Das Beste aus allen Wolken nutzen

In 8 Schritten zur Multi-Cloud



Dr. Thomas Hafen ist freier Journalist in München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur in verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Data Center, Telekommunikation und Cloud Computing.
Das Angebot an Cloud-Services ist groß und vielgestaltig. Jedes Servicemodell und jeder Provider haben Stärken und Schwächen. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie mit dem Multi-Cloud-Ansatz das Beste aus allen Offerten herausholen.
 
  • Welche Cloud-Modelle es gibt
  • Was Sie beim Aufbau einer Multi Cloud beachten müssen

Kaum ein Unternehmen dürfte heute noch ohne Cloud-Services auskommen. Oft halten die Dienste unbemerkt Einzug, etwa indem Mitarbeiter Cloud-Speicherdienste wieDropboxnutzen oder indemOffice 365das bisherige Lizenzmodell für Word, Excel & Co ersetzt. Neben diesen klassischen SaaS-Angeboten (Software as a Service), gibt es noch PaaS- (Platform as a Service) und IaaS-Modelle (Infrastructure as a Service), die Plattformen, etwa ein Betriebssystem oder nur die (virtualisierte) Hardware-Infrastruktur aus Rechenleistung, Speicher und Netzwerk zur Verfügung stellen.

Wie in einer tief gestaffelten Lieferkette wirken die Komponenten in einer Multi-Cloud zusammen.
Wie in einer tief gestaffelten Lieferkette wirken die Komponenten in einer Multi-Cloud zusammen.
Foto: Crisp Research AG, 2015

Diese Services lassen sich aus einer Private oder Public Cloud anbieten, je nachdem, ob die Infrastruktur nur dem Unternehmen oder allen Anwendern gleichermaßen offensteht. Nutzt ein Kunde eine Private Cloud, die er bei Bedarf um Public-Cloud-Dienste wie Amazon Web Services (AWS) ergänzt, spricht man von Hybrid Cloud. Lässt ein Anwender seine Cloud vom Service Provider verwalten, spricht man von Managed Cloud. Sind viele Cloud-Anbieter beteiligt, die in eine gemeinsame Cloud-Infrastruktur oder sogar eine integrierte Applikation eingebunden sind, so nennt sich dies Multi Cloud. Einen guten Überblick über die Modelle finden Sie auch in diesemComputerwoche-Artikel von René Büst.

Um den aktuellen Herausforderungen optimal zu begegnen, sollten Unternehmen nach Auffassung des Hamburger IT-Sourcing-SpezialistNexintoeine konsistente Multi-Cloud-Strategie verfolgen, die unterschiedliche Infrastrukturen (IaaS, PaaS, SaaS) und Cloud-Modelle (Public, Private, Managed) verbindet. Ziel einer Multi-Cloud-Strategie ist es, mehrere Cloud-Systeme parallel zu orchestrieren, um deren volles Potential auszuschöpfen. Nur dann können auch die wesentlichen Aspekte wie Datensicherheit, Verfügbarkeit, Stabilität, Skalierbarkeit und Kosten optimiert werden.

Um einen echten Multi-Cloud-Ansatz, etwa den, den dieTelekom Deutschland mit der "Open Telekom Cloud" anbietet, verfolgen zu können, müssen sich Unternehmen entsprechend vorbereiten. Nexinto erklärt, wie sie vorgehen sollten:

1. Organisieren Sie Ihre Kommunikationsströme

Der Betrieb von Anwendungen bei mehreren Anbietern stellt hohe Herausforderungen an die Cloud-übergreifende Kommunikation. Die Orchestrierung über verschiedene Clouds ist dabei auf unterschiedlichsten Ebenen sicherzustellen - beginnend beim Monitoring und Backup bis zur Bereitstellung von zentralen Diensten für die Nutzung aller verwendeten Cloud-Umgebungen. Zudem ist mit den Providern zu klären, wie die Kommunikation mit akzeptablen Latenzen erfolgen kann und wie dabei die Sicherheit, etwa durch Verschlüsselung, gewährleistet wird.

2. Mobilisieren Sie Ihre Applikationen und Dienste

Ein Vorteil des Multi-Cloud-Konzepts ist die Möglichkeit, Dienste und Applikationen zwischen den Clouds aufzubauen, zu testen oder zu verschieben, beispielsweise zur Lastverteilung, zur geographischen Verteilung oder im Rahmen von Backup-Strategien. Die technischen Herausforderungen dafür sind hoch, denn es muss sichergestellt sein, dass eine Verschiebung so wenig wie möglich Einfluss auf die Verfügbarkeit des Dienstes hat. Netzwerke und Applikationen müssen so vorbereitet werden, dass letztere ohne Anpassungen in einer anderen Cloud laufen können.

3. Klären Sie die Zuständigkeiten

Anwender müssen klären, wo und wie sie die für eine Multi-Cloud-Umgebung nötigen zentralen Infrastrukturen betreiben - beispielsweise Systeme für Cloud Management und Sourcecode-Verwaltung, Monitoring, Logging, Reporting oder für die Verwaltung von IP-Adressen. Außerdem muss entschieden werden, was davon als eigenständiger Service eingekauft werden kann oder soll.

4. Sorgen Sie für die Anbindung von Backend-Systemen und verteilten Arbeitsteams

Unternehmen müssen die Anbindung der Multi-Cloud-Umgebung an die in den Unternehmen betriebenen Systeme, zum Beispiel für Backend, vorbereiten und den Zugriff durch Entwicklungsteams und Administratoren regeln. Dabei ist schon im Vorfeld sicherzustellen, dass es nicht zu Konflikten zwischen den unterschiedlichen (Cloud-)Umgebungen kommt.

5. Behalten Sie die Verfügbarkeit im Blick

Wie verfügbar müssen die Dienste sein? Eine Erhöhung der Verfügbarkeit kann durch Bereitstellung von fehlertoleranten Technologien sowie Topologien als Active/Active-Clouds, zum Beispiel mittels globaler Lastverteilung, realisiert werden. Umso höher die gewünschte Verfügbarkeit, umso mehr Technik muss eingesetzt werden, das erhöht zwangsläufig sowohl die Komplexität als auch die Kosten.

6. Sichern Sie Ihre Multi Cloud

Von zentraler Bedeutung ist das Security Management: Welche Daten müssen wirklich in der Cloud gespeichert werden? Bei der Nutzung unterschiedlicher Cloud-Anbieter und -Modelle ist zu klären, welche Daten wo und wo nicht gespeichert werden können, welche Daten in welcher Verarbeitungsphase verschlüsselt werden müssen und wie der Zugriffsschutz und die Zugangssicherheit gewährleistet ist. Wichtig ist auch die Frage, ob der Zugang zum Internet zentral von einer Cloud oder dezentral in allen Clouds erfolgt. Für die Realisierung in einer Public Cloud ist es zum Beispiel von Vorteil, wenn der Cloud-Provider eine Verschlüsselung der Daten ermöglicht und das Schlüsselmanagement beim Kunden liegt.

7. Achten Sie auf die Schnittstellen

Sofern bereits ein Cloud-Management-System im Einsatz ist, ist die Einbindung von (weiteren) Cloud-Providern eventuell mit erheblichen Aufwänden verbunden. Hier sollte unbedingt auf die zur Verfügung stehenden APIs beider Seiten geachtet werden.

8. Entscheiden Sie: selbst verwalten oder delegieren

Sofern die Handhabung der Cloud-Techniken bekannt ist und die Cloud-Ressourcen selbst betrieben werden können, sind Unternehmen unabhängig in der Auswahl des Cloud-Providers. Wenn man jedoch die Cloud-basierten Services nicht selbst aufsetzen oder betreiben will, benötigt man einen entsprechenden Cloud-Provider. Der Markt in diesem Bereich ist aktuell noch sehr eingeschränkt.

"Cloud-Management über verschiedene Cloud-Modelle ist eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe." Diethelm Siebuhr, CEO Nexinto Holding
"Cloud-Management über verschiedene Cloud-Modelle ist eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe." Diethelm Siebuhr, CEO Nexinto Holding
Foto: Nexinto

"Cloud-Management über verschiedene Cloud-Modelle ist eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe", erklärt Diethelm Siebuhr, CEO der Nexinto Holding in Hamburg. "Es versteht sich, dass es hier keine Lösungen von der Stange geben kann, da man Modelle und Anbieter mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung unter einen Hut bringen muss. Dennoch gehört dem Multi-Cloud-Ansatz die Zukunft, um die Abhängigkeit von nur einem Cloud-Anbieter zu vermeiden und die Unternehmens-IT effizient auf die digitale Transformation vorzubereiten." (rw)

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