Duell Kramnik gegen Schachprogramm: Parallelrechner und Deep Fritz

06.12.2006
Von André Schulz
Das Duell gegen "Deep Fritz" hat Schachweltmeister Wladimir Kramnik gestern verloren. Gegen eine Schachsoftware, die für handelübliche Mehr-Wege-Rechner optimiert wurde.

Von André Schulz

Selten: Schach im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
Selten: Schach im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
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Das Duell gegen "Deep Fritz" hat Schachweltmeister Wladimir Kramnik gestern verloren. Kein Wunder, denn die Software beherrscht die Kunst des Parallelrechnens - und kommt bei identischen Spielsituationen zu verschiedenen Zügen. Ebenso interessant erscheint, dass die in diesem Duell eingesetzte Software auf einem handelsüblichen 4-Wege-Rechner gelaufen ist. Wie, beschreibt André Schulz, Mitarbeiter von Chessbase, dem Hamburger Hersteller von Deep Fritz.

Schon im Mai dieses Jahres bekam Wladimir Kramnik eine erste Version von Deep Fritz zu Gesicht, im Oktober wurde ihm für seine Vorbereitung die endgültige Version zugeschickt - eine Vergünstigung, die der Weltmeister sich vertraglich festschreiben ließ. Ausgiebig prüfte er das Programm auf Herz und Nieren und suchte nach Schwächen. Offenbar vergeblich, denn Kramnik konnte die Software nicht besiegen - er musste sich nach einem schweren Fehler vielmehr einmal geschlagen geben und hat mit 2: 4 ging der Wettkampf zwischen Mensch und Maschine in Bonn zu Ende

Und selbst wenn der Schachweltmeister Schwächen gefunden hätte, kann er sich dennoch nicht sicher sein, dass das Software-Hardware-Paket, dem er im Forum der Bonner Bundeskunsthalle gegenübersitzt, diese tatsächlich auch wiederholt.

Denn Kramnik spielt das Programm namens Deep Fritz, wobei der Namensvorsatz "Deep" andeutet, dass es sich um eine Parallelversion des Schachprogramms Fritz handelt. Während Fritz für den normalen Wald- und Wiesen-Rechner konzipiert ist, wurde Deep Fritz für die Parallelwelt entwickelt.

Mehr-Wege-Prozessoren

Bei der Weiterentwicklung von Prozessorleistungen stoßen die Hersteller inzwischen allmählich an physikalische Grenzen. Die Gleichschaltung von mehreren Prozessoren ist der Ausweg und hat für den Datenstrom die gleichen Vorteile wie eine mehrspurige Autobahn für den Verkehrsfluss.

Der Intel Core 2 Duo Prozessor findet sich inzwischen schon in handelsüblichen Notebooks, so dass auch Otto Normalverbraucher sich den Kick beim Geschwindigkeitsrausch im Datenverkehr verschaffen kann - zumindest beim Schach.

Schon Ende der neunziger Jahre wurde aus Fritz die Parallelversion Deep Fritz entwickelt. Dies war nötig, um damals bei den Vergleichen mit den menschlichen Schnelldenkern auf den Superturnieren in Frankfurt und später in den Wettkämpfen gegen Kramnik und Kasparov nicht abgehängt zu werden.

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