Haitec: "Dieses Jahr sollen Minuszeichen aus den Konzernzahlen verschwinden"

29.03.2001
Trotz Rekordumsatz und Steigerung des Dienstleistungsanteils hat das Münchener Systemhaus Haitec im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Für 2001 ist der Turnaround aber ein "Must", verkündet der Vorstand.

Ab sofort gibt es von uns nur noch gute Nachrichten", hatte Axel Feldhoff, mittlerweile Vorstandsvorsitzender der Haitec AG, vor etwas mehr als einem Jahr angekündigt (siehe ComputerPartner 44/99, Seite 12). Halten konnte er dieses Versprechen aber nur zum Teil. Denn auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz wartete der CEO des Münchener IT-Dienstleisters mit einer guten und einer schlechten Nachricht auf.

Serviceanteil kleiner als erwartet

Die gute: "Wir haben unser Umsatzziel leicht übertroffen. Außerdem konnten wir unseren Serviceanteil am Gesamtumsatz um 100 Prozent auf 23 Prozent steigern. Und die Integration der Unternehmen ICP und Update in die Haitec AG ist uns gelungen", freut sich Feldhoff. Die schlechte Nachricht: "In puncto Profitabilität liegen wir unter Plan. Hier wollten wir mehr erreichen", muss er eingestehen.

Als Grund für den Rekordumsatz von 105 Millionen Euro im vergangenen Jahr, das für die Branche insgesamt mehr als schwach war, nennt Feldhoff die guten Kontakte des Dienstleisters zu seinen strategischen Partnern, beispielsweise Compaq, Cisco oder Oracle. Sie hätten Haitec den Einstieg in große Projekte ermöglicht. Außerdem habe es in der Industrie Ende 2000 einen Investitionsschub gegeben, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Dass man trotzdem statt des anvisierten Ebit von etwa 2,5 Millionen Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von minus 3,3 Millionen Euro hinnehmen musste, begründet Bernd Cyris, Vorstand Finanzen und Rechnungswesen, so: "Der Anteil der Eigenleistungen war nicht so groß wie erwartet, und in die beiden Übernahmen ist viel Geld geflossen."

Profitabilität statt Umsatz

Das große Ziel für das laufende Jahr ist daher der Turnaround. "Unsere Planung für 2001 ist auf Profitabilität, nicht auf Umsatz ausgelegt", gibt Vorstand Feldhoff die Marschrichtung vor.

Um bald schwarze Zahlen zu schreiben, will das auf die Geschäftsfelder CAE (Computer Aided Engineering), Systemintegration und E-Business spezialisierte Systemhaus seinen Dienstleis-tungsanteil von 24 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 30 Millionen Euro in 2001 erhöhen. Profitieren will Haitec dabei von umsatzstarken Projekten im vierten Quartal des Vorjahres, die einen großen Bedarf an Services nach sich ziehen sollen. Außerdem versprechen sich die Münchener einen Ebit-Schub von vorkonfektionierten Basis-Dienstleistungen, die für einzelne Kunden lediglich noch angepasst werden müssen, beispielsweise Pakete aus hochverfügbarer 3D-Konstruktions-Software mit entsprechender Hardware und Schulungen. "Ich rechne etwa im September mit dem Breakeven und für das Jahr 2001 mit 1,4 Millionen Euro Ebit", konkretisiert Feldhoff seine Erwartungen.

Daneben will Haitec im laufenden Jahr seine Vision des "digitalen Unternehmens" umsetzen und verstärkt E-Business-Themen angehen. Auch weitere strategische Allianzen hält das Haitec-Management für sinnvoll - "Cisco und Siebel fallen mir dabei ein", so Feldhoff.

Dem Trend der Konsolidierung im Systemhausmarkt zu folgen, dazu sieht der Vorstandsvorsitzende jedoch im Moment keine Veranlassung. Im Zuge der Internationalisierung seines Unternehmens kann er sich allerdings einen Partner im Westen gut vorstellen - "in den nächsten drei bis fünf Jahren. Wenn dann jemand daherkommt, der passt, schließe ich eine Übernahme nicht aus", sagt Feldhoff. Wie weit nach Westen er dazu gehen wird, kann der Vorstand heute allerdings noch nicht sagen: "Je nachdem, wo sich das Geschäft gut entwickelt, wären Partnerschaften in Frankreich, aber auch in den USA denkbar."

www.haitec.de

ComputerPartner-Meinung:

Eine Differenz von fast sechs Millionen Euro zwischen geplantem und tatsächlichem Ebit - da hat Haitec sich wohl falsch eingeschätzt. In diesem Jahr soll alles besser werden. Den Optimismus des Vorstandsvorsitzenden in allen Ehren, aber auch die Investoren scheinen daran zu zweifeln. Der Kurs der Haitec-Aktie, die Feldhoff im Laufe des Jahres 2000 "oberhalb der 30 Euro" stabilisieren wollte, stand am Tage der Bilanzpressekonferenz bei 7,62 Euro. (kj)

Haitec AG

Facts & Figures

Die Haitec AG wurde 1989 gegründet und ist seit Juli 1999 am Neuen Markt notiert. Neben dem Hauptsitz in München gibt es 13 weitere Niederlassungen in Deutschland sowie Standorte in Ungarn und Österreich. Zur Zeit beschäftigt der IT-Dienstleister etwa 500 Mitarbeiter, darunter zirka 15 Auszubildende zum Fachinformatiker Systemintegration. Der vierköpfige Vorstand setzt sich zusammen aus dem CEO Axel Feldhoff, der auch für Vertrieb und Marketing zuständig ist, Bernd Cyris, verantwortlich für Finanzen und Rechnungswesen, Jan Rau, dem die Com-petence Center unterstehen, und Christian Huber, der die Entwicklung verantwortet. Aufsichtsratvorsitzender ist Axel Saxinger. Sein Stell-vertreter ist der Vorstandsvorsitzende Thomas Weiser, der nach einem schweren Autounfall jetzt kürzer tritt.

Im Jahr 2000 betrug der Umsatz von Haitec 105 Millionen Euro, davon erwirtschaftete man 24 Millionen Euro mit Dienstleistungen, der Rest entfiel auf den Verkauf von Hard- und Software. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) belief sich auf minus 3,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: 1999 machte der Dienstleister noch 63,2 Millionen Euro Umsatz, davon zwölf Millionen Euro mit Services. Der Ebit betrug damals minus 5,7 Millionen Euro. (kj)

Zur Startseite