Hersteller beklagen trotz Nachfrage mangelndes Interesse des IT-Handels

23.07.1998

MÜNCHEN: Nach dem Boom der letzten Jahr tendiert der Markt für Standard-CD-ROM-Laufwerke derzeit eher lustlos. Eine Ausnahme macht der Netzwerk-Sektor. Ein Trend, der nach dem Bekunden von Anbietern vom Fachhandel bisher weitgehend unbeachtet blieb. Mit speziellen Serviceangeboten soll sich das jetzt endlich ändern.Nach der stürmischen Entwicklung der letzten Jahre herrscht derzeit eine Flaute im CD-ROM-Markt: Der prophezeite Run auf DVD-Laufwerke läßt weiter auf sich warten, und das zugegebenermaßen verheißungsvolle CD-R/W-Laufwerk hat aufgrund seines momentan noch relativ hohen Preises den Durchbruch im Massenmarkt zumindest bisher nicht geschafft.

Abwarten, so scheint die allgemeine Devise zu lauten. Während sich einige Hersteller die Zeit damit vertreiben, weiter dem "Rotationswahn" zu frönen (auf der Cebit wurden bereits die ersten 40X-Laufwerke angekündigt), üben sich Kunden und große Teile des Handels offenbar gleichermaßen in Zurückhaltung. Daß es durchaus Nischen gibt, in denen das CD-ROM-Nachrüstgeschäft momentan floriert, wird dabei häufig übersehen. Das ist jedenfalls die Einschätzung von Jürgen Kollakowski, Geschäftsführer beim Berliner CD-ROM-Systemspezialisten Data Sharing Optical Media GmbH. Mit einem neuen Servicekonzept möchte er bestehende Berührungsängste vor der Netzwerkintegration von CD-ROM- Produkten beseitigen und interessierten Vertriebspartnern den Einstieg in diese komplexe Materie ermöglichen.

CD-Integration als Rationalisierungsmassnahme

In der Vergangenheit ein klassischer, klar abgegrenzter Nischenmarkt, steigt die Nachfrage seit zwei Jahren kontinuierlich. Die diesjährigen Wachstumsraten im Markt von CD-ROM-Serverlösungen werden nach Ansicht von Marco Pompili, Geschäftsführer der Axis Communications GmbH - einem der führenden Hersteller innerhalb dieses Marktsegments -, zwischen 70 und 100 Prozent betragen.

Lagen die Einsatzschwerpunkte früher in erster Linie im Sektor Forschung und Lehre, reicht das Anwenderspektrum heute vom multinationalen Großunternehmen bis zur kleinen Rechtsanwaltpraxis. Ein weiteres großes Potential liegt nach Einschätzung von Kollakowski im behördlichen Bereich. "Die Hardware-Situation ist hier teilweise erschreckend. Oft ist nicht einmal die Basistechnologie vorhanden."

Neben einem wachsenden Angebot an Wissensdatenbanken und einer verstärkten CD-basierenden Softwaredistribution entwickelt sich der wachsende Einfluß des elektronischen Dokumenten-Managements zu einem der Hauptgründe für die steigende Nachfrage. Landauf, landab gehen immer mehr Unternehmen dazu über, eigene firmeninterne Daten auf CD abzulegen.

"Viele Unternehmen haben erkannt, daß es sich bei der Netzwerkintegration von CD-ROM um eine Rationalisierungstechnologie handelt", beschreibt Kollakowski die Erfahrungen seines Unternehmens. Drei Hauptgründe sprechen seinen Worten nach für die netzwerkbasierte CD-ROM-Nutzung.

- Alle Netzwerkbenutzer haben Zugriff auf alle relevanten Daten, das heißt, die Verfügbarkeit wichtiger Datenbestände wird erhöht.

- Lizenzkosten, etwa für Wissensdatenbanken, werden reduziert, da Netzwerklizenzen oft günstiger sind als mehrere Einzellizenzen.

- Moderne CD-Verwaltungssysteme erlauben eine genaue Analyse des Nutzerverhaltens. Art und Häufigkeit des Datenzugriffs können erfaßt und damit einfach optimiert werden.

Es ist nicht zu erwarten, daß sich die positiven Marktaussichten für netzwerkfähige CD-ROM-Komponenten mittelfristig ändern. Wer glaubt, im Unternehmensumfeld werde die CD-ROM über kurz oder lang durch Online-Dienste ersetzt, erliegt laut Kollakowski einem Trugschluß. Analysen belegen, daß sowohl hinsichtlich der Geschwindigkeit der Recherche als auch im Hinblick auf die Kosten die CD vergleichbaren Online-Diensten weiterhin deutlich überlegen ist. Eine Erkenntnis, die inzwischen von einer Reihe von Informationsanbietern geteilt wird. Sie arbeiten gegenwärtig mit Hochdruck an Konzepten, die auf einer sinnvollen Kombination von Online- und CD-basierenden Daten beruhen.

Auch die zu erwartende Einführung der DVD-Technologie wird keinen Einfluß auf die grundsätzliche Konstellation haben. Der These, einfache DVD-Laufwerke könnten aufgrund ihrer enormen Kapazität CD-ROM- Turm- oder Jukebox-Lösungen ersetzen, widerspricht Axis Geschäftsführer Pompili vehement. "Der Bedarf an Netzwerkspeicher wird in den nächsten Jahren explodieren. Wir tragen der zu erwartenden Entwicklung Rechnung, indem wir mit unseren heutigen Server-Lösungen bereits DVD-Technologie unterstützen". Er erwartet, daß sich in seinem Unternehmen, das auch im Bereich von Print-, Scanner- und Kamera-Servern aktiv ist, der Umsatzschwerpunkt deutlich zugunsten von Storage-Servern verschieben wird.

Nach den Worten von Pompili klafft derzeit allerdings noch eine Lücke zwischen Marktwachstum und fundiertem Wissen um die Thematik der Netzwerkintegration von CD-ROM- Produkten. Eine Erfahrung, die auch Data Sharing Geschäftsführer Kollakowski gemacht hat. "Viele Anwender befürchten fälschlicherweise einen erheblichen Aufwand und hohe Kosten".

Aufklärungsarbeit tut seinen Worten nach Not. "Plug-and-play-fähige Network-attached-storage-(NAS)-CD-ROM-Server, wie beispielsweise das Axis Storepoint CD, sind binnen weniger Minuten mit überschaubaren Kosten installiert". Als optimale Lösung für Anwendungen mit beispielsweise 14 CD-ROM-Laufwerken inklusive einem CD-Wechsler betrachtet Dr. Wulf-D. Künne, Leiter Technik und Support bei Data Sharing, derartige vom File Server unabhängige Thin-Server-Lösungen. Für große Anwendungen mit mehr als 100 CD-ROM Laufwerken empfiehlt er dedizierte CD-ROM-Server-Lösungen". Mit multiprotokoll-fähigen CD-ROM-Servern, zum Beispiel in Kombination mit CD-Jukeboxen und der von IXOS angebotenen Jukeman Software, sind wir heute in der Lage, uns selbst auf heterogene EDV-Umgebungen einzustellen".

"Um das notwendige Know-how dem Handel transparent und zugänglich zu machen, haben wir zum Beispiel Fragelisten entwickelt, die quasi eine Netzwerkanalyse und eine Analyse der eingesetzten CDs durchführen.

Geld vedienen mit Dienstleistung

Mit einem neuen Service- und Support-Konzept, das dem Anwender eine maximale Verfügbarkeit seiner Hardware gewährleisten soll, wendet sich Data Sharing derzeit an Händler und Kunden. "Über die von uns definierten Dienstleistungspakete, sogenannte SupportPacks, ermöglichen wir dem Kunden einerseits eine präzise Kalkulation seiner EDV-Kosten, andererseits eine hohe Sicherheit während der gesamten Produktlaufzeit", faßt Kollakowski die Vorteile seines Entwurfs zusammen. Das SupportPack beinhaltet alle Kosten für Ersatzteile, Austausch, Arbeitszeit sowie An- und Abfahrt der Techniker. Es kann bei Wunsch auch um Garantieverlängerungen erweitert werden.

Im Fehlerfall nimmt die Data Sharing Service Zentrale in Berlin den Anruf entgegen und leitet die Meldung an einen kompetenten regionalen Service- und Vertriebspartner weiter. Über ein Netz von derzeit 16 Servicestützpunkten innerhalb Deutschlands soll sichergestellt werden, daß auftretende Probleme innerhalb von maximal acht Stunden behoben werden. Die SupportPacks erstrecken sich auf Plug-and-play-CD-Server und Jukeboxen und können von jedem Fachhändler gemeinsam mit dem jeweiligen Produkt oder auch nachträglich verkauft werden.

"Wir versuchen bereits seit längerer Zeit den Handel für das Geschäft mit CD-ROM-Lösungen zu interessieren, allerdings war die Resonanz bisher eher schwach", faßt Kollakowski seine Erfahrungen mit dem Retailkanal zusammen. Keine Zeit oder generell kein Interesse, so lauteten seinen Angaben nach die häufigsten Antworten auf das Angebot, Händler in Form von Tagesschulungen über

die CD-ROM-Netzwerk-Thematik zu informieren.

Mit der neuen Offerte, mit Hilfe des SupportPack-Konzepts auch ohne fundierte Technologiekenntnisse in das CD-ROM-Lösungsgeschäft einzusteigen, hofft Kollakowski, die bestehende Zurückhaltung im Fachhandelskanal zu überwinden. Erste Rückmeldungen zeigen nach seinen Worten, daß bereits eine Reihe von Systemhäusern positiv auf das neue Angebot reagiert hätten. "Man erkennt hier neue Absatzmärkte mit vergleichsweise interessanten Margen. Wir hoffen, daß wir durch die Zusammenarbeit schrittweise Know-how aufbauen können und bei den betreffenden Unternehmen im Laufe der Zeit der Wunsch entsteht, die

Initiative zu ergreifen, eigenständig in das Geschäft mit komplexen CD-ROM-Netzwerklösungen einzusteigen". (sd)

CD-Türme, mit und ohne integriertem CD-Server, gehören nicht zu den Favoriten des Handels.

Marco Pompili, Managing Director der Axis Communications GmbH, möchte mit Roadshows Wissensdefizite bei Plug-and-play CD-ROM-

Servern beseitigen.

Kann sich das bis dato schwache Interesse des Handels an CD-ROM-Netzwerklösungen nicht erklären, Jürgen Kollakowski, Geschäftsführer der Berliner Data Sharing Optical Media GmbH.

Nach Erfahrung von Dr. Wulf-D. Künne, Leiter Technik und Support bei Data Sharing, verursachen die unterschiedlichen Retrievalsysteme der CDs die meisten Probleme.

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