Ingram Macrotron: Kostenreduzierung soll Arbeitsplätze erhalten

14.06.2001
Broadliner Ingram Micro hat vergangene Woche seinen radikalen Sparkurs für die USA bekannt gegeben. Bei Ingram Macrotron, der deutschen Tochter des weltweit größten Distributors, gibt man sich - zumindest vorerst - gelassen.

Der US-Broadliner Ingram Micro zieht nach stetig sinkenden Quartalsergebnissen die Notbremse. Drastische Kos- tenreduzierung ist angesagt. Fast ein wenig zu spät, wie Marktkenner orakeln. Dafür fällt die Reorganisation entsprechend drastisch aus: 1.000 Mitarbeiter müssen gehen und drei Niederlassungen in Kalifornien - Newark, Rancho Cucamonga und Santa Ana - machen dicht. Allerdings handle es sich dabei um reine Distributionslager. Die Konzern-Zentrale in Santa Ana mit Management, Controlling und EDV bleibe natürlich bestehen, wie Insider berichten. Außerdem wird das Produkt-Management von vorher sechs auf jetzt vier Bereiche zusammen gestrichen.

Bei der deutschen Tochter Ingram Macrotron in Dornach hat die Geschäftsführung bereits im vergangenen Jahr hart durchgegriffen: "Wir haben vergleichbare Maßnahmen zur Kostenreduzierung, die jetzt in den USA greifen sollen, bereits 2000 durchgeführt", resümiert Gerhard Schulz, Geschäftsführer Vertrieb bei der Ingram Macrotron Distribution GmbH, gegenüber ComputerPartner. So hat Schulz bereits unrentable Niederlassungen geschlossen und dem Vertrieb des Broadliners eine Schlankheitskur verordnet. Heute arbeitet Ingram Macrotron mit nur noch fünf nach Kundengruppen segmentierten Vertriebskanälen: Key-Account für die Top 20 der deutschen Systemhäuser, General Sales adressiert den mittleren und kleinen Fachhandel, Kooperationen, Consumer-Channel für die Retailer und der OEM-Bereich, der auch Subdistribution einschließt.

"Wir konnten damit die operativen Kosten erheblich senken. Und wir werden in der jetzigen Situation weiter daran arbeiten, um den Abbau von Arbeitsplätzen zu vermeiden", stellt Schulz klar. Inwieweit die Entlassungswelle beim Mutterunternehmen in den USA nach Europa überschwappt, lässt sich heute wohl noch nicht sagen. Denn auch Wettbewerber Computer 2000 hat unter dem rigiden Sparkurs der US-Mutter Tech Data zu leiden.

Der Grund für die von den amerikanischen Managern verordnete Rosskur liegt auf der Hand: Auch das laufende Geschäftsjahr bleibt - wie das vergangene - weit hinter den Erwartungen der IT-Branche zurück. Der deutsche Markt macht da keine Ausnahme: "Im April und Mai hat sich die Nachfrage stark abgeschwächt. Industrie als auch Endkunden sind derzeit nicht bereit zu investieren", stellt Schulz fest. Im zweiten Halbjahr rechnet er - zumindest für sein Unternehmen - mit besseren Absatzchancen: "Wir werden unsere Vorgaben annähernd erreichen können." Für den Gesamtmarkt sieht seine Prognose dagegen düster aus: "Auch für das zweite. Halbjahr erwarte ich keine großen Wachstumssignale, wie das beispielsweise vor der Jahr-2000-Umstellung der Fall war. Für die IT-Unternehmen bleibt nur das Wachstum über das Vergrößern des Marktanteils und die Verbesserung der internen Effizienz."

www.ingrammicro.com

www.ingrammacrotron.de

ComputerPartner-Meinung:

Ingram Macrotron hat bereits im vergangenen Geschäftsjahr vorbeugende Maßnahmen ergriffen und interne Strukturen - insbesondere im Vertrieb - verschlankt. Da die Branche auch 2001 nur mit einem gebremsten Wachstum rechnen kann, wird der Sparkurs auch in Dornach weiter anhalten. (ch)

Zur Startseite