Seit 1997 bin ich Microsoft-Handelspartner, und im Februar hatte ich mich dazu entschlossen, zusätzlich Suse Business Partner im Member Level zu werden, um meinen Kunden auch in diesem Bereich ein guter Ansprechpartner zu sein. Also stellte ich den entsprechenden Antrag. In der Vergangenheit hatte ich mich intensiv mit Linux beschäftigt und einige Serverlösungen auf die Beine gestellt. Der Member Level wurde als kostenlos mit Zugriff auf den geschlossenen Bereich der Suse-Webseiten mit einer Menge Informationen für Partner angepriesen. Zusätzlich gab es unentgeltlichen Installations-Support. Am 15. Februar 2002 bekam ich die Bestätigung mit den Zugangsdaten. Sofort machte ich mich informationshungrig auf ins Web, um zu sehen, was es dort für mich Neues gab. Doch welche Enttäuschung - alles was auf mich wartete, waren Werbung und Marketingseiten. Suse hatte hier lediglich seine eigenen Entwicklungen anzupreisen, und im News-Bereich gab es nur Infos zu administrativen firmeninternen Dingen. Das interessierte mich wirklich nur am Rande. Endlich entdeckte ich die Knowledge-Base. Von Microsoft bin ich ja ein erstklassiges Tool mit einer Unmenge an Lösungen für viele Probleme gewöhnt, das mir als "normalem" Partner zur Verfügung gestellt wird. Bei Suse erwartete mich hier die nächste böse Überraschung - der Zugriff ist nur für "zahlende Partner" im Premium Level gestattet. Das war für mich wie eine kalte Dusche. Ich habe also nur den gleichen Zugriff auf Informationen zu den Suse-Produkten wie jeder normale Internet-User auch. Denn mehr an Infos ist im Bereich für den "Member Level" nicht zu finden. Okay, ich hatte ja immer noch den kostenlosen Installationssupport. Wenn also bei meinem Kunden zum Beispiel ein Samba-Server nicht richtig läuft, kann ich dort meine Probleme vortragen - dachte ich. Auch hier musste ich eine bittere Erfahrung machen. Ich hatte Probleme mit einem Faxserver unter Hylafax. Also kontaktierte ich die "Händlerhotline" per E-Mail und bekam prompt zur Antwort, dass diese Art von Problemen nicht zum Installations-Support gehören und ich den kostenpflichtigen Support (wie jeder Endverbraucher auch) in Anspruch nehmen müsste. Der Installations-Support deckt nur Probleme bis zu einem bootfähigen System ab. Bei allem Verständnis - welches Systemhaus oder welcher Händler bekommt nicht alleine ein bootfähiges System hin? Also ist auch dieser tolle Support absolut wertlos!
Doch heute (20. Juli 2002) kam mit der Post der Hammer! Ich traute meinen Augen nicht. Um nun Partner im Member Level zu bleiben, muss ich ein so genanntes Suse Linux Value Package im Wert von 299,00 Euro zuzüglich MwSt. von einer Firma AID kaufen. Und das mit der fadenscheinigen Begründung, so die Produkte besser kennen zu lernen. Das bringt das Fass zum Überlaufen. Ich werde dieses Paket auf keinen Fall kaufen und so meinen "kostbaren" Status als Suse Business Partner verlieren. Allerdings habe ich unter diesen Umständen auch gar kein Interesse, die Produkte dieses Unternehmens meinen Kunden zu empfehlen. Bei Microsoft erhalte ich als Händler die Evaluierungsversionen (90 - 180 Tage Lizenz) zum größten Teil kostenlos, um mich damit vertraut zu machen.
An dieser Stelle sollte man sich mal Gedanken darüber machen, wer hier auf dem Wege ist, zum Abzocker zu werden. Microsoft oder Suse? Als Händler habe ich bei Microsoft viele kostenlose Möglichkeiten, an Schulungen teilzunehmen und tief greifende Informationen über die Produkte zu erlangen, um diese dann bei meinen Kunden einzusetzen, welche nun auch wieder von diesem Kostenvorteil profitieren. Ich habe ebenfalls die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis ein Jahresabo über Software zu bestellen. Bei Suse werde ich gezwungen und soll für Informationen über die Produkte, welche über Marketinginfos hinausgehen, viel Geld bezahlen. Bei Microsoft habe ich kostenlosen Support über alle Produkte via Newsgroup, bei Suse muss ich dafür richtig Geld hinlegen (mindestens 1.000 Euro).
Microsoft ist seit über 20 Jahren auf dem Markt und wird als Monopolist und Preistreiber bezeichnet. Im Vergleich mit Suse stellt sich mir das Szenario inzwischen allerdings gänzlich anders dar. Was ist, wenn Suse mal 20 Jahre auf dem Markt ist? Ich mag es mir nicht vorstellen. Ich denke, Suse ist auf dem falschen Weg....
Thomas Backhaus
Tobas Systemberatung, Essen