Ist Thomas Kollbach ein Fall für Sigmund Freud?

17.12.1998
Was soll man von einem Mann halten, der öffentlich erklärt, er wolle die Belegschaft seiner Firma innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre verzwanzigfachen? Und zwar nicht von eins auf 20, sondern von rund 350 auf 6.500 Mitarbeiter. Nennt man so jemanden einen Mann mit mutigen Zielen, meldet sich hier ein Visionär zu Wort, soll man ihn unter Größenwahn oder Großmannssucht leiden lassen? Oder handelt es sich schlicht um einen Irren?Thomas Kollbach, Geschäftsführer der Simac ICT GmbH in Hannover, der mit diesen Zahlen jongliert (vergleiche Aufmacher Seite 1), spricht selbst von einem Traum. Gegen Träume ist nichts einzuwenden, im Gegenteil. Allerdings: Träumen tun wir zumeist im Schlaf, und Träume haben mit der Wirklichkeit oftmals nicht allzuviel zu tun. Darüber hinaus breiten die Menschen in der Regel ihre Träume nicht vor der Öffentlichkeit aus. Thomas Kollbach ist da aus einem anderen Holz geschnitzt. Ist er damit automatisch ein Fall für Sigmund Freud, der sich intensiv damit beschäftigt hat, was die Trauminhalte über die Psyche des betreffenden Menschen aussagen?

Was soll man von einem Mann halten, der öffentlich erklärt, er wolle die Belegschaft seiner Firma innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre verzwanzigfachen? Und zwar nicht von eins auf 20, sondern von rund 350 auf 6.500 Mitarbeiter. Nennt man so jemanden einen Mann mit mutigen Zielen, meldet sich hier ein Visionär zu Wort, soll man ihn unter Größenwahn oder Großmannssucht leiden lassen? Oder handelt es sich schlicht um einen Irren?Thomas Kollbach, Geschäftsführer der Simac ICT GmbH in Hannover, der mit diesen Zahlen jongliert (vergleiche Aufmacher Seite 1), spricht selbst von einem Traum. Gegen Träume ist nichts einzuwenden, im Gegenteil. Allerdings: Träumen tun wir zumeist im Schlaf, und Träume haben mit der Wirklichkeit oftmals nicht allzuviel zu tun. Darüber hinaus breiten die Menschen in der Regel ihre Träume nicht vor der Öffentlichkeit aus. Thomas Kollbach ist da aus einem anderen Holz geschnitzt. Ist er damit automatisch ein Fall für Sigmund Freud, der sich intensiv damit beschäftigt hat, was die Trauminhalte über die Psyche des betreffenden Menschen aussagen?

Die Wahrheit ist, so steht zu vermuten, ziemlich banal. Es dürfte sich in erster Linie um eine sehr wohlüberlegte PR-Aussage handeln. Ein Mittel, um mit geringem Aufwand in die Schlagzeilen zu kommen und den Namen überhaupt erst einmal bekannt zu machen. Denn Simac ist in Deutschland noch immer ein Nobody.

Die Aussage von Simac-Geschäftsführer Kollbach mutet wie der Traum eines fußballbegeisterten Grundschülers an, einmal ein Superstar in der Bundesliga zu werden. Das Ziel ist einfach zu weit weg, als daß man es in dieser Form wirklich ernst nehmen könnte. Geld wäre bei der Realisierung der Wachstumsphantasien von Kollbach und seinem niederländischen Boß Erik van Schagen sicher nicht das Thema. Das Hauptproblem liegt vielmehr darin, die Leute überhaupt zu finden, die erforderlichen Strukturen zu schaffen und die aufgrund des schnellen Wachstums zwangsläufig auftretenden Gelenkschmerzen zu verkraften. Auch weitere Firmenzukäufe müßten erst einmal verdaut werden. Die Gefahr, daß man sich dabei verschluckt und einem der Bissen im Halse stecken bleibt, ist groß. Simac-Partner Baan kann derzeit ein Lied davon singen, wohin ein zu stark ausgeprägter Expansionsdrang führen kann. In lebhafter Erinnerung ist auch noch der geplatzte Traum von fünf deutschen Systemhäusern vor Jahresfrist, durch Fusion und weitere Akquisitionen in diesem Jahr zu einer Macht mit 500 Millionen Mark Umsatz aufzusteigen. Vieles ist nämlich eben doch leichter gesagt als getan.

Dennoch: Die deutschen Systemhäuser tun gut daran, die Ankündigung des Simac-Managements nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn sie ist ein Signal, daß hier etwas entsteht, was den Markt ganz fürchterlich durcheinanderwirbeln kann. An die Aussage, in ein paar Jahren 6.500 oder gar 10.000 Mitarbeiter in Lohn und Brot halten zu wollen, wird sich später ohnehin niemand mehr erinnern. Aber wenn sie heute dazu beiträgt, den Weg an die Spitze durch verstärkte Wahrnehmung bei Kunden, Herstellern und potentiellen Mitarbeitern, die gerne auch vom Wettbewerber kommen dürfen, zu ebnen, hat sie ihre Funktion erfüllt.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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