Informations- und DokumentenManagement werden erwachsen

14.09.2000
Der Markt für Dokumenten-Management-Systeme (DMS) geht in eine neue Phase: Die Grundsatzdiskussion über die Sinnhaftigkeit des elektronischen Dokumenten-Managements scheint beendet. Fragen um die konkrete Einbindung in vorhandene oder geplante Infrastrukturen sowie die DMS-Nutzung zur Effizienzsteigerung von Geschäftsprozessen rücken, wie auf der diesjährigen DMS Expo in Essen deutlich wurde, mehr und mehr in den Mittelpunkt.

Nach Ansicht von Lothar Leger, Vorstandsvorsitzender des führenden deutschen DMS-Fachverbandes VOI (Verband Organisations- und Informationssysteme), sind die Zeiten endgültig vorbei, in denen der Anwender nach "dem Archivsystem" oder "dem Workflow-Produkt" gesucht hat. "Der Kunde ist daran interessiert, sein Business effizienter zu gestalten. Wenn er dazu eine IT-Lösung einsetzen kann - um so besser."

Für Unternehmen geht es nach Legers Worten heute darum, dem Kunden Produkte und Dienstleis-tungen schneller zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet, der Austausch von Produkten und Informationen zwischen Geschäftspartnern muss optimiert werden. "B2C und B2B heißen die Zauberworte. IT-Lösungen aus dem Bereich Informations- und DokumentenManagement können hier ihre Stärken voll ausspielen, Medienbrüche vermeiden, Durchlaufzeiten drastisch verkürzen und Informationen und Dokumente orts- und zeitunabhängig bereitstellen", verdeutlicht Leger.

Davon, dass die dafür notwendigen technologischen Voraussetzungen inzwischen weitgehend vorhanden sind, konnte man sich auf der DMS Expo, die vom 5. bis 7. September in Essen stattfand, überzeugen.

In sechs Punkten lassen sich nach Legers Auffassung wichtige DMS-Entwicklungstrends zusammenfassen, die mittlerweile Realität geworden sind:

- Dokumenten-Management-Sys-teme werden farbig. Farbscanner und -drucker sind nicht länger unerschwinglich.

- Die immer besser und kostengünstiger werdenden Kommuni-kationswege erlauben eine Dezentralisierung der Daten und auch eine zentrale Verwaltung der Dokumente.

- Die Möglichkeiten der Schriftenerkennung (OCR) haben sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Verfahren zur intelligenten Erfassung von Dokumenteninhalten sind bereits in vielen Unternehmen im Einsatz.

- OCR und Klassifizierung gehen nahtlos in Knowledge-Management über. Zusammenhänge werden transparent, und der Aufbau von Wissenszentren wird möglich.

- Neue Software-Lösungen bieten Anwendern Unterstützung bei der Generierung von Wissen aus beliebigen Informationsquellen.

- Dokumenten-Management-Sys-teme werden Instrumente der Informationslogistik.

Entwicklungen, die auch an der Unternehmensstruktur und Ausrichtung von DMS-Herstellern und -Anbietern nicht spurlos vorübergehen, wie Ulrich Kampffmeyer, europäischer Direktor des internationalen DMS-Verbandes AIIM (Association for Information and Image Management), feststellt. "Die Praxis zeigt, dass sich Produkt- und Projektgeschäft nicht vertragen. Aus vielen DMS-Beratern werden Systemintegratoren, andere werden zu Application-Service-Providern." Generell nimmt der Wettbewerbsdruck seiner Meinung nach zu. "Zwar bestätigt sich ein Marktwachstum von etwa 25 Prozent, die DMS-Hersteller schöpfen es allerdings nicht alleine ab. Sie sehen sich immer häufiger der Konkurrenz von ERP-, E-Business-, Groupware- oder Datenbankherstellern gegenüber, die verstärkt DMS-Themen besetzen."

Alter Wein in neuen Schläuchen

Die fortschreitende Entwicklung im Bereich der so genannten Document Related Technologies (DRT) spiegelt sich nicht nur in vielen neuen Produkten, sondern auch in einer Inflation neuer Begriffe und Terminologien wider. Eine Tatsache, durch die sich potentielle Anwender nach Ansicht von Kampffmeyer weder verwirren noch abschrecken lassen sollten. Nicht selten haben, so Kampff-meyer, neue Begriffe ihre Wurzeln in altbekannten Verfahren und Technologien. "Die Phantasie der Marketing-Strategen ist bewundernswert. Neulich habe ich einen Scanner gesehen, der als Know-ledge-Management-Device angeboten wurde."

Aussteller sind zufrieden

Derweil ziehen die Ausrichter eine durchweg positive Messebilanz. "Die Messe hat sich als Leitmesse für Informations-, Dokumenten- und Produktdaten-Management bestätigt", bekräftigt Veranstaltungschef Gerhard Klaes. Unverändert hoch war demnach der Besucheranteil an qualifizierten Fachleuten mit 96 Prozent sowie der Anteil der Erstbesucher mit 72 Prozent. 15 Prozent kamen aus dem europäischen Ausland.

Dennoch: Während in den letzten Jahren die Zielvorgabe mehr oder minder deutlich übertroffen wurde, kamen diesmal trotz erweitertem Ausstellungsspektrum mit 19.850 Besuchern knapp weniger als die erwarteten 20.000. Etwas nachdenklich macht ebenfalls die Zahl derjenigen Besucher, die wiederkommen wollen. Sie liegt laut offizieller Veranstalterstatistik bei gerade einmal 65 Prozent.

Ungeachtet dessen scheinen sich zumindest die Erwartungen der Aussteller erfüllt zu haben. 93 Prozent zeigten sich, laut Auswertung, mit dem Messeverlauf zufrieden und erwarten ein gutes Nachmessegeschäft. "Die DMS Expo hat, nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten, auch dieses Jahr unsere Erwartungen erfüllt. Wir konnten eine große Anzahl von Kontakten auf qualitativ hohen Niveau verzeichnen", bestätigt Frank Schick, Vertriebsvorstand der Daa Systemhaus AG in Hügelsheim.

Ebenfalls positiv fällt das Resümee von Gerhard Schmitz, Content-Management Technical Sales bei IBM, aus. "Wir haben unsere Ziele voll erreicht, was die Botschaft im Markt und die Zielgruppenansprache betrifft. Ich denke, wir konnten insgesamt die Sichtbarkeit von IBM in dieser Branche deutlich erhöhen."

Egal ob als echte Business- oder als Marketing-Plattform, 86 Prozent der Aussteller haben ihre Teilnahme für das nächste Jahr bereits bestätigt. Grund genug für den Veranstalter, weiter auf Expansionskurs zu gehen. Mit insgesamt 40.000 Quadratmeter soll die Ausstellungsfläche der DMS Expo 2001 gegenüber diesem Jahr nochmals verdoppelt werden. (sd)

www.dms21.de

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