IT-Berufe im Wandel

Die neuen Ausbildungsberufe in der IT

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Seit 2020 gelten neue Ausbildungsverordnungen für die Ausbildung für Fachinformatiker, Kaufleute für IT-System-Management, Kaufleute für Digitalisierungsmanagement sowie für IT-System-Elektroniker. Die Ausbildung zum Informationselektroniker wurde neu geordnet.
in Deutschland fehlen weiterhin IT-Experten. Die vier neu gestalteten IT-Ausbildungsberufe sollen dazu beitragen, dass Unternehmen bedarfsgerecht ausgebildete Mitarbeiter bekommen.
in Deutschland fehlen weiterhin IT-Experten. Die vier neu gestalteten IT-Ausbildungsberufe sollen dazu beitragen, dass Unternehmen bedarfsgerecht ausgebildete Mitarbeiter bekommen.
Foto: GaudiLab - shutterstock.com

Seit Beginn des Ausbildungsjahres 2020 stehen im Bereich Informationstechnik vier neu gestaltete Berufe zur Auswahl. "Die bestehenden Berufe wurden von Grund auf umstrukturiert und an aktuelle wirtschaftliche und technologische Entwicklungen angepasst", teilte der Branchenverband Bitkom mit, der daran mitgewirkt hat. Wichtig für die Auszubildenden ist, dass die Abschlussprüfung nun zweigeteilt und an zwei Zeitpunkten während der Ausbildung stattfindet. Mit der Umstrukturierung wurden in allen Berufen den Themen Datenschutz und IT-Sicherheit mehr Raum eingeräumt. Außerdem spielen künftig soziale Kompetenzen eine größere Rolle.

"Die rasante Entwicklung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz, Virtual Reality oder Quantencomputing macht es notwendig, die in die Jahre gekommenen Ausbildungsverordnungen anzupassen", sagt Bitkom-Bildungsexpertin Nina Brandau. "Wer eine IT-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, soll mit seinem Wissen auch sofort in der Praxis loslegen können." Denn in Deutschland fehlten weiterhin IT-Experten. Zum Jahresende 2019 waren 124.000 IT-Jobs unbesetzt. Ein künftig noch höherer Bedarf ist laut Bitkom absehbar.

Inwieweit das im Frühjahr 2020 in Kraft getretene Fachkräftezuwanderungsgesetz dabei helfen konnte, diesen Bedarf zu decken, ist schwer bezifferbar. Denn die kurz darauf erlassenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben viele der damit vorgesehenen Erleichterungen torpediert. Zudem sind trotz der Erleichterungen die Hürden immer noch hoch - und steht Deutschland im Wettbewerb mit zahlreichen anderen Ländern, die aufgrund geringerer Sprachbarrieren für die Fachkräfte oft attraktiver scheinen. Daher ist eine Ausbildung in einem der IT-Berufe Fachinformatiker/-in, Kaufmann/-frau für IT-System-Management, Kaufmann/-frau für Digitalisierungsmanagement und IT-System-Elektroniker/-in eine gute Wahl - nicht nur für Berufsanfänger, sondern auch für die Ausbildungsbetriebe.

Ende 2020 waren laut Bitkom quer durch alle Branchen 86.000 Stellen für IT-Experten noch frei. Im Vergleich zum Höchststand an unbesetzten Stellen Ende 2019 sind das 31 Prozent weniger. Dennoch: 60 Prozent der im Auftrag von Bitkom befragten Anwenderunternehmen erwarten, dass sich der Fachkräftemangel in der IT-Branche künftig weiter verschärfen wird.

Die vier neuen IT-Ausbildungsberufe im Überblick

Fachinformatiker und Fachinformatikerinnen sollen erste Ansprechpartner bei technischen Fragen rund um Software sein. Die Ausbildung wurde mit der Neugestaltung um zwei Spezialisierungsmöglichkeiten erweitert. Neben Fachinformatiker/-innen für Anwendungsentwicklung und Fachinformatiker/-innen für Systemintegration gibt es nun auch Fachinformatiker/-innen für Digitale Vernetzung sowie Fachinformatiker/-innen für Daten- und Prozessanalyse.

Als Kaufmann/-frau für IT-System-Management wickelt man in Ausbildung und Beruf IT-Lösungskonzepte, berät Kunden, bietet IT-Systeme an und beschafft die erforderliche Hard- und Software. Außerdem werden die erlernten kaufmännischen Tätigkeiten in den Bereichen Marketing und Vertrieb angewandt. In der Ausbildung werden jetzt schwerpunktmäßig auch die brancheninterne Vermarktung und das Management von IT vermittelt.

Der Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau für Digitalisierungsmanagement trägt dem wachsenden Bedarf nach Analyse von Daten und Prozessen Rechnung. Aufgabe ist es, digitale Geschäfts- sowie Wertschöpfungsprozesse weiterzuentwickeln. Dazu gehört die Beschaffung von IT-Systemen und die Funktion als Schnittstelle zwischen dem kaufmännischen und dem IT-Bereich. In der Ausbildung liegt der Fokus nun verstärkt auf dem branchenübergreifenden Management von IT-Prozessen. Das soll dazu beitragen, dass so Ausgebildete den Unternehmen helfen, den größtmöglichen wirtschaftlichen Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen.

IT-System-Elektroniker/-innen planen beziehungsweise installieren kundenspezifische Systeme der IT-Technik, konfigurieren sie und nehmen sie in Betrieb. Auch Wartung, Fehlersuche und das Beseitigen von Störungen gehören zu den Aufgaben. Daneben erlernen sie die Beratung und Schulung von Kunden. Überarbeitet und aktualisiert wurden in dieser Ausbildungsrichtung vor allem die Inhalte im Bereich Elektrotechnik.

Neuordnung der Ausbildung als Informationselektroniker/-in

Derzeit werden alle Ausbildungsverordnungen im Elektrotechnikerhandwerk überarbeitet. Zu Beginn des Ausbildungsjahres im August/September 2021 soll dann auf Grundlage der neuen Ausbildungsverordnungen ausgebildet werden. Das betrifft auch die Ausbildung als Informationselektroniker/-in. Die ging 1998 aus den beiden zuvor bestehenden Ausbildungsgängen zum "Radio- und Fernsehtechniker" sowie zum "Büroinformationselektroniker" hervor.

Sie ist dementsprechend zum Beispiel bei vielen Flächenmärkten oder den Kooperationen im Elektroeinzelhandel beliebt, wie auch eine Beschreibung des derzeit noch aktuellen Ausbildungsganges bei Ausbildung.de deutlich macht. Allerdings haben sich seit der letzten, 2007 erfolgten Novellierung der Ausbildung, nicht nur die erforderlichen Ausbildungsinhalte und der Bedarf der Wirtschaft gewandelt, sondern auch die Schulabschlüsse der Auszubildenden: Immer mehr bringen bereits eine Hoch- oder Fachhochschulreife mit.

Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sind die wichtigsten Neuerungen bei den zukünftigen Ausbildungsinhalten für Informationselektroniker, dass der Beruf nicht mehr wie bisher mit zwei optionalen Schwerpunkten (Bürosystemtechnik und Geräte- und Systemtechnik) ausgebildet wird. Die überarbeiteten Inhalte der bisherigen Schwerpunkte sollen dagegen in einer einheitlichen Ausbildung zum Informationselektroniker zusammengefasst werden.

Außerdem sollen die zentralen Ausbildungsinhalte aus der bisherigen Fachrichtung "Elektroniker für Informations- und Telekommunikationstechnik", einer von bisher drei Fachrichtungsoptionen beim Elektroniker, in die Ausbildung zum Informationselektroniker integriert werden. Die Elektroniker-Ausbildung beschränkt sich künftig auf die beiden Fachrichtungsoptionen "Energie – und Gebäudetechnik" sowie "Automatisierungstechnik". Zugleich kommt mit dem "Elektroniker für Gebäudesystemintegration" ein neuer Ausbildungsberuf hinzu.

Einen Überblick, warum und in welchen Teilen die Berufsausbildung zum Informationselektroniker Änderungen erfährt, bietet die Bundesagentur für Arbeit unter dem Stichwort "Informationselektroniker/in" im "BERUFENET" im Bereich "Weiteres zum Beruf" unter dem Menüpunkt "Aktuelles zum Beruf". Außerdem informiert das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zu den bevorstehenden Änderungen bei den Ausbildungsinhalten zum Informationselektroniker.

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