Täglich grüßt die Routine - nur in ganz unterschiedlichen Auswüchsen: morgens zur gleichen Zeit zur Arbeit, täglich um x Uhr Mittag machen und abends pünktlich den Computer runterfahren. Oder in Form der Kleidungsroutine: Mark Zuckerberg ist bekannt dafür, jeden Tag das gleiche graue T-Shirt zu tragen - abgesehen von speziellen Anlässen. Er sagt: "Ich versuche mein Leben aufgeräumt zu halten, um so wenige Entscheidungen wie möglich treffen zu müssen über all das, was nichts damit zu tun hat, der Community am besten dienen zu können." So oder so halten und hielten es auch Barack Obama und Steve Jobs mit ihrer Garderobe. Eine kluge Strategie finde ich!
Entscheidungen ein für alle Mal treffen, um dann nie mehr entscheiden zu müssen, bewusste selbstgewählte Wahleinschränkungen vornehmen, oder anders gesagt: Routinen bilden. Das macht das Leben deutlich leichter. Dazu Zuckerberg: "Ich habe das Gefühl, meinen Job zu machen, wenn ich meine Energie nicht an Dinge verschwende, die albern oder leichtfertig sind. So kann ich meine Kraft darauf verwenden, die besten Produkte und Services zu erstellen und das hilft, unser Ziel zu erreichen und unsere Mission zu erfüllen."
Allerdings: Sinnvoll ist das eben nur bei den alltäglichen Dingen. Da ist es unerheblich, ob Sie bei der Arbeit vor dem Computerbildschirm ein schwarzes, graues oder blaues T-Shirt tragen. Da genügt es tatsächlich, sich einmal für eine Farbe zu entscheiden und dann immer und immer wieder auf die Replay-Taste zu drücken.
Routine als Aufmerksamkeitsverhinderer
Diese Art der Routine erspart Ihnen exakt die Zeit und Aufmerksamkeit, die Sie sich für die wirklich wichtigen Wahlhandlungen aufheben können, die Sie eben nicht blind vornehmen sollten. Für die auf gar keinen Fall Regeln und Routinen gelten dürfen. Nämlich für all das Wichtige im Leben. Für die großen Fragen. Für das Wesentliche. Dafür brauchen Sie Zeit. Darüber sollten Sie gründlich nachdenken. Dafür brauchen Sie Entscheidungsenergie: Ist mein Leben nach den Werten ausgerichtet, die mir wirklich wichtig sind? Bin ich der Mensch, der ich sein will? Um sich solche Fragen zu stellen, brauchen Sie Zeit und Achtsamkeit und den Willen, sich immer wieder selbst zu reflektieren.
Es gilt also das Kleine vom Großen zu unterscheiden. Und das bereits Entschiedene auch umzusetzen. Zum Beispiel: Ich spare mir komplett die Energie, die ich an jedem einzelnen Tag für die Entscheidung bräuchte, ob, wann und wie ich Sport machen sollte oder eben nicht. Ich habe das einmal gründlich durchdacht und für mich entschieden. Seitdem hinterfrage ich das nicht mehr. Ich stehe morgens auf und mache Sport. Basta. Unverhandelbar!
Nebenschauplätze des Lebens - die Energieräuber
Eine Diskussion über das Thema Sport fände ich so belanglos, dass ich sie mir durch die gebildete Routine einfach erspare. Ich finde es beinahe schon verrückt, wenn ich Menschen begegne, die tagelang über solchen Allerweltsfragen brüten, wie etwa, ob sie nun ihr iPad in weiß oder schwarz kaufen sollen. In solche Entscheidungen fließt bisweilen Energie in Mengen, mit denen man eine Kleinstadt versorgen könnte.
Für die großen Fragen nehmen sich viele Menschen aber im Gegenzug so gut wie keine Zeit - ich höre sie über die Farbe von Tablets philosophieren und denke mir im Stillen: Wäre es nicht angebrachter ihr unterhieltet euch über eure kriselnde Beziehung? Oder darüber, ob Ihr das Leben lebt, das Ihr eigentlich leben möchtet? Natürlich sind diese schiefen Prioritäten eine Vermeidungsstrategie, aber der Preis ist doch verdammt hoch! Sokrates lag goldrichtig mit seiner Aussage: "Das ungeprüfte Leben ist für den Menschen nicht lebenswert."
Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihr Leben nicht permanent überprüfen, um sicherzugehen, dass die Ausrichtung noch stimmt, laufen Sie Gefahr, das Leben eines anderen zu führen. Dann müssen Sie am Ende Ihres Lebens womöglich erkennen, dass der Pfad, den Sie beschritten haben, nicht Ihr eigener war. Und dann können Sie nicht mehr umkehren! Meine Empfehlung: ein regelmäßiges Update.