Angebot von KKR

Heuschrecke will Versatel kaufen



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.
Die Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) will Versatel übernehmen. Der Telekommunikationsanbieter ist laut eigenen Angaben am 19.05.2011 darüber informiert worden, dass die KKR-Tochter VictorianFibre Holding ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot von mindestens 6,70 Euro je Aktie für alle ausstehenden Aktien abgeben will..

Die Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) will Versatel übernehmen. Der Telekommunikationsanbieter ist laut eigenen Angaben am 19.05.2011 darüber informiert worden, dass die KKR-Tochter VictorianFibre Holding ein Übernahmeangebot für alle ausstehenden Aktien abgeben will. Die Versatel-Hauptanteilseigner Vienna, eine Tochter von Apax Partners, Cyrte Investments und United Internet AG, denen gemeinsam etwa 92 Prozent der Versatel-Aktien gehören, haben dem Verkauf ihrer Anteile zum Preis von 5,50 Euro je Aktie bereits zugestimmt, heißt es in der Mitteilung.

Den verbleibenden Aktionären soll ein gewichteter Durchschnittspreis der Versatel-Aktie der vergangenen drei Monate angeboten werden, wobei KKR mindestens 6,70 Euro in bar zahlen will.

"Wir begrüßen das Interesse von KKR an Versatel und freuen uns, dass KKR von der eingeschlagenen Strategie des Unternehmens überzeugt ist. Wir haben im Zuge der strategischen Neuausrichtung die Effizienz innerhalb der Organisation erhöht und das Unternehmen konsequent auf die identifizierten Wachstumsbereiche Business und Wholesale sowie auf die Betreuung des hochwertigen Privatkundenbestands ausgerichtet. Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit KKR und werden diese Strategie fortsetzen, um Versatel zu einem infrastrukturbasierten Marktführer und präferierten Netzwerk-Partner mit Fokus auf den deutschen Wholesale- und B2B-Telekom-Markt weiterzuentwickeln", sagt CEO und Vorstandsvorsitzender und Ex-Dell-Manager Alain D. Bandle.

Beteiligungsgesellschaften wie KKR werden landläufig auch als "Heuschrecken" bezeichnet. Sie finanzieren ihre Übernahmen mit Krediten, die von den übernommenen Firmen zurückgezahlt werden müssen. Diese geraten so regelmäßig "in Schieflage" und müssen "saniert" werden - ein Großteil der Belegschaft wird entlassen, die Firma wird zerschlagen und die Filetstücke werden weiter verkauft oder an die Börse gebracht.

In Deutschland ist KKR unter anderem mit Bosch Telecom (vormals Telenorma) so verfahren. Das in Tenovis umbenannte Unternehmen hatte zur Zeit der Übernahme im Jahr 2000 rund 9.000 Mitarbeiter. Vier Jahre später - nachdem Tenovis laut Stern "wie eine Zitrone ausgequetscht" worden war, verkaufte KKR die Reste an Avaya. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen europaweit noch 5.400 Mitarbeiter. Unter der Avaya-Führung ging der Stellenabbau munter weiter: Allein 2005 gingen in Deutschland weitere 230 Arbeitsplätze verloren, 280 Stellen wurden an Partner ausgelagert. (haf)

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