Gehälter und Urlaub gekürzt, aber die Angst bleibt

11.07.2002
FSC macht mit dem Sparen Ernst. Um für das laufende Geschäftsjahr schwarze Zahlen zu sichern, müssen die Mitarbeiter Gehalts- und teilweise Urlaubskürzungen hinnehmen. ComputerPartner berichtete bereits in der Ausgabe 23/02 über die ersten Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft.

Die Sparregelung trat mit Wirkung zum 1. Juli in Kraft und gilt bis zum 31. Dezember. Wie ComputerPartner in der Ausgabe 23/02, Seite 10, berichtete, wollten Gewerkschaft und Betriebsrat nur gegen Arbeitsplatzgarantie diesen Sparmaßnahmen zustimmen, die aber die FSC-Geschäftsleitung verweigerte, um sich wirtschaftlichen Entscheidungsspielraum zu erhalten. Jetzt wurden die Einsparungen auf betrieblicher Ebene durchgesetzt.

Die Kürzungen sind gestaffelt. Die Arbeitszeit der tariflich beschäftigten Mitarbeiter reduziert sich um zwei Stunden, das Tarifgehalt entsprechend. Einzige Ausnahme sind Teilzeitbeschäftigte, da die Mindestarbeitszeit von 20 Stunden gesetzlich festgeschrieben ist. Außertariflich Bezahlte (das sind etwas mehr als 1.000 Beschäftigte) verzichten auf sechs Urlaubstage sowie auf 20 Prozent ihres variablen Gehaltsbestandteils für das erste Halbjahr. Dieser wird zweimal jährlich bezahlt. Die "normale" Führungsebene (350 Manager) verzichtet auf acht Urlaubstage und 30 Prozent der Extraprämie für Extraleistungen, und bei der oberen Führungsebene (170 Betroffene) werden zehn Urlaubstage und 40 Prozent der variablen Zahlungen gestrichen.

Nach Firmenangaben beträgt das Einsparvolumen durch diese Kürzungen rund 15 Millionen Euro allein in Deutschland. Die anderen europäischen Länder haben die Vorgabe, insgesamt drei Millionen Euro einzusparen. Die Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter in Deutschland befürchten jedoch, dass trotz der Einsparungen weiterhin Arbeitsplätze in Gefahr sind. Derzeit baut FSC nach Gewerkschaftsangaben bereits bundesweit 300 Arbeitsplätze ab, davon 114 im Vertrieb, 85 in der Entwicklung in Paderborn und München sowie 90 in Augsburg. Für Augsburg bestätigt die Firmenleitung jedoch "nur" 40 Stellen.

Den Betroffenen werden Aufhebungsverträge angeboten. Die Unternehmensführung spricht in diesem Zusammenhang von einer normalen Fluktuation sowie veränderten Anforderungen an die Kompetenz der Mitarbeiter. Gleichzeitig sei das erste Ziel eines Unternehmens, wirtschaftlich profitabel zu arbeiten.

Wie sicher sind die Arbeitsplätze noch?

Die Gewerkschaftsvertreter finden die aktuelle Situation untragbar und verlangen von der Geschäftsführung, auf der nächsten Aufsichtsratssitzung am 10. Juli ein schlüssiges Konzept vorzulegen. Sie befürchten, dass, wenn die FSC-Geschäftsleitung keine klare Ansage macht, die Aktionäre Siemens und Fujitsu die Sache in die Hand nehmen und in Holzfällermanier für Einsparungen sorgen. Beide Firmen haben in der jüngsten Zeit durch massiven Stellenabbau von sich reden gemacht.

Nach Meinung der Arbeitnehmervertreter geht es ebenfalls nicht an, dass Festangestellte auf Lohn verzichten, extrem flexibel auf Arbeitsspitzen reagieren und auch schon mal am Wochenende arbeiten, aber dennoch weiterhin um ihren Arbeitsplatz bangen müssten, da sie über den Zeitraum bis Ende Dezember hinaus keine Beschäftigungssicherheit hätten. Andererseits würden allein in der Augsburger Fertigung 300 Leiharbeiter weiterhin beschäftigt. Wie ein Gewerkschafter erklärt, laufen die Kosten für Leiharbeiter nicht über die Kostenstelle Personal, und genau diesen Bereich hat sich FSC für seine Sparaktivitäten ausgesucht.

www.fujitsu-siemens.de

ComputerPartner-Meinung:

Eine verzwickte Situation: Die kurzfristigen Einsparungen sind aus Sicht des Unternehmens notwendig, um weiterhin in einem rezessiven Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits fürchtet jeder Mitarbeiter um seinen Arbeitsplatz, wenn die "Anpassung an die veränderte Wettbewerbssituation" interne Restrukturierungsmaßnahmen erfordert und der ein oder andere Mitarbeiter auf seiner jetzigen Position nicht mehr profitabel ist. Und über Allen schwebt die Angst, wenn FSC kein erfolgreiches Konzept zu Stande bringt, dass die Aktionäre Siemens und Fujitsu noch brachialere Maßnahmen ergreifen. (go)

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