Der erste iPhone-Test

06.07.2007
Von Sebastian Hirsch

Fehlende Standards

Adressen verwalten, telefonieren, makeln, Kurznachrichten verschicken, Mailbox abhören – das alles funktioniert mit dem iPhone in bisher nicht gekannter Einfachheit. Ein Blick unter die Haube offenbart allerdings ein paar Schwachpunkte. Der größte mag sein, dass Apple mit dem iPhone keine Sprachdienste über eine Datenleitung zulässt. Zwar unterstützt das iPhone den WiFi-Standard 802.11g, allerdings nur, um Daten zu übertragen. Das hat zur Folge, dass man für Gespräche immer die Telefondienste des Anbieters in Anspruch nehmen muss. Da es technisch kein Problem wäre, Sprachdienste (VoIP) über WiFi zuzulassen, steckt in den USA sicher der Vertrag mit dem Anbieter AT&T dahinter, der nicht möchte, dass man an einem WiFi-Hotspot gratis über VoIP telefoniert (wie dies andere Mobiltelefone bereits können).

Eine weitere Schwäche besteht darin, dass das iPhone lediglich die Mobilfunkstandards GSM und Edge unterstützt. Dass das iPhone hierzulande auch UMTS beherrschen wird, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Und noch ein Manko besitzt das iPhone. So soll es nicht möglich sein, das iPhone über Bluetooth als Modem zu nutzen – bei moderneren Mobiltelefonen eigentlich eine Standardfunktion.

Freie Provider-Wahl?

Heikel ist auch die Frage, wie es Apple mit den Mobilfunkbetreibern halten wird. In den USA wird das iPhone exklusiv über den Provider AT&T zu haben sein, und das auch nur bei Abschluss eines 2-Jahres-Vertrags. Dies ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Cingular einigen Entwicklungsaufwand für iPhone-Dienste getrieben hat. Wie das in Europa aussehen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Hier gibt es keinen einzelnen Partner, der ganz Europa abdecken kann, Apple muss sich mit mehreren regionalen Anbietern zusammensetzen. Nach aktuellen Informationen der Financial Times überlegt Apple, mit den Marktführern in den jeweiligen Ländern zusammenzuarbeiten. Das ist in Deutschland T-Mobile, in Frankreich hat Orange und in Großbritannien die Telefonica-Tochter O2 die meisten Kunden. Mit wem sich Cupertino in ein Boot setzt und wie die Bedingungen dann aussehen werden, ist derzeit jedoch noch offen.

Internet, E-Mail und mehr

Auf keinem anderen Gebiet sind selbst modernste und teuerste Mobiltelefone so unterbelichtet wie beim Thema Internet und Kommunikation. Grauslige, textbasierte WAP-Dienste werden als High-Tech-Internet-Zugang verkauft, Mails kommen, wenn überhaupt, als zerhackte Hieroglyphen-Fragmente an, und wehe, man versucht, selber eine Mail zu verschicken. Mit dem iPhone will Apple das alles viel besser machen – und macht es auch.

Browser: Ein auf Safari beruhender Webbrowser ist im iPhone eingebaut. Er zeigt ganz normale Webseiten an.
Browser: Ein auf Safari beruhender Webbrowser ist im iPhone eingebaut. Er zeigt ganz normale Webseiten an.
Foto: Apple

Echtes Surfen

Milliarden haben Mobilfunkbetreiber hierzulande in den UMTS-Ausbau gesteckt – und wundern sich immer noch, warum das schnelle Mobilfunknetz kaum jemanden interessiert. Mit dem iPhone dürfte es ihnen klar werden. Auf einem herkömmlichen Telefon ist im Internet nämlich nicht viel zu holen. Zu klein das Display, zu langsam die Prozessoren – für mehr als textbasierte WAP-Dienste taugt bislang kein Handy.

Unterwegs seine Lieblingswebseiten anzusurfen, auch ohne dass diese einen WAP-Dienst anbieten, ist mit dem iPhone dagegen kein Problem. Ein vollständiger Internet-Browser, beruhend auf Safari, verrichtet im iPhone seinen Dienst, und das vergleichsweise große Display zusammen mit speziellen Vergrößerungstechniken machen es möglich, dass praktisch alle gängigen Websites auf dem iPhone dargestellt werden.

Der Weg ins Internet ist am iPhone schnell bereit. Man tippt lediglich auf das Internet-Icon am unteren Bildschirmrand, und schon baut das iPhone die Verbindung zur eingestellten Homepage auf. Zwar darf man sich keine Geschwindigkeitswunder erwarten, doch der Aufbau der Apple-Seite klappt in unseren Versuchen recht fix. Und auch sonst geht es fast wie gewohnt weiter. Tippt man auf eine Stelle der Seite, vergrößert sich der entsprechende Seitenausschnitt. Tippt man in der Vergrößerung auf einen Link, lädt sich die entsprechende Seite. Dank des 160-ppi-Bildschirms kann man auch normale Schrift gut erkennen, zum Lesen empfiehlt sich aber die Vergrößerung. Der Browser versteht sich auf Hoch- und Querformat, so dass man bei breiteren Texten das iPhone nur quer halten muss, um alles erkennen zu können.

Unterhalb des Browserfensters gibt es eine Leiste, in der Knöpfe für vorwärts und zurück und für Lesezeichen untergebracht sind. Eine gut geführte Link-Liste erleichtert das Leben, ansonsten muss man, nach einem Tippen auf das Adressfeld im Browser, die gewünschte Seitenadresse per Hand eingeben.

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