancoms Pläne für 2004

08.04.2004
Mit einem Verlust von 22,1 Millionen Euro 2003 hat die Cancom AG nicht gut abgeschnitten. Für das laufende Jahr sieht Cancom-Chef Klaus Weinmann wieder Land. Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Das Jahr 2003 gibt Cancoms Vorstandsvorsitzendem Klaus Weinmann zu denken. Der Betriebsverlust betrug deutliche 18,1 Millionen Euro; zugleich gingen die Umsätze des größten deutschen Apple-Systemhauses, gleichzeitig einer der großen Microsoft-Lizenzverkäufer im deutschen SMB-Markt, gegenüber 2002 um gut 43 Millionen Euro auf 192 Millionen zurück.

Aber Weinmann weiß genau, dass er mit dem 18,2 Millionen Euro Abschreibungen enthaltenden Konzernverlust von Banken und Anlegern noch genauer als bisher beobachtet werden wird. "Wir müssen unbedingt wieder profitabel werden", sagt er. Dieses Ziel in diesem Jahr zu erreichen, darauf werden alle Maßnahmen Cancoms ausgerichtet sein.

Dass das gelingen könnte, versichert Weinmann. "Der Apple-Markt läuft rund", sagt er; zudem würden Unternehmen wieder in IT investieren. Neue Hard- und Software seien fällig, die Abschreibungen für den Investitionszyklus 2001 abgeschlossen, und außerdem gehe die Prognose für den nationalen IT-Markt von einem Gesamtwachstum von vier bis fünf Prozent aus.

Daran will Weinmann überproportional teilhaben - mittels "Verdrängung im Apple-Markt", ist sich der Cancom-Chef sicher. Er rechnet fest damit, dass kleinere Häuser das Jahr 2004 nicht überleben werden. Ein Teil ihrer Apple-Umsätze sollen in die Kasse der Jettinger fließen. "Wenn wir unsere Vorteile bei der Logistik und flächendeckenden Präsenz ausspielen können", werde Cancom nicht 25 Prozent des deutschen professionellen Apple-Marktes auf sich vereinigen, sondern rund 35 Prozent. Vorausgesetzt, Apple legt nicht, wie so oft, eine geschäftstötende Lieferpause ein.

Rund 20 Außendienstmitarbeiter will Weinmann ab Mai sukzessive einstellen, um Cancoms Präsenz in Deutschland zu erhöhen: "Die Werbebranche und die Medien investieren wieder." Nicht nur in Hardware, gemischte Netze und Publishing-Systeme, wo derzeit Adobe klare Vorteile gegenüber dem Wettbewerber Quark habe, sondern auch in Bereiche wie die Vermarktung von Webinhalten. Darum habe Cancom neben Content-Management-Systemen auch Videobearbeitung und -verteilung auf seiner To-do-Liste. Zusammengefasst mache der Apple-Bereich Weinmann weniger Sorgen als im vergangenen Jahr - "wir gehen von einem deutlichen Wachstum aus".

Trumpfkarten ausspielen

Aber Cancom möchte dieses Jahr auch die Trumpfkarten Microsoft, Tendi und HP ausspielen. Was Microsoft angeht, habe sich Cancom zu Deutschlands größtem Vermarkter des SMB-Geschäfts "Open-Lizenz" entwickelt. Ein Umsatzplus von sechs bis neun Millionen im laufenden Jahr sei realistisch, sagt Weinmann, denn die spätestens 2002 gekauften Softwarelizenzen müssen in diesem Jahr erneuert werden. Auch wenn ihm Konkurrenten wie die Leipziger PC-Ware AG oder erneut Bechtle das Leben nicht leicht machen dürften.

Und da Weinmann damit mitten in der Geschäftsentwicklung des Direktvermarkters Tendi ist, sagt er, dieser werde mit seinem breiten Produktportfolio, das von Acer und Autodesk über Cisco, Citrix, IBM, Kyocera, Lexmark und Oracle bis hin zu Symantec und Tobit reicht, seine Fühler nach dem Corporate-Markt sowie Forschung und Lehre ausstrecken. Zudem sei übergreifend Sicherheit ein wachstumsverheißendes Thema. Derzeit dürfte Tendi 30 bis 35 Prozent des Cancom-Umsatzes ausmachen - eine Schätzung, die das Unternehmen bestätigt hat.

Bleibt die bewusst als Apple-Alternative eingegangene Kooperation mit Hewlett-Packard (HP). Mit ihr wollte sich Cancom Ende 2002 ein PC-Standbein schaffen, um sich aus der Apple-Abhängigkeit zu befreien. Die Nachfrage nach HP-Rechnern nehme zu, sodass sich die Entscheidung bezahlt mache. Allerdings seien weniger Desktop- als Serversysteme gefragt, und die ließen sich angesichts der Konkurrenz nur nach intensiven Gesprächen verkaufen.

So bleibt der Druck auf Cancom groß - "er nimmt zu", sagt Weinmann -, sodass sich das Systemhaus große Sprünge in diesem Jahr nicht leisten könne. Außer dem Kauf von kleineren Microsoft-Systemhäusern - damit wenigstens der Umsatz wieder "in Richtung alte Größe" gehe. Und endlich wieder Geld in der Cancom-Kasse übrig bleibt.

Meinung des Redakteurs

Die Cancom AG ist noch längst nicht in ruhigen Gewässern angelangt. Zwar hat sie ihre Kosten wieder im Griff, doch die Märkte, in denen sie agiert, zeigen (noch) nicht an, dass sie wieder anziehen. So wird man in Jettingen auch in diesem Jahr mit spitzer Feder rechnen müssen. Mit welchem Resultat, steht dahin.

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