Ampel-Regierung gefordert

Entscheider erwarten Digitalisierungsschub

25.01.2022
Viele Menschen in Deutschland haben das Gefühl, dass ihr Land nicht gut aufgestellt ist, wenn es um Zukunftstechnologien geht. Defizite sehen sie vor allem in der öffentlichen Verwaltung und in den Schulen.
Führungskräfte glauben, dass die neue Bundesregierung die Digitalisierung deutlicher vorantreibt.
Führungskräfte glauben, dass die neue Bundesregierung die Digitalisierung deutlicher vorantreibt.
Foto: Branislav Nenin - shutterstock.com

Die Mehrheit der Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft rechnet als Folge des Regierungswechsels mit Fortschritten bei der Digitalisierung. Die Bevölkerung insgesamt ist da allerdings deutlich skeptischer, wie eine am Montag veröffentlichte Umfrage ergab. Nach der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Allensbach zeigten sich 82 Prozent der zirka 500 befragten Führungskräfte überzeugt, dass die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP die Digitalisierung entschiedener vorantreiben wird als das letzte Kabinett von Angela Merkel (CDU). Insgesamt 17 Prozent der Entscheidungsträger glauben das nicht. Lediglich ein Prozent antwortete unentschieden.

Eine repräsentative Befragung von Bürgerinnen und Bürgern im Alter ab 16 Jahre brachte ganz andere Ergebnisse. So waren 37 Prozent der Teilnehmer der Umfrage optimistisch, was einen möglichen Digitalisierungsschub durch die neue Regierung betrifft. Insgesamt 32 Prozent von ihnen äußerten sich negativ, ganze 31 Prozent waren unentschieden. Defizite sieht die Bevölkerung vor allem in der öffentlichen Verwaltung und in den Schulen.

FDP besetzt das Thema Digitalkompetenz

Dramatisch verändert hat sich die Einschätzung der Digitalkompetenz der einzelnen Parteien durch die Bevölkerung. Während die FDP, die das Thema in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes gerückt hat, dort punkten kann, stürzten CDU und CSU regelrecht ab.

Bei einer früheren Befragung hatten 2020 noch 23 Prozent der Bürger die Auffassung vertreten, die Unionsparteien hätten das überzeugendste Konzept, um die Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel mitzugestalten und die Digitalisierung voranzutreiben. Als die Meinungsforscher die gleiche Frage zwischen Anfang Dezember 2021 und Anfang Januar 2022 erneut stellten, sahen nur noch sieben Prozent der Befragten die Digitalkompetenz am ehesten bei CDU und CSU.

Die FDP konnte in dieser Frage von drei auf 18 Prozent zulegen. Der Wert für die SPD stieg auf niedrigem Niveau leicht an: um drei Prozentpunkte auf nunmehr acht Prozent. Die Grünen verloren zwei Prozentpunkte und liegen nun bei sechs Prozent. Noch deutlich geringer schätzten die Befragten zuletzt die Digitalkompetenz der Linken (ein Prozent) und der AfD (zwei Prozent) ein. Die Erwartungen an die Ampel-Regierung seien sehr hoch, "jetzt muss sie auch liefern", sagte Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School Berlin.

Die Meinungsforscher wollten auch wissen, wie die Menschen in Deutschland ihr Wissen darüber, was es an neuen technologischen Entwicklungen gibt, beziehungsweise woran derzeit gearbeitet wird, einschätzen. Sie fanden heraus, dass vier von fünf Befragten ihr eigenes Wissen dazu gering einschätzen. Laut Meissner leitet sich daraus ein Arbeitsauftrag ab. Er sagte: "Da tut sich wirklich so viel, dass man eigentlich jedes Jahr den Lehrplan anpassen müsste." Erleichtert werden könnte dies durch Handreichungen, die der Bund den für Bildung zuständigen Ländern zur Verfügung stellen könne.

Zu den technologischen Anwendungen, denen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die größte Bedeutung beimisst, zählen laut Umfrage Drohnen, 3-D-Drucker und Künstliche Intelligenz. Etwa jeder Zweite glaubt, dass selbstfahrende Fahrzeuge zu den in Zukunft bedeutsamen Technologien zählen werden.

Der Digitalreport, den die ESCP Business School Berlin mit dem Institut für Demoskopie Allensbach erstellt, erscheint in diesem Jahr zum dritten Mal. (dpa/rs)

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