Medium-Chef Arno Alberty

"Es war während der Umstrukturierung nicht einfach"

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Vor gut zwei Jahren kaufte Also-Actebis den A/V-Distributor Medium. Der Geschäftsführender Gesellschafter, Arno Alberty, erklärt, wie sich Medium mittlerweile im Also-Konzern eingerichtet hat.
'Die Grenzen zwischen IT und AV weichen auf', Arno Alberty, Geschäftsführender Gesellschafter bei der zum Also-Konzern gehörenden Medium GmbH.
'Die Grenzen zwischen IT und AV weichen auf', Arno Alberty, Geschäftsführender Gesellschafter bei der zum Also-Konzern gehörenden Medium GmbH.
Foto: Also

Vor gut zwei Jahren hat Also, damals noch unter der Firmierung Also-Actebis, Medium übernommen. Was ist noch übrig von der "alten" Medium?

Alberty: Man kann in der Tat von einer alten und einer neuen Medium sprechen. Für die neue moderne Medium mussten wir - um wettbewerbsfähiger zu sein - einen Turn-Around in Sachen Logistik und IT-Infrastruktur vollziehen. Das konnten wir mit der Unterstützung der Also Deutschland GmbH hervorragend umsetzen. Wir haben sehr von dem Also Know-How profitiert. Im Vergleich zu unserem Mitbewerb haben wir mit dieser Modernisierung die Nase sehr weit vorne. Heute sind wir in der Lage schneller und effizienter auf die Anforderungen des Marktes und unserer Kunden zu reagieren.

Von der alten Medium sind unsere Fachkompetenz und Know-How, unsere Beratungsleistungen und unser starker Vertriebsinnen- und außendienst geblieben. Vor allem aber - während dieser Transformierung - sind unsere Handelspartner uns loyal geblieben. Und das Wort loyal möchte ich hier bewusst betonen, weil es im letzten Jahr während dieser notwendigen Umstrukturierung mit uns nicht immer einfach war! Unser Dank gilt den Händlern, die diese notwendigen Investitionen und Innovationen in eine neue und moderne Medium begleitet, unterstützt und teilweise auch ertragen haben. Unser Ziel bleibt dabei unverändert: wir wollen dem Handel eine bessere Medium bieten.

Medium wird weiterhin als eigene Distributionsmarke innerhalb des Konzerns geführt. Welche Gründe gibt es dafür?

Alberty: Wir operieren im AV-Kanal bzw. bedienen Händler, die solche Produkte vermarkten. Wir agieren sehr proaktiv im Markt mit sechs regionalen Gebietsverkaufsleitern, zwei Key Account Managern, einem Vertriebsleiter sowie Spezialisten für die Bereiche Education und interaktive Medien. Dieses Team wird unterstützt durch neue Kollegen im Vertriebsinnendienst. Medium verfügt über die größte Vertriebsorganisation im AV-Markt und bietet damit eine sehr starke Unterstützung sowohl für regional als auch national agierende Händler. Trotz der ganzen Modernisierungsmaßnahmen bleibt Altbewährtes wichtig. Wir sind bekannt in unserem Markt. Auf den Namen Medium vertrauen unsere Partner.

Welche Impulse konnte Medium in den Also-Konzern einbringen? Also war ja zu diesem Zeitpunkt bereits im AV-Geschäft tätig.

Alberty: Die Akquisition ist Teil der M.O.R.E.-Strategie von Also. Dies beinhaltet auch Investitionen in Solution- und Service-Geschäfte. Medium ist Teil des Also-Solution-Geschäfts. Wir können in vielen Aspekten unsere umfassende, langjährige Erfahrung wie zum Beispiel im Bereich Education bei Also einbringen. Und gemeinsam entstehen neue Ansätze und Ideen sowie bei beiden Unternehmen eine neue Dynamik beim Thema Education.

Dabei sprechen Medium und Also unterschiedliche Händler an. Wir den spezialisierten A/V Fachhändler, der im Bildungssegment - und zwar lange bevor "Education" im IT-Markt zum Buzzword wurde - oder in den Bereichen Conference, Hospitality und Veranstaltungen seine Kernkompetenz und Kundschaft hat. Das Education Geschäft von Also beispielsweise ist ursprünglich IT-Equipment-getrieben. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist das EduCenter, ein multifunktionaler, mobiler und vandalismus-sicherer Rollschrank für die Unterbringung von beispielsweise bis zu 25 Notebooks, Projektor und WLAN Management System. Damit ist Also schon lange erfolgreich unterwegs und das EduCenter wird jetzt auch von Medium vertrieben.

Office-, AV- und IT-Technologien wachsen immer stärker zusammen. Unsere Händler sind mehr und mehr gefordert, nicht nur einzelne Produkte sondern integrierte Lösungen anzubieten. Dieser Herausforderung werden wir gerecht, indem wir erweiterte Sortimente aus allen drei Bereichen kombinieren können und über beide Vertriebsschienen anbieten können. Der Händler bekommt somit von uns ein deutlich breiteres und tieferes Sortiment und entsprechende Lösungen angeboten.

Welche Funktionen werden von Medium eigenständig wahrgenommen und welche Funktionen werden zentral von Also gesteuert?

Alberty: Der Medium Vertrieb agiert völlig eigenständig, unser Gesicht zum Kunden hat sich nicht geändert. Selbstverständlich pflegen wir unser Portfolio eigenständig, auch wenn wir und Also von Synergien profitieren. Beispiele sind die gemeinsame Ergänzung unseres Portfolios mit Digital Signage Lösungen und Large Format Displays aller führenden Marken.

Durch die Einbindung in SAP und die integrierte Logistik haben sich für uns und unsere Partner viele Vorteile ergeben, wie die Möglichkeiten der Bestandsabfragen in Echtzeit sowie Auftragsverfolgungen oder die Bestellung bis 18 Uhr mit Auslieferung am nächsten Tag. Anfang Mai geht der neue Medium Händler eShop live, der eine noch nie da gewesene Angebotsvielfalt und Transparenz bieten wird.

Wo liegen derzeit die thematischen Schwerpunkte?

Alberty: Unser Portfolio adressierte schon immer die Bereiche Konferenz- und Präsentationstechnik, nur, dass sich diese Technik und die Art des Präsentierens vollkommen verwandeln. Heute sind die Bereiche Education, Digital Signage, multifunktionale Large Format Displays und hochkapazitive Beamer die großen Wachstumsmotoren in unserem Geschäft.

Education wird für die kommenden Jahre ein großes Wachstumsfeld darstellen. Die digitale Ausstattung deutscher Bildungseinrichtungen ist vorsichtig ausgedrückt im europäischen Vergleich mehr als bescheiden. In vielen Ländern Europas hingegen ist das Ende der ‚Kreidezeit‘ bereits vollendet. In Deutschland fehlen die Budgets und teilweise verweigert sich der Lehrkörper diesen neuen Technologien. Das wird sich aber ändern. Die Schüler und Studenten arbeiten längst mit digitalen Produkten, hier heißt das Stichwort "Digital Natives". Eltern entscheiden bei der Wahl der Schule auch nach der technischen Ausstattung und die neue Generation von Lehren und Professoren, die jetzt die Universitäten verlassen, sind den Umgang damit bereits gewöhnt. Deutschland ist zudem föderalistisch organisiert. Es gibt arme und reiche Bundesländer mit unterschiedlichen Budgets. Der Druck auf die öffentliche Hand in den Ländern und im Bund wird steigen, entsprechend neue Programme und Budgets werden auch in Deutschland diesen Prozess beschleunigen. Deutschland ist rohstoffarm, Bildung ist hingegen wichtiges Kapital.

Welche Rolle sehen Sie in diesen Segmenten für Fachhändler?

Alberty: Die Themen bieten ein großes Potenzial um bestehendes Geschäft auszubauen und zu aktualisieren oder für neues, kundenbindendes Geschäft. Der Fachhandel sollte deshalb seine lokale und regionale Nähe, seine Vor-Ort-Präsenz, ausnutzen und hier seine Marketing- und Vertriebsaktivitäten intensivieren. Gleichzeitig sollte er den Aufwand für seine Logistik und Warenbeschaffung reduzieren. Hier funktioniert beispielsweise die Direktlieferung im Namen des Fachhandels über die Distribution wunderbar. Es entlastet die Kapitalbindung im eigenen Lager und schafft Ressourcen für die intensivere Bearbeitung des eigenen regionalen Marktes mit zusätzlichen Sortimenten und Serviceleistungen.

Welche Unterstützung können Sie dort den Fachhändlern bieten?

Alberty: Wir sehen es als Aufgabe der Distribution Hersteller-übergreifende Lösungen zu kreieren. Dabei kann der Fachhändler bei fehlendem Know-How oder mangelnden Ressourcen auf unsere Services in der Distribution und die vielen Leistungen, die Medium oder Also auch im Namen des Händlers anbieten können, zurückgreifen. Im Bereich Education werden wir demnächst in dem Also Competence Center Education, an dem natürlich Medium mitwirkt, Kräfte bündeln und weitere Leistungen anbieten.

Wird es zu einer Verschiebung von reinen AV- in Richtung IT-Fachhändlern kommen?

Alberty: Eine Veränderung findet längst statt. Für beide Fachhändler gilt, Know-how erweitern, um umfassend die Thematiken bedienen zu können. AV-Integratoren und Systemhäuser sind im Vorteil, weil sie dem Endkunden ganzheitliche Lösungen im Büro und für die Schule bieten können.

Wie wird sich Ihrer Ansicht nach der AV-Markt entwickeln?

Alberty: Fest steht: Der A/V Markt und die Technik werden immer mehr vernetzt und weiter digitalisiert. Die Grenzen zwischen IT und AV weichen auf. Der A/V Händler, der auch in Zukunft Erfolg haben will, muss dringend seine Horizonte erweitern und IT an Bord nehmen. Da wollen wir als Medium mit attraktiven, breiten und tiefen Sortimenten, starker Vertriebsunterstützung, gemeinsamen Endkundenaktivitäten, Schulungen und Workshops unsere Partner unterstützen.

Zur Startseite