Demo Germany 2007: Die interessantesten Start-Ups

17.10.2007
Auf der Demo Germany haben sich insgesamt 20 Start-Ups präsentiert. Die Kollegen vom Tecchannel stellen Ihnen die - aus ihrer Sicht - sechs interessantesten vor.

Die Demo nennt sich selbst das „Launchpad for emerging technology“. Das bedeutet im Klartext, dass sich dort Start-Ups selbst vorstellen und hoffen, dass die anwesenden Investoren Interesse finden und sie unterstützten.

Publikum: Die Veranstaltung im Forum der Technik in München war gut besucht.
Publikum: Die Veranstaltung im Forum der Technik in München war gut besucht.

Das besondere ist aber das Format: Jede Firma hat lediglich sechs Minuten Zeit für den Vortrag, Powerpoint-Präsentationen sind nicht erlaubt. Nach jeder Runde stimmt das Publikum per Laserpointer für den besten und interessantesten Vortrag, am Ende wird dann aus den Zwischensiegern wieder per Laserpointer der Gewinner des Awards DemoGod bestimmt.

Wir stellen Ihnen in diesem Artikel sechs der 20 Start-Ups genauer vor. Wir denken, dass die Entwicklungen dieser sechs Unternehmen den Business-Alltag in der einen oder anderen Weise konkret beeinflussen können. Auf der Seite der Demo finden Sie zusätzlich die Profile und Informationen über alle angemeldeten Firmen.

Global Communications: Bandbreiten-Doping für die „letzte Meile“

Abstimmung: Nach jeder Vortragsrunde entscheidet das Publikum per Laser.
Abstimmung: Nach jeder Vortragsrunde entscheidet das Publikum per Laser.

„Haben Sie zuviel Bandbreite?“ Diese Frage war der Einstieg in die Präsentation von Global Communications. Denn die Technologien des Start-Ups stehen komplett im Zeichen von Bandbreite und Datenübertragungstechnologien. So auch das präsentierte VUTP (Video over Unshielded Twisted Pair). Die Idee dahinter ist, dass Global Communications die vorhandenen Telefonleitungen nutzt, und diese in Hochgeschwindigkeitsdatenleitungen umwandelt. Die Technologie nutzt dafür die Frequenzen über dem DSL-Spektrum.

Eine weitere Neuerung ist die Datenübertragung per Licht. Zwei Sende und Empfangseinheiten fokussieren das Licht einer LED so, dass sich darüber Daten versenden lassen. Und das mit einer maximalen Geschwindigkeit von einem GBit/s. Der Lichtstrahl ist dabei so breit, dass die Datenübertragung selbst dann nicht gestört wird, wenn ein Hindernis durch den Strahl fliegt. Laut Global Communications lassen sich mit dieser Technologie bis zu sechs Kilometer überbrücken. Ein Szenario dafür wären zwei Bürogebäude, die durch eine Straße getrennt sind. Anstatt nun die beiden Netzwerke über eine Standleitung und VPN zu koppeln, kann man die Lösung von Global Communications nutzen, um die beiden LANs direkt zu verbinden.

Yuuguu: Desktop-Sharing in Skype-Manier

Remote Desktop-Anwendungen sind mittlerweile zahlreich vertreten. Das Problem ist, dass sie meist kompliziert einzurichten sind. Das will die Lösung von Yuuguu ändern. Hauptteil des Programms ist ein Client, der aktuellen Instant Messengern wie Skype und Google Talk nachempfunden ist und unter Windows und Mac OS X arbeitet.

Geteilter Desktop: Über Yuuguu stellen Sie Ihren Bildschirm anderen zur Verfügung oder klinken sich bei Ihren Kontakten ein. (Quelle: Yuuguu)
Geteilter Desktop: Über Yuuguu stellen Sie Ihren Bildschirm anderen zur Verfügung oder klinken sich bei Ihren Kontakten ein. (Quelle: Yuuguu)

Doch neben herkömmlichen Chat-Features beinhaltet der Client eine Besonderheit: Mit einem Mausklick können Sie ihren Desktop mit einem Chat-Kontakt teilen. Das Gegenüber sieht den Bildschirm dann wie bei einer Remote-Desktop-Anwendung vor sich. Auf Wunsch kann der Partner auch Maus und Tastatur übernehmen.

Rechtzeitig zur Demo hat das Start-Up das neue Feature Webshare fertig gestellt. Auch hier lässt sich der eigene Bildschirm mit anderen Nutzern teilen, allerdings ist kein separater Client mehr notwendig. Sie schicken ihrem Gegenüber einfach einen Link zur Yuuguu-Seite, zusammen mit einem zufällig erzeugten Passwort. Anschließend kann sich das Gegenüber direkt über den Browser auf Ihrem dem Desktop anmelden.

Die Lösung eignet sich vor allem für virtuelle Teams, die beispielsweise Präsentationen gemeinsam bearbeiten wollen. Aber auch der Helpdesk kann sich die alltägliche Arbeit mit diesem leicht zu bedienende Remot-Zugriff vereinfachen.

IdentTechnology: Die Haut als elektrischer Leiter

Kennen Sie die Szene aus Minority Report, in der Tom Cruise den Computer vor sich mit Gesten bedient? „Das können wir mit GestIC auch, nur brauchen wir keine Handschuhe“, sagt Peter Rosenbeck von IdentTechnology. Die Firma forscht und entwickelt im Bereich Near Field Communication, als Leitmedium dient das elektrische Feld des menschlichen Körpers.

In den gezeigten Beispielen war es möglich, einen Computer nur über die Handbewegung zu steuern. Rosenbeck: „Wir können auch einen Herd per Fingerzeig an- und ausschalten. Dabei können wir zudem Informationen in der Aura des Menschen übergeben, so dass sich die Platten bei einem Erwachsenen erwärmen, bei Kindern aber kalt bleiben.“

Mit Sensoren kann das Start-Up auch die Position eines Körpers im Raum bestimmen. Das Verfahren nutzt die Triangulation, ähnlich wie GPS. Einsatzgebiet gibt es genügend, ein praktisches Beispiel kommt aus der Autoindustrie. Dort wird die Technologie genutzt, um die Position von Insassen zu bestimmen. Kommt es nun zu einem Unfall, kann jeder Air-Bag genau dosiert ausgelöst werden.

fring: Mobiles Voice over IP

Installiert: So sieht der fring-Client auf dem Handy aus. Am unteren Rand erkennen Sie die Netzwerke, in denen der Nutzer angemeldet ist. (Quelle: fring)
Installiert: So sieht der fring-Client auf dem Handy aus. Am unteren Rand erkennen Sie die Netzwerke, in denen der Nutzer angemeldet ist. (Quelle: fring)

Bei fring dreht sich alles um mobile Kommunikation. Die für aktuelle Symbian- und Windows-Mobile-Smartphones entwickelte Anwendung bietet mobiles VoIP. Für die IP-Telefonate kann so ziemlich jede verfügbare Netzwerkverbindung im Handy genutzt werden.

Die proprietäre Software bietet zwar ein eigenes fring-Netzwerk, interessanter ist aber, dass sie die bekanntesten Instant-Messaging-Systeme unterstützt. So können Sie sich vom Handy aus bei Skype, Google Talk, MSN, ICQ und Twitter anmelden. Neben VoIP-Anrufen in diese Netzwerke wird auch die normale Textchat-Funktion unterstützt.

Eine auf der Demo vorgestellte Neuerung ist die Unterstützung von WISPr. fring unterstützt bereits Auto-Roaming und meldet sich auf Wunsch automatisch in bekannten WLAN-Netzen an. WISPr führt dieses Prinzip noch einen Schritt weiter. Die Software erkennt an der SSID zusammenhängende WLAN-Hotspots und kann sich automatisch anmelden.

In der Praxis sieht das so aus: Wenn Sie sich in Berlin bei einem Hotspot der Telekom anmelden und die Daten in fring hinterlegen, kann das System jeden Hotspot der Telekom erkennen. Wenn Sie also dann in München aus dem Flugzeug steigen, erkennt fring die passende T-Zone und meldet sich automatisch an.

Dieses Konzept konnte auch das Publikum der Demo überzeugen, die fring in einer Abstimmung als bestes Start-Up, und somit zum den DemoGod, wählten.

Vyro Games: Erfolg durch Entspannung

Gegen Stress: Der PiP funkt per Bluetooth und soll Stress durch Entspannungsspiele reduzieren. (Quelle: Vyro Games)
Gegen Stress: Der PiP funkt per Bluetooth und soll Stress durch Entspannungsspiele reduzieren. (Quelle: Vyro Games)

Stress ist eins der größten Probleme in der aktuellen Arbeitslandschaft. Dieses Problem gehen die Macher hinter Vyro Games auf unkonventionelle Art an: Mit dem Personal input Pod (PiP). Dieses kleine Stück Hardware erkennt den Stresslevel des Nutzers und funkt ihn per Bluetooth an einen Empfänger. Die Software dahinter führt dann die entsprechenden Reaktionen aus.

In den Beispielen zeigten die Entwickler Spiele, bei denen man nur weiterkommen kann, wenn man sich entspannt. Je entspannter der Nutzer wird, desto besser und schneller kommt man ans Ziel. Im Beispiel konnten Nutzer gegeneinander antreten und zwei kleine Drachen über eine Rennstrecke schicken. Je entspannter die Nutzer wurden, desto schneller waren die Drachen unterwegs.

Vyro Games will den PiP ab 2008 vermarkten, bislang ist allerdings kein Preis bekannt. Zusätzlich soll es ein SDK geben, mit dem sich dann eigene Anwendungen erstellen lassen.

Peerbox Mobile: Peer-to-Peer Filesharing für Smartphones

Verwalten: In diesem Bereich verwalten Sie Ihre eigenen Dateien und Kontakte. (Quelle: Peerbox Mobile)
Verwalten: In diesem Bereich verwalten Sie Ihre eigenen Dateien und Kontakte. (Quelle: Peerbox Mobile)

P2P und Communitys waren laut den Entwicklern von Peerbox Mobile die größten Einflüsse für das Internet in den letzten Jahren. Da sei es nur logisch, diese beiden Faktoren auf das Mobiltelefon zu bringen. Peerbox Mobile ist eine Filesharing-Anwendung für Symbian. Die Software erlaubt es, eigene Inhalten wie Bilder und Videos einfach in das Peerbox-Netzwerk zu stellen, andere Nutzer können sie sich dann wieder auf ihr Handy laden.

Zudem sind zahlreiche Community-Funktionen integriert. So lassen sich beispielsweise die Bilder und Videos anderer Benutzer bewerten und kommentieren. Auch kann man andere Benutzer als Freunde hinzufügen, ihnen Nachrichten schicken oder ein eigenes Profil anlegen und pflegen. Darüber hinaus erlaubt Peerbox den Zugriff auf bestehende Peer-to-Peer-Netzwerke

Peerbox Mobile ist derzeit noch in der Beta-Phase und kostenlos erhältlich. Allerdings sollte man genau auf seinen Datentransfer achten, bei den derzeitigen Preismodellen der Provider kann das teuer werden.

Fazit: Besser als dröge PowerPoint-Marathons

Die Demo Germay war ein beeindruckendes Erlebnis. Das Konzept der sechs Minuten geht überraschend gut auf, dadurch kommt eine hohe Dynamik in die Vorträge. Auch das Abstimmen mittels Laserpointer ist erfrischend neu, so fühlt sich der Zuschauer als aktiver Teilnehmer der Präsentationen.

Die vorgestellten Technologien waren allesamt interessant und jede für sich ein klein bisschen revolutionär. Der direkte Kontakt mit den Machern ließ sich leicht herstellen, denn alle Vortragenden hatten zusätzlich einen Demostand. (tecchannel/mja)

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