Compunet Computer AG will Handelsaktivitäten verstärken

08.06.1998

MÜNCHEN: Die Führungsriege der Compunet ist mit sich und der Welt zufrieden: Umsätze und Profit steigen, und neue Geschäftsfelder winken. Da sieht man auch den wachsenden Konkurrenzdruck durch den britischen Erzrivalen Computacenter in Deutschland recht gelassen.Fast klingt Bedauern mit, wenn Compunet-Vorstandssprecher Hans-Dieter Koch sagt: "Es hat eine Zeit gegeben, da haben wir in England mit Computacenter richtig zusammengearbeitet uns ausgetauscht. Das geht heute natürlich nicht mehr." Klar, denn der ehemalige Branchenfreund hat kürzlich angekündigt, jetzt auch den deutschen Markt kräftig aufzurollen und überhaupt in Europa weiter zuzulegen. Und die britische Computacenter ist mit einem Umsatz von rund drei Milliarden Mark Europa-Spitze im Systemhausgeschäft. So, als nähme er es mit einem gewissen Amüsement hin, kommentiert er das Engagement der Briten in Deutschland - sie wollen bis Ende des Jahres bundesweit vertreten sein - lapidar: "Ja, heute ist unser Verhältnis schon spannender, als es mal war." Denn, so glaubt er zu wissen, aus eigener Kraft könnten sich die Computacenter-Leute hier keine großen Marktanteile schaffen und Aufkäufe anderer Unternehmen seien unwahrscheinlich: "Die wenigen, die interessant wären, stehen meinen Informationen zufolge nicht zur Disposition."

Anders sieht es aus in England und Frankreich: Im Heimatland der Briten seien sie "ganz klar Konkurrenten", in Frankreich dagegen "ein bißchen". Aber die Compunet brauche sich nicht zu verstecken: In Europa soll der Umsatz im Jahr 1998 von bislang rund 2,6 Milliarden Mark auf rund 4,7 Milliarden wachsen. Koch strebt "die führende Markstellung als Anbieter und Betreiber von IT-Infrastrukturen für Großunternehmen an".

Der Bärenanteil davon stammt aus den Geschäften in Deutschland: 1997, also in ihrem ersten vollen Geschäftsjahr als Tochter von General Electric, erzielte die Compunet Computer AG ein Betriebsergebnis vor Steuern von 80,8 Millionen Mark (96: 79,5 Millionen). Sie verzeichnete ein Umsatzwachstum um 35 Prozent von rund 1,4 Milliarden auf zirka 1,9 Milliarden Mark. Der Handelswarenumsatz mit PCs, Workstations, Servern, Netzwerkkomponenten und Software wuchs um rund 31,6 Prozent von 1,2 Milliarden auf 1,58 Milliarden Mark. Der größte Wachstumsschub kam Koch zufolge aber mit einem Plus von 52 Prozent aus dem Segment Dienstleistungen: Hier stieg der Umsatz von 235,5 Millionen auf 358 Millionen Mark. In diesem Bereich sei die Compunet in Deutschland sowieso ungeschlagen - abgesehen von einigen Herstellern, die sich ebenfalls im Dienstleistungssektor tummeln.

"Dabei dürfen wir nicht außer acht lassen, daß der Handel mit Computerprodukten die Grundlage schafft für die Dienstleistungen", betont Koch. Der Service sei die Kür, aber um dafür festen Boden zu schaffen, wolle er das Handelsgeschäft nach Kräften ausbauen. Zudem, so der Vorstandssprecher, seien einige Teile des Geschäftes erweitert worden oder würden zum Teil noch eingeführt. So habe man "gezielt in die Bereiche All Area Network, Large Server sowie Netzwerk- und Systemmanagement investiert, so daß Compunet heute unternehmensweite Netzwerkinfrastrukturen vollständig verantwortlich betreuen kann". Besonders stolz ist Koch auf seine sogenannten "Managed Services", bei denen die Großkunden gleich ihr IT-Tagesgeschäft unter die Regie der Compunet geben. Teilweise, so beschreibt er, würden sogar die Mitarbeiter zur Compunet "outgesourct".

Von den in Intervallen immer wieder auftauchenden Gerüchten, daß GE die Compunet wieder abstoßen könne, will er nach wie vor nichts wissen: "Wieso sollten sie? So lange unsere Bilanzen so gut aussehen, wie sie das derzeit tun, besteht dazu überhaupt keine Veranlassung. (du)

Dr. Hans-Dieter Koch, Vorstandssprecher der Compunet Computer AG und

Europa-Chef der GE Capital IT Solutions, sieht sich im deutschen Dienstleistungssektor nur von Herstellern bedroht.

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