Interview mit Reinhold Stratz, Vorstandssprecher der NT Plus AG

07.01.1999

OSNABRÜCK: Nachdem sich das Übernahmefieber unter den IT-Broadlinern gesenkt hat, schicken sich nun die Telekommunikationsdistributoren an, diese Konzentrationswelle fortzusetzen. So erwarb jetzt die NTPlus AG 77 Prozent der Anteile an der Phonet Telecom AG. NT-Plus-Vorstandschef Reinhold Stratz erläutert im Gespräch mit ComputerPartner-Redakteurin Susann Naumann die Bedeutung dieser Übernahme für sein Unternehmen und die Trends in der Distributionsszene.

Sie haben mit der Phonet Telecom AG einen Ihrer ärgsten Konkurrenten übernommen. Verschafft Ihnen das eine gewisse Genugtuung?

STRATZ: Wir hatten bereits vor Jahren eine strategische Zusammenarbeit mit der Phonet Telecom angestrebt und auch entsprechende Gespräche mit der GFT (ehemaliger Gesellschafter von Phonet, Anm.d.Red.) geführt. 1994 hat sich unser damaliger Mehrheitsgesellschafter aufgrund des verantwortlichen Geschäftsführers der Phonet, Günther Hirschmann, gegen eine Kooperation entschieden. Dieser startete dann einen aggressiven und zum Teil unfairen Wettbewerb. Da damit die Energie in eine falsche Richtung geleitet wurde, mußte dies irgendwann schiefgehen. Wir bedauern die Probleme und den Schaden, der dem Unternehmen und der GFT dadurch indirekt zugefügt wurde.

Phonet war im Sommer 1998 durch eine Betriebsprüfung, die Unregelmäßigkeiten in der Geschäftstätigkeit entdeckte, mächtig ins Schleudern geraten. Mit den Folgen hat der Distributor noch heute zu kämpfen. Inwieweit werden diese "Sanierungsmaßnahmen" auch das Geschäft von NT Plus beeinflussen?

STRATZ: Wir unterstützen die Sanierungsmaßnahmen, soweit uns dies als Hauptgesellschafter mit qualifizierter Mehrheit zulässig und möglich ist. Unser direktes Geschäft wird dadurch nur unwesentlich beeinflußt. Wir gehen davon aus, daß die Sanierungsmaßnahmen innerhalb der nächsten drei Monate erfolgreich abgeschlossen sind.

Im Produktsortiment von Phonet und NT Plus gibt es einige Überschneidungen, wie TK-Systeme, CTI oder ISDN. Wie werden Sie diese Überlappungen handhaben?

STRATZ: Es ist beabsichtigt, alle Unternehmen als rechtlich selbständige Distributionsunternehmen weiterzuführen. Phonet bleibt damit Lieferant der professionellen Systemhäuser der GFT und wird somit wie bislang ihren Schwerpunkt im TK-Bereich haben. NT plus versteht sich als der "Kommunikationsdistributor", der sowohl das TK-Systemgeschäft als auch den IT-Bereich professionell abdeckt.

Bleibt der Name Phonet erhalten oder wird es, wie bei Connect

Service Riedlbauer geschehen, zu einer Namensänderung kommen?

STRATZ: Bei Riedlbauer verhielt es sich damals anders: Wir hatten im

Oktober 1998 nur die Distributions-aktivitäten aus der ehemaligen Connect Service Riedlbauer GmbH "herausgekauft" und in die NT plus integriert. Die ehemalige GmbH wird von Erich Riedlbauer unter dem Namen "Riedlbauer Callcenter & Online Solutions GmbH" weitergeführt. Nur der Name "Connect Service Riedlbauer" ist also vom Markt verschwunden, weil aufgrund der weiterexistierenden Altgesellschaft hier namentliche Änderungen vorgenommen werden mußten. "Phonet" klingt nicht nur gut, sondern ist auch gut. Es ist beabsichtigt, die Gesellschaft und diesen Namen langfristig weiterzuführen.

Durch die Übernahme bekommen Sie auf einen Schlag Auslandsnie-derlassungen in Österreich und Luxemburg. Gerade in diesem Punkt aber waren Sie bisher immer sehr vorsichtig. Welche Bedeutung räumen Sie dem Auslandsgeschäft jetzt ein?

STRATZ: Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß ein Auslandsgeschäft nur sinnvoll ist, wenn Herstellerverträge für das jeweilige Land gewonnen werden können, und in diesen Ländern ein lokales, qualifiziertes Management das Unternehmen führt. Oder aber eine Zusammenarbeit beziehungsweise Beteiligung mit einem etablierten Partner realisiert werden kann. Das "Vorsichtsprinzip" gilt auch weiterhin.

Sie haben durch den Phonet-Kauf das Umsatzziel von 500 Millionen Mark, das Sie sich für das Jahr 2000 gesteckt hatten, bereits in diesem Jahr erreicht. Wie sieht die Vorgabe für das kommende Jahr nun aus?

STRATZ: Sicher wollen wir weiter wachsen. Wir gehen aber aufgrund der getätigten Zukäufe von einer Konsolidierungsphase aus.

Bei den großen PC-Distributoren (Broadlinern) ist die Konzentrationswelle schon fast abgeschlossen. Setzt sich dieser Prozeß jetzt unter den TK-Distributoren fort?

STRATZ: Eine gewisse Konzentration in der Distribution ist sowohl für die Fachhandelspartner als auch für die Hersteller sinnvoll. Eine zu starke Auffächerung in der Distribution erhöht die Vertriebskosten und senkt zwangsläufig die Qualität der Fachhandelsbetreuung. Das gilt für die PC-Distributoren genauso wie für die Kommunikationsdistributoren. Wir gehen deshalb von einem weiteren Konzentrationsprozeß aus.

Welche Strategie wird NT Plus diesbezüglich in den kommenden Jahren fahren? Planen Sie weitere Firmenübernahmen?

STRATZ: Dazu möchte ich aus wettbewerbsbedingten Gründen nichts sagen.

Geht von einem weiteren Konzentrationsprozeß unter den Distributoren aus: NT-Plus-Vorstandschef Reinhold Stratz.

Zur Startseite