Creditreform: Schuldner-Atlas Deutschland 2006

03.11.2006

Überschuldung: Männersache

Die überwiegende Mehrheit aller Verschuldungsfälle entfällt auf Männer (66,9 Prozent; Vorjahr: 67,1 Prozent), obwohl sie nur knapp die Hälfte der deutschen Bevölkerung ausmachen. Der deutlich höhere Anteil männlicher Schuldner lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass in vielen Fällen der Mann immer noch als "Haushaltsvorstand" fungiert und für Verbindlichkeiten gerade zu stehen hat oder in Schuldenangelegenheiten als formal Verantwortlicher auftritt.

Überschuldung wird jünger

Ein weiterer Trend: Überschuldung wird jünger. Zwar sind die meisten Überschuldeten - 14,7 Prozent - in der Gruppe der 40 bis 49-Jährigen zu finden. Allerdings sind sowohl hier als auch bei den 30 bis 39-Jährigen und den älteren Altersklassen Rückgänge zu verzeichnen (bei den 40 bis 49-Jährigen um 0,2 Prozentpunkte; bei den 30 bis 39-Jährigen um 0,9 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent).

Dagegen steigt die Überschuldungsbetroffenheit bei den Jüngeren an. Die Zahl der überschuldeten unter 20-Jährigen stieg im Jahresverlauf um 0,3 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent - die der 20 bis 29-Jährigen um 0,5 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent.

Zwei Grundmuster der Überschuldungskarriere

Generell ist bei der Entstehungsgeschichte von Überschuldung zwischen zwei unterschiedlichen Grundvoraussetzungen zu unterscheiden, und zwar - vereinfacht formuliert - dem armuts- und dem wohlstandsbasierten Muster. Die Betroffenen des Armutsmusters kommen in der Regel aus Familien, die durch Niedrigeinkommen bzw. Arbeitslosigkeit oder nicht in Anspruch genommene Sozialleistungen gekennzeichnet sind. Überschuldung entsteht hier zur Sicherung der Existenz. Auf der anderen Seite stehen die Wohlstands-Überschuldeten, die allen Schichten zuzuordnen sind. Ver- und Überschuldung entstehen hier durch eine überhöhte Konsumneigung, meist gekoppelt mit mangelndem Finanzwissen und der Bereitschaft zur riskanten Kreditaufnahme. Diese als "Experimentalisten" bezeichnete Schuldnergruppe ist gekennzeichnet durch ein hohes Lifestyle-Bedürfnis zur Unterstreichung der eigenen Individualität. (mf)

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