Der deutsche Handel bevorzugt Microsofts Datenbanken

28.06.2001
In der jüngsten Techconsult-Umfrage zum Thema Datenbanken kommt Oracle nicht besonders gut weg. Nur 20 Prozent der Händler bieten Software dieses Herstellers an. 75 Prozent dagegen führen die Gates-Produkte und küren diese zu den Verkaufsrennern.

Larry Ellison, Chef des Datenbankanbieters Oracle, spielt seit Jahren die gleiche Leier: Sein Unternehmen beherrsche weit mehr als 50 Prozent des Datenbankmarktes. Das ist richtig, allerdings nur, wenn alle Datenbanken ausschließlich auf Unix laufen würden. In diesem Segment, das weltweit 3,6 Milliarden Dollar schwer ist, hat Oracle einen Marktanteil von 66,2 Prozent. Der Gesamtmarkt für Datenbanken, einschließlich des Segments für Großrechner und für Windows NT/2000, hat laut den jüngsten Zahlen von Dataquest ein Umsatzvolumen von 8,8 Milliarden Dollar. Hier erreicht Oracle nur 33,8 Prozent Marktanteil - was zwar immer noch die Marktführerschaft bedeutet, aber eben keine Bedeutung von "weit über 50 Prozent".

Der härteste Konkurrent ist hier IBM. Der blaue Riese hat am Gesamtmarkt einen Anteil von 30,1 Prozent, Microsoft ist nur mit 14,9 Prozent vertreten. Im Segment der Datenbanken für Windows NT/ 2000 allerdings führt die Gates-Company mit 38 Prozent der verkauften Software, während Oracle knapp 37,3 Prozent erreicht.

MS Access 2000 mit der besten Marge

Wesentlich düsterer sieht es für Ellison aus, wenn man den deutschen Handel zu Wort kommen lässt. Auf die Frage welche Datenbank sie anbieten, antworteten 75 Prozent der Händler: Microsoft. Oracle wird nur von 20 Prozent vertrieben. Die restlichen Datenbankanbieter, einschließlich IBM samt seines Neuerwerbs Informix kommen lediglich auf einstellige Prozentwerte.

Insgesamt bieten nur 44 Prozent der von Techconsult befragten Unternehmen Datenbanken an. Vor allem die Systemhäuser haben diese Art von Software im Sortiment, was sicherlich auf die professionelle Kundenklientel zurückzuführen ist. Erstaunlicherweise finden sich auch in 25 Prozent der Kauf- und Versandhäuser Datenbanken in den Lagern.

Der Renner unter den Datenbanken ist, sowohl was Umsatz als auch Marge angeht, das Einsteiger-produkt MS Access 2000. Auch den zweiten Platz belegt Microsoft mit seinem SQL-Server 7.0. Erst dann taucht die Profidatenbank Oracle 8i auf. Lotus 5.0 schiebt sich in verkaufter Stückzahl und Marge auf den vierten Platz vor Oracle 8, das den fünften Platz belegt.

Obwohl Microsoft vom Handel gut und gern verkauft wird, ist der Ruf des Herstellers nicht der beste. Besonders auffällig ist, dass die wenigsten Händler der Gates-Company ein "Fair Play im Wettbewerb" zusprechen. Im Bezug auf die Einschätzung, ob ein Hersteller "Chan- nel-orientiert" ist, hat Microsoft als einziger Datenbankanbieter eine niedrigere Bewertung bekommen. Auch die MS-Mitarbeiter kommen schlechter weg als die der anderen Hersteller. Ihnen wird vom Handel nur mittelmäßige Kompetenz zugesprochen. Die Bestnote hat Microsoft vom Panel für seine Rolle als internationaler Player bekommen, in der Kategorie "innovativ" allerdings liegen die Red- monder wieder auf dem letzten Platz. Hier hat Oracle die Oberhand, das sich ansonsten bei den Bewertungen eher im Mittelfeld tummelt - zum Beispiel, wenn es um das Preis-Leis-tungs-Verhältnis geht. Das beste hat laut Handel Sybase zu bieten. Das schlechte Abschneiden von Microsoft auch in diesem Punkt ist erstaunlich, da sich die Produkte des Anbieters leicht verkaufen und gute Margen bieten.

Die meisten Datenbanken werden über die Distributoren an den Handel vertrieben. Auffällig ist, dass IBM darin eine Ausnahme macht. Mehr als 30 Prozent der Händler gaben an, direkt beim Hersteller zu beziehen. Lotus hingegen zieht den indirekten Vertrieb stringent durch. Hier kauft der Handel zu 100 Prozent bei den Distis ein. Unter den Distis ist bei den Datenbankkäufern Computer 2000 mit 36 Prozent die beliebtes-te Bezugsquelle - sowohl für die Produkte von Microsoft als auch für Oracle-Datenbanken.

www.techconsult.de

ComputerPartner-Meinung:

Dass Oracle in der Techconsult-Umfrage so weit abgeschlagen ist, liegt sicherlich daran, dass der Handel mit Unix-Datenbanken nicht sehr viel Geschäft macht. Doch auch, wenn man dies mit einbezieht, ist dieses Ergebnis für die Ellison-Company eher mager. Dass IBM und Informix nun zusammengehören, hat sich bei dieser Umfrage noch nicht auf die Ergebnisse ausgewirkt. (gn)

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