Junge Eltern in Deutschland sind im europäischen Vergleich am unzufriedensten mit ihren Arbeitszeiten und der Aufteilung von Berufs- und Familienpflichten. Darauf weist aktuell die Dresdner Bank hin. Laut OECD-Statistik lebt mehr als die Hälfte der Eltern mit Kindern unter sechs Jahren im klassischen Modell "Vater verdient, Mutter ist Hausfrau". Allerdings ist dies nur für 5,7 Prozent der Paare auch der Wunschzustand. "Nirgendwo in Europa klaffen damit Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander wie in Deutschland", so die Dresdner Bank Volkswirtin Kirsten Böddeker.
Und das wollen viele junge Eltern wirklich: 42,9 Prozent wünschen sich, dass neben dem Vollerwerber auch der zweite Elternteil halbtags arbeiten gehen kann. Dafür müssen aber die Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie stimmen.
Deutschland ist gemäß dem aktuellen OECD-Arbeitsmarktbericht nach Spanien das europäische Land mit den prozentual meisten Alleinverdiener-Familien. Während in Spanien in 56,9 Prozent und in Deutschland in 52,3 Prozent der Haushalte mit Kindern unter sechs Jahren nur der Vater arbeiten geht, liegt die Quote in Portugal nur bei 18,7 Prozent. Frankreich hat 38,3 Prozent Alleinverdiener-Familien, die Niederlande 33,7 Prozent und Großbritannien 32,8 Prozent. "Mit der vergleichsweise niedrigen Erwerbsquote von Müttern verschenkt Deutschland einen wertvollen Schatz: die Arbeitskraft, Kreativität und Motivation von vielen Frauen", so Volkswirtin Böddeker. Ziel müsse es sein, dass Eltern berufstätig sein und trotzdem Kinder großziehen können.
Außer in Deutschland und Spanien geht in der Mehrzahl der europäischen Haushalte die Frau teilweise oder ganz mit arbeiten. In Portugal sind in 74,5 Prozent der Familien beide Elternteile vollzeit berufstätig, in Schweden und Finnland etwa je die Hälfte. In allen drei Ländern wünscht sich ein noch höherer Prozentsatz, dieses Modell umsetzen zu können. Führend bei Teilzeit sind die Niederlande: 54,8 Prozent haben einen Voll- und einen Teilzeitverdiener (meist die Frau). (mf)