Channel Champions, Teil 5: Softwarehersteller

22.11.2001
Was die Markenbekanntheit betrifft, hat bei den Softwareherstellern Microsoft nach wie vor die Nase vorn. Auf der Beliebtheitsskala rangieren die Redmonder aber weit hinten, hier hat Adobe wie im Vorjahr gesiegt.

Als Softwarehersteller ist Microsoft die Nummer eins, sowohl was die Umsätze betrifft als auch die Bekanntheit im Markt. Die Lücke dahinter hat sich gegenüber dem Vorjahr noch vergrößert. Das Image des jeweils Zweitplatzierten Novell fiel gar von 28 auf 18,3 Prozent. Einen Platz gutmachen konnte hingegen Adobe, diese Firma kennen immerhin 15,3 Prozent der Händler, 2000 waren es nur knapp 13 von 100.

Von der fünften auf die vierte Position ist IBM geklettert, darüber freuen können sich die Böblinger aber nicht. Denn in diesem Jahr haben wir zum ersten Mal unter der Marke IBM auch Lotus und Tivoli zusammengefasst. Deren Vorjahresanteile zusammengerechnet ergeben zwar 19,3 Prozent, doch 2001 weist IBM nur 14,5 Prozent auf.

Corel verlor ein wenig an Bekanntheit (von 15,5 auf 12,5 Prozent) und stieg um zwei Plätze auf Rang fünf ab. Dahinter folgt schon SAP, letztes Jahr noch unter "ferner liefen", mit beachtlichen 8,8 Prozent. Auch sein ärgster Konkurrent Oracle gewann an Bedeutung im Fachhandel, und das, obwohl sich der Datenbankspezialist mit seinen jüngsten Äußerungen zum Beratungsgeschäft ("Consulting ist out") wahrlich keine Freunde unter den IT-Dienstleistern gemacht hat. Offenbar nimmt man aber dort Larry Ellisons Sprüche nicht allzu ernst und vertraut auf das Projektgeschäft im Datenbankumfeld. Mit ERP- und CRM-Installationen tut sich Oracle in Deutschland weiterhin schwer.

Adobe ist Fachhändlers Liebling

Eine völlig andere Reihenfolge der Softwarehersteller ergibt sich, wenn der Fachhandel die einzelnen Unternehmen allgemein beurteilt. Hierbei schneidet wie im Vorjahr Adobe mit der Note 1,9 am besten ab, dahinter folgen mit einer schlechten 2,0 Corel, Oracle, Sun, Autodesk, HP und IBM. Im Vergleich zu 2000 also nichts Neues, nur werden dieses Jahr alle Softwarehersteller allgemein schlechter beurteilt. Deren Durchschnittsnote sank von 2,2 auf 2,7.

Diese Bewertung spiegelt sich auch im Urteil der Händler über die Qualität der von ihnen vertriebenen Software wider. Auch hier schneidet Adobe mit der Note 1,5 am besten ab. Unter 2,0 bleiben ansonsten nur die Produkte von Autodesk, Sun und Oracle. Genauso verhält es sich beim Einsatz von neuesten Technologien. Hier liegt Adobe mit 1,7 vorne - dahinter ein breites Mittelfeld mit Noten jenseits der Marke von 2,0.

Als erfolgreichsten Hersteller betrachten die Fachhändler nach wie vor Microsoft (Note 1,4). Hier belegt Adobe nur den zweiten Rang (Note 1,6). SAP ergänzt das Führungstrio (Note 1,7). Dafür hat sich Adobe als sympathischstes, zuverlässigstes und am besten für die Zukunft gerüstetes Unternehmen erwiesen. Letzeren Titel muss sich der Grafikspezialist allerdings mit Microsoft teilen.

Dahinter folgen die Branchengrößen Hewlett-Packard, IBM, SAP, Oracle und Sun. Offenbar ist den IT-Dienstleistern die schiere Größe eines Softwareunternehmens ein hinreichendes Kriterium für dessen Überleben. Dass es auch anders gehen kann, beweist uns die Hardwarebranche immer wieder aufs Neue: Compaq hat Digital geschluckt, nun soll die Company von HP übernommen werden.

Relativ gute Noten verteilen die Händler für die Zuverlässigkeit ihrer Softwarelieferanten. Hier bekommen alle arrivierten Hersteller eine mehr oder weniger gute 2,0. Schlechter schneiden lediglich die Anbieter von betriebswirtschaftlichen Lösungen für den Mittelstand Sage KHK, Clarfeld und Lexware ab. Aber auch die E-Commerce-Spezialisten Internolix, Openshop, Brokat, United Planet und Intra-ware gelten den VARs als relativ unzuverlässig. Einzige rühmliche Ausnahme bildet hier Intershop: Die Jenaer Firma belegt in dieser Wertung einen hervorragenden fünften Platz.

Leider sieht es für Intershop bei den sonstigen Kriterien wie Produktqualität, Einsatz neuester Technologien oder Zukunftsaussichten nicht ganz so gut aus. Hier belegt der Shop-Anbieter mit seinen Wettbewerbern die hinteren Plätze. Dort findet sich übrigens auch der ehemalige Microsoft-Konkurrent Novell.

Wer ist der LieblingsArbeitgeber?

Aufschlussreiches erfährt man, wenn man IT-Dienstleister fragt, bei welchem Softwarehersteller sie denn am liebsten arbeiten würden, wenn sie die Wahl hätten. Hier schneidet wie im Vorjahr Microsoft am besten ab, offenbar wiegt hier die Arbeitsplatzsicherheit mehr als eine etwaige Antipathie gegenüber dem Redmonder Unternehmen. Den Platz des zweitliebsten Arbeitgebers hat SAP - letztes Jahr noch nicht gelistet - Adobe abgenommen, das nun den dritten Rang belegt. Alle übrigen Softwarehersteller werden von den Händlern nur im einstelligen Prozentbereich als potenzielle Brötchengeber betrachtet.

www.computerpartner.de/extras/index.cfm?sub=40

ComputerPartner-Meinung:

"Nichts Neues im Softwaremarkt" könnte man die aktuelle ComputerPartner-Studie "Channel Champions 2001, Teil 5: Softwarehersteller" betiteln. Wie im Vorjahr siegt Adobe in der Gesamtwertung, Microsoft bleibt das bekannteste und als Arbeitgeber begehrteste Unternehmen. Dessen einstige Mitstreiter Corel und Novell fallen immer weiter zurück.

Zum ersten Mal tauchte in unserer Bewertung SAP auf - und das mit durchgehend guten Noten. Mit Oracle, HP und Sun bildet dieser Softwarehersteller die Spitzengruppe hinter dem Marktführer.

Weiterhin weniger beliebt beim Fachhandel sind die Anbieter von betriebswirtschaftlichen Lösungen für den Mittelstand und E-Commerce-Spezialis-ten. Sie alle müssen noch einige Anstrengungen unternehmen, um bei den VARs Punkte zu sammeln und damit auch Marktanteile zu gewinnen. Das momentare ge-schäftliche Klima ist zwar merklich abgekült, der neue Technologien, wie etwa Web Services, versprechen wieder wärmere Tage. (rw)

Der letzte Teil der "Channel Champions 2001"-Studie erscheint in ComputerPartner 47/01 am 29. November. Dort berichten wir über die beim Handel beliebtesten PC- und Notebook-Hersteller.

ComputerPartner-Studie Channel Champions

2.400 Händler sind befragt worden

Wie steht es um die Markenbekanntheit der IT-Anbieter bei deutschen PC-Fachhändlern und Systemhäusern? Welche Eigenschaften schätzen die Wiederverkäufer an Distributoren, PC- oder Netzwerkanbietern? Wo-rauf kommt es ihnen bei der Lieferantenauswahl an?

Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt jetzt die ComputerPartner-Studie "Channel Champions". Dazu hat ComputerPartner Mitte des Jahres 2.400 IT-Wiederverkäufer, also Fachhändler und Systemhäuser, telefonisch befragt. Durchgeführt wurde die Untersuchung von dem Institut Millward Brown International Basisresearch GmbH in Frankfurt. Das Institut hat ausschließlich solche Personen interviewt, die hauptberuflich im IT-Handel tätig und an Unternehmensentscheidungen beteiligt sind. Insgesamt wurden sechs verschiedene Anbieterkategorien unter die Lupe genommen: PC-/Notebookhersteller, Softwarehersteller, Distributoren, Netzwerkanbieter, Monitor- sowie Druckerhersteller. Die Ergebnisse jeder Kategorie veröffentlicht ComputerPartner in den folgenden Ausgaben.

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