Grundstruktur bleibt erhalten - aber jeder Standort kommt auf den Prüfstand

20.05.1999

BERLIN/WÜRSELEN: Darüber spekuliert wurde schon lange, jetzt ist es perfekt: Ein Konsortium um den Berliner IT-Unternehmer Jürgen Rakow übernimmt das Einzelhandelsgeschäft der Vobis AG in Würselen.Am vergangenen Montag unterschrieben die Vertreter der Divaco und die beiden Berliner Unternehmer Jürgen Rakow und Jürgen Bochmann in Frankfurt den Kaufvertrag. Damit ist es besiegelt: Die Vobis Microcomputer AG hat ab dem 1. Juni einen neuen Eigentümer. Rakow und Bochmann halten zusammen weniger als 50 Prozent, der Rest entfällt auf einen Pool von Investoren, die im Hintergrund bleiben wollen. Die Divaco wird selbst noch einige Anteile halten, diese aber innerhalb der nächsten Wochen abgeben. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.

"Vobis ist ein Synonym für den Vertrieb von PCs in unserer Branche. Es ist daher eine reizvolle Aufgabe, dieses Unternehmen wieder zum Erfolg zu führen", kommentiert der neue Vobis-Vorstandsvorsitzende Rakow die Übernahme. Dem zunächst dreiköpfigen Vorstand gehören neben Rakow Jürgen Bochmann, langjähriger Partner Rakows als Vobis-Franchisenehmer (siehe Kasten rechts) sowie Christian Boenkost (bisher kaufmännischer Leiter beim Rakow-Systemhaus Digihaus) an.

Der Name Vobis bleibt ebenso erhalten wie die Rechtsform der AG. Nachdem Maxdata den Vobis-Firmensitz in Würselen bereits übernommen hat, zieht die Vobis-Zentrale bereits Ende Mai in das alte Firmengebäude am Rotter Bruch in Aachen zurück. Mit der Vobis erwirbt Rakow auch die Vobis Service Gesellschaft mbH (VSG) mit etwa 80 Mitarbeitern, in der Reparaturen durchgeführt werden.

Die wichtigste Aufgabe des neuen Vorstandes besteht nach Angaben von Rakow darin, Vobis wieder zur alten Geschwindigkeit zu führen. Dafür steht der Slogan "See it first at Vobis".

Zudem sind Überprüfungen der Standorte erforderlich. Zwar soll die Grundstruktur - Superstores, eigene Filialen und Franchise-Shops - beibehalten werden. Aber: "Mit rund 250 Standorten sind wir nach meinem Eindruck zu breit aufgestellt. Ich denke, daß wir in einer Größenordnung von 170 bis 200 Stores besser liegen", meint Rakow.

Vor allem mit den Franchisenehmern will er intensive Gespräche darüber führen, ob der jeweilige Standort eine Zukunft hat. Gerade in kleineren Städten müsse das Ziel darin bestehen, Platzhirsch zu sein. Wenn dies nicht gewährleistet sei, müsse man gemeinsam über Konsequenzen nachdenken, betont Rakow.

Reduziert werden soll auch das Produktsortiment. In der Nach-

Lieven-Ära hat sich die Artikelanzahl bei Vobis verzehnfacht. Weiterhin am Leben bleibt aber die Hausmarke "Highscreen", die auf weitere Produkte ausgeweitet werden soll. Die PCs kommen von Maxdata. Zudem plant Vobis für den Sommer eine zweite PC-Marke "Cybis". Hierbei handelt es sich um nach Kundenwunsch assemblierte Rechner mit Qualitätskomponenten.

Eine wesentliche Neupositionierung strebt Rakow auf Kundenseite an. "Anfänger und Freaks, für die nur Megahertz und Preis zählen, adressieren wir nicht", erklärt er. Statt dessen möchte er mit einem guten und kompetenten Service vor und nach dem Kauf erfahrene Benutzer, Selbständige und Freiberufler gewinnen. "Wir wollen, daß der Kunde nach dem Kauf ein gutes Gefühl hat und ihn so an uns binden", erklärt der Vobis-Chef. Dazu zählt auch ein Neuanstrich der Ladeneinrichtung. Die Superstores sollen sich als Technikkaufhäuser "ohne Rummel" präsentieren, und bei den Shops stellt er sich eine "charmante" Gestaltung vor.

Rakow ist zuversichtlich, daß er den Turnaround schafft. Bis auf wenige Positionen im Management hat er seine Truppe komplett. "Es sind viele erfahrene Leute dabei, die auch bereit sind, in die Hände zu spucken", freut sich Rakow. Wenn es ihm jetzt auch noch gelingt, die übrigen Mitarbeiter wieder für die Vobis zu begeistern, dann, meint er, wird das Unternehmen wieder in altem Glanz erstrahlen. (Kommentar Seite 8) (sic)

Alles wird gut: Mit einem neuen Eigentümer und einem neuen Vorstand mit Ideen soll Vobis bald wieder im alten Glanz erstrahlen.

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