Der CP-Querschläger

E-Tailer und noch immer kein Ende

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Hat die Diskussion über "Schweinepreise" etwas gebracht? Ja, sagt der "Querschläger", wenn auch anders als vielleicht gedacht.
"Schweinepreise": Wenn E-Tailer um 20 Prozent bessere Preise haben, obwohl die Ware aus den gleichen Lagern stammt, ist es für den Fachhändler schwer noch Geschäft zu machen.
"Schweinepreise": Wenn E-Tailer um 20 Prozent bessere Preise haben, obwohl die Ware aus den gleichen Lagern stammt, ist es für den Fachhändler schwer noch Geschäft zu machen.
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In unserer vorletzten "Umfrage der Woche" wollten wir wissen, wie viel Prozent ihrer Ware die Reseller mittlerweile bei E-Tailern bestellen. Passend dazu hat sich auch unser Kolumnist, der CP-Querschläger, seine Gedanken gemacht:

Nun sind die Diskussionen über "Schweinepreise" schon ein paar Monate alt. Vollmundige Ankündigungen sind über uns hereingebrochen, und hier und da gab es sogar ein paar Verbesserungen. Ich sag mal: Verbesserungen in "Einzelfällen" – denn dieses Wort benutzen Distributoren und Hersteller gerne, wenn es um die Negativbeispiele geht.

In Wirklichkeit sieht es nämlich auch jetzt nicht viel besser aus. Den jüngsten Aufreger gab es bei Microsofts "Office Home and Students 2007": Lag der Händlerpreis bei den Distributoren in der KW 46 zwischen 79 und 89 Euro, lieferte Amazon die Software für 63 Euro netto – versandkostenfrei. Wen wundert es da, dass auch Media Markt und Konsorten günstiger verkaufen können, als unsereins bestellen kann?

Bis zu 40 Prozent Preisdifferenz bei Markensoftware ist sicher ein krasser Ausreißer, zeugt aber von einem total irritierten Markt. Schaut man sich die Preise von Tech Data, Ingram Micro und Wortmann an, stellt man fest, dass sie schon zwischen 10 und 15 Prozent differieren. Ein Indiz nur – aber allein mit Mischkalkulation lässt sich das nicht abtun. Irgendwo zwischen Hersteller und Fachhandel wird der Reibach abgeschöpft.

Immerhin, für mehr Transparenz haben die E-Tailer-Preise auf jeden Fall gesorgt. Zumindest wissen Fachhändler nun, was preislich gehen kann. Soll kein Vertreter behaupten, wir könnten nicht die gleichen Preise wie Amazon oder Myby erhalten – was spricht denn dagegen? Oder sollen wir tatsächlich unsere Ware künftig von Online-Anbietern beziehen?

Gerade bei Kleinaufträgen, wie sie bei Ladengeschäften an der Tagesordnung sind, macht das durchaus Sinn. Und die RMA-Abteilung von Amazon braucht sich hinter jenen von Tech Data oder Ingram Micro nicht zu verstecken. Kostenfreie Rücksendung und Abwicklung innerhalb weniger Werktage sind Standard.

Mein Fazit: Anscheinend wollen die Distributoren nicht. Als ordentlicher Kaufmann tut es einem in der Seele weh, wenn man bei seinen langjährigen Quellen nicht mehr günstig einkaufen kann.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.)

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