Arbeitsfelder werden immer größer

IT-Experten mit BWL- und Branchen-Know-how gesucht

04.06.2010

Veränderte Qualifikationsanforderungen

Gewandelt hat sich aber das Anforderungsprofil an ITler. Darüber sind sich die Experten einig. Zwar würden auch weiterhin Softwareentwickler gesucht, die wochenlang still vor sich hin programmieren. Doch immer seltener. Gefragt seien "teamfähige IT-Spezialisten, die mit anderen Experten maßgeschneiderte Problemlösungen entwickeln können - fürs eigene Unternehmen und für Kunden", betont Prof. Löwe. "Die Informatiker von morgen müssen auch in anderen Fachgebieten zumindest ein Überblickswissen haben." Ähnlich äußern sich Unternehmensvertreter. So zum Beispiel Axel Schnuck, der bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall den Bereich Procurement & Technologie leitet: "Wir brauchen ITler, die auch das nötige betriebs- und finanzwirtschaftliche Fachwissen haben, um die Geschäftsprozesse in unserem Unternehmen zu verstehen." Aus einem simplen Grund: Die von den ITlern entwickelten Programme sollen stets eine Funktion im Unternehmen erfüllen - zum Beispiel den Kundenbetreuern das Beraten der Kunden erleichtern. "Also müssen die Programme so perfekt wie möglich die realen Kundenwünsche abbilden."

Hinzu kommt: Kein Großunternehmen existiert erst seit gestern. Also haben sie auch eine gewachsene IT-Landschaft. Und diese ist zum Beispiel bei Finanzinstituten wie Schwäbisch Hall noch weitgehend von Großrechnern geprägt. Denn Sicherheit und Zuverlässigkeit sind für sie zentrale Erfolgsfaktoren. Folglich müssen die neuen IT-Programme, wie Schnuck erklärt, "selbst wenn sie in modernen Sprachen wie Java programmiert sind, an die Großrechnersysteme gekoppelt werden und mit diesen über eine intelligente Verzahnung harmonieren." Deshalb müssen die ITler auch von Großrechner-Architekturen und Programmiersprachen wie Cobol Ahnung haben.

Unternehmen finanzieren Studium

Informatiker, die neben dem gewünschten IT-Know-how auch das nötige betriebswirtschaftliche Know-how und Branchen-Know-how haben, sind rar. Deshalb setzen viele Unternehmen, die ITler mit einem solchen Profil benötigen, seit Jahren auf Selbsthilfe, wie Prof. Dr. Karl Müller-Siebers, Präsident der FHDW Hannover, konstatiert. Das heißt, sie finanzieren Berufsanfängern zum Beispiel ein duales (Wirtschafts-)Informatik-Studium, bei dem diese jeweils die Hälfte der Zeit studieren und im Betrieb arbeiten. Als Beispiele nennt Müller-Siebers den A-tomatenhersteller Höft & Wessel und die Versicherungsgruppe Hannover (VGH), mit denen die FHDW kooperiert. Auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall finanziert aktuell 20 jungen Männern und Frauen ein Wirtschaftsinformatik- oder Informationstechnik-Studium an den Dualen Hochschulen Villingen-Schwenningen und Mannheim.

Trotz dieses Engagements fällt es den Unternehmen schwer, ihren akuten Bedarf an (Wirtschafts-)Informatikern zu decken. Software-Entwickler und IT-Architekten gesucht, verkünden zur Zeit viele. So zum Beispiel die Deutsche Telekom und das Deutsche Bahn-Tochterunternehmen DB Systel. Auch bei der Schwäbisch Hall-Gruppe sind Informatiker-Stellen vakant, viele davon in der klassischen Anwendungsentwicklung.

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